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Macabros 034: Galeere des Grauens

Macabros 034: Galeere des Grauens

Titel: Macabros 034: Galeere des Grauens
Autoren: Dan Shocker
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wußte.
    »Es ist etwas Außergewöhnliches, etwas –
Übernatürliches?« fragte er.
    »Ich habe Sie gebeten, nicht mehr davon zu
sprechen.«
    »Und eben das fällt mir schwer. Was Ihrem Mann passiert
ist, kann jederzeit einem anderen zustoßen.«
    »Nein, das glaube ich nicht.«
    »Was macht Sie so sicher?«
    »Bitte…« Sie sah ihn flehentlich an. »Es
würde Ihnen nicht helfen, wenn Sie weiterbohren… Sie
würden unglücklich werden… wie Percy.«
    Es gab ein großes Geheimnis um diesen Mann, und seine Frau
kannte es. Mit welchen Mächten hatte Jefferson sich
eingelassen?
    »Was Sie nicht wissen, kann Sie nicht
beschäftigen.« Sie legte ihre Hand auf die seine.
»Percy hätte gern alles rückgängig gemacht, wenn
er es noch gekonnt hätte… aber er war zu tief verstrickt in
das Phänomen. Er war ein anderer geworden, arbeitete nicht mehr,
versäumte Termine und schloß sich tage- und
nächtelang ein. Er beschimpfte und schlug mich.«
    Da zog er sie an sich, und sie kam ihm entgegen. Später
wußte er nicht mehr zu sagen, wie alles gekommen war. May lag
plötzlich in seinen Armen, und sie küßten sich.
    Als sich ihre Lippen voneinander lösten, schlug Gilmores Herz
wie rasend, und er fühlte sich wie ein Pennäler, der zum
ersten Mal verliebt war.
    In diesem Haus war offenbar alles merkwürdig. Eine Frau, die
vor zwei Tagen zur Witwe geworden war, lag in seinen Armen. Keine
Spur von Trauer. Ein richtiges Eheverhältnis schienen die
Jeffersons offenbar schon lange nicht mehr gehabt zu haben.
    Es war, als hätte der körperliche Kontakt eine Barriere
niedergerissen. May Jeffersons Augen füllten sich mit
Tränen, und sie weinte leise vor sich hin. »Es hätte
alles nicht zu sein brauchen…«, schluchzte sie. »Wir
haben so eine gute Ehe geführt… bis vor einem Jahr…
bis vor einem Jahr.«
    Ed streichelte über ihre seidigen Haare.
    Das alles kam ihm vor wie ein Traum.
    »Was war vor einem Jahr?«
    »Da kam er nach Hause… mit dieser komischen Tonfigur.
Ich weiß nicht, wo er sie aufgetrieben hat… er hat es mir
nie gesagt… aber damit fing es an… Als ich merkte, wie sehr
er sich veränderte, bat ich ihn, seine Forschungen aufzugeben
und die Tonfigur, die er als Instrument eines geheimnisvollen Spiels
bezeichnete, zu vernichten. Er hat es in der Tat auch versucht…
später… aber eben zu spät… da konnte er sich
nicht mehr davon trennen… Er hing in einer seltsamen
Haßliebe an ihr… ›Wer sie einmal anfaßt‹,
sagte er zu mir, ›der ist verloren‹.«
    »Wo ist diese Figur?«
    »In einem besonderen Raum dieses Hauses, in dem nur Percy
sich aufhielt, seitdem er die Figur besaß.«
    »Sie haben die Figur nie gesehen?«
    »Nein. Er scheint von Anfang an gewußt zu haben,
daß er sich auf ein gefährliches Spiel
einließ…«
    »Aber wenn er ein Risiko von vornherein einging, dann
muß er doch auch irgend etwas für sich erwartet haben?
Irgend etwas Positives für sich?«
    »Ich weiß es nicht. Aber anzunehmen ist es. Jedes Ding
hat schließlich seine zwei Seiten. Der Gedanke daran, daß
die Figur noch immer hier im Haus aufbewahrt wird, macht mich
krank… ich fürchte mich, Ed.« Ganz plötzlich
nannte sie ihn beim Vornamen.
    »Ich denke, nur der, der sie berührt…
beschwört etwas Unfaßbares herauf?«
    »Nach dem wenigen, das Percy mir anvertraute, muß das
so sein. Aber wie kann man eine Gefahr, die man fühlt, aus dem
Haus schaffen, ohne sie anzurühren?«
    May löste sich von ihm und richtete sich auf. Ihre Hände
zitterten, als sie nach dem Glas griff.
    »Ich möchte Ihnen gern helfen… May… vielleicht
habe ich die ganze Zeit über schon gemerkt, daß Sie Hilfe
brauchen… aber ich kann Ihnen nur helfen, wenn ich alles
erfahre, was Sie wissen.«
    »Ich weiß nicht mehr, Ed…«
    »Dann lassen Sie mich die Spielfigur sehen.«
    May Jefferson sah ihn ängstlich an. »Sie werden es mir
nicht glauben: ich wollte mir den Raum, den Percy in der letzten Zeit
kaum noch verließ und in den er sich stets einschloß,
auch ansehen, als mir Santville unter anderem die Schlüssel
brachte, die Percy bei sich trug. Sie müssen nämlich
wissen, daß es nur diesen einen Schlüssel gab… eben
um keinen Unfug mit den Dingen zu treiben, die sich dort befinden.
Ich stand schon vor der Tür und ich brachte es nicht fertig, den
Schlüssel im Schloß herumzudrehen. Das Gefühl,
daß hinter dieser Tür etwas lauert, packte mich mit einem
Mal so stark, daß ich nach oben lief und mich in meinem
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