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Macabros 034: Galeere des Grauens

Macabros 034: Galeere des Grauens

Titel: Macabros 034: Galeere des Grauens
Autoren: Dan Shocker
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Spiel
ausgelöst, das rätselhafte, ungewöhnliche und
tödliche Spiel der Götter, das Spiel des
Schicksals…
     
    *
     
    Er betätigte die Klingel und wartete.
    Es dauerte über eine Minute, ehe er einen leisen Knacks in
der Sprechanlage vernahm. Dann eine charmante weibliche Stimme, bei
der einem ein Schauer über den Rücken lief.
    »Ja, bitte? Wer ist da?«
    »Ich bin’s, Misses Jefferson. Ed Gilmore.«
    »Mister Gilmore?« hauchte sie. Ihr Erstaunen war echt.
Sie hatte ihn bestimmt nicht erwartet.
    Der Türsummer ging. Ed Gilmore lächelte leicht, als er
den gewundenen Plattenweg zum Haus ging. Die prächtige
Rasenanlage war sauber und gepflegt. Hinter der hüfthohen Mauer
wuchsen Pfefferminzhecken. Magnolienbäume blühten. Um zum
Hauseingang zu gelangen, mußte man erst die Jasminbüsche
und Rosensträucher umrunden, die wie eine Wand davor
standen.
    Die Gedanken, die er das erste Mal gehabt hatte, als Mrs.
Jefferson seine Dienste in Anspruch nahm, kamen ihm jetzt wieder.
    ›Ein Rechtsanwalt muß doch ein Schweinegeld verdienen.
Wenn ich wieder auf die Welt komme, werde ich einer…‹
    Jefferson hatte gelebt wie ein Eremit. Hier, in der vornehmsten
Gegend von Los Altos, lebten die Emporkömmlinge und
Bessergestellten. Da war ein Bungalow schöner als der andere,
und eben weil sie so schön waren, standen riesige Bäume und
Büsche hinter den Umzäunungen, damit man sie von der
Straße aus nicht einsehen konnte.
    Jefferson hatte Geschmack gehabt. Er liebte San Francisco und
verdiente dort sein Geld, aber hier – eine gute Autostunde von
der Metropole entfernt, in Los Altos, einem reinen Siedlungsgebiet,
wo es keine Straßenbahnen, keine Industrie und Fabriken gab, da
wollte er leben.
    Ein Swimmingpool fehlte auch nicht. Das Wasser… glitzerte in
der Sonne, die schräg am Himmel stand.
    Gilmore kam sich vor wie im Paradies, und allein schon der
Spaziergang durch den ausgedehnten Garten war die Stundenreise von
San Francisco hierher wert.
    Der Anwalt war ein Ästhet gewesen. Das bewies auch die Frau,
die er geheiratet hatte.
    May Jefferson war eine ungemein schöne Frau, in deren Armen
man die Welt vergessen konnte. Ed Gilmore hätte es gern getan.
Sie war neununddreißig und damit acht Jahre älter als er,
aber das störte ihn nicht. Im Gegenteil! May Jefferson hatte
jene Reife, die er sich wünschte, ohne so ›reif‹ zu
sein, wie das allgemein gemeint war, wenn man von Frauen sprach.
    May Jefferson war eine Sünde wert. Vielleicht klappte es
jetzt, da ihr Mann tot war… so ganz schien es mit der Ehe schon
nicht mehr gestimmt zu haben, wenn Ed die Dinge im rechten Licht
betrachtete.
    May Jefferson hatte ihm da einiges anvertraut.
Vernachlässigung, Streit, es war die Rede davon gewesen,
daß Percy nicht mehr so war wie früher.
    Hatte die Rechtsanwaltswitwe einen Freund, einen Liebhaber?
Zutrauen tat er’s ihr. Vielleicht hatte sie etwas mit dem
rätselhaften Tod ihres Mannes zu tun… und hatte ihn, Ed
Gilmore – als Mittel zum Zweck benutzt, daß er bezeugen
konnte, wie alles gekommen war, falls irgendwelche unliebsamen Fragen
auftauchen sollten?
    Gilmore sah plötzlich alles in anderem Licht und vor seinem
geistigen Auge das schwarze, lackierte Gesicht des Toten und die
großen, weit aufgerissenen Augen. Kalt, starr und tot war Percy
Jefferson gewesen, und sowohl die Ärzte als auch die Polizei
standen vor einem Rätsel.
    Die beiden letzten Nächte hatte Gilmore kaum ein Auge
geschlossen. Das Geschehen, dessen Zeuge er wurde, ließ ihn
nicht mehr los.
    Percy Jefferson war auf rätselhafte Weise ums Leben gekommen.
Eine äußere Einwirkung ließ sich nicht feststellen.
Auch eine Krankheit, die auf eine Infektion zurückzuführen
war, hatten Fachleute nicht feststellen können, die Tag und
Nacht an den Untersuchungsergebnissen arbeiteten. Während dieser
Zeit war Gilmore in Quarantäne gewesen, und erst am frühen
Morgen des heutigen Tages hatte man ihn entlassen.
    Spielte Gift eine Rolle, dessen Herkunft und Zusammensetzung man
nicht kannte und das Jeffersons Leben ein Ende setzte?
    Möglich. Aber unbewiesen…
    Unmittelbar nach seiner Entlassung führte er ein eingehendes
Gespräch mit Captain Santville, der ihn aus der
Quarantänestation abholte. Gilmore hatte zugegeben, Jefferson zu
kennen und den Auftrag gehabt zu haben, ihn zu überwachen. Doch
das wußte Santville schon. May Jefferson war in der
Zwischenzeit von ihm ›interviewt‹ worden, wie er seine
Verhöre zu bezeichnen
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