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Macabros 027: Totenbarke nach Xantilon

Macabros 027: Totenbarke nach Xantilon

Titel: Macabros 027: Totenbarke nach Xantilon
Autoren: Dan Shocker
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Schlösser,
deren Herren tot, vertrieben oder geflüchtet waren. Schwarze
Priester und dämonengewordene Menschen, finstere Magier, die das
Gebot der Stunde nutzten und ihre Kräfte ausbauten, hatten hier
ihre Hände im schmutzigen Spiel.
    Amina kannte die Geschichte. Sie kam aus einer anderen Zeit der
gleichen Welt. Arson, ihr Mann, der sich zur Aufgabe gemacht hatte,
das Werk der Dämonen in Raum und Zeit zu erforschen und
durchsichtig zu machen, um einem geheimnisvollen Kämpfer gegen
die Kräfte der Finsternis und der Magie für seine ungeheuer
schwierige Aufgabe in der Gegenwart Hilfe und Unterstützung
zukommen zu lassen, hatte sie in alles eingeweiht.
    Die schlanke Frau mit dem rötlich schimmernden Haar und den
großen grünen Augen konnte sich kaum noch auf den Beinen
halten.
    Das halbdurchsichtige Gewand verdeckte kaum noch ihre weiblichen
Formen, ihre zarte Haut. In Fetzen hing der weiche Stoff an ihrem
Körper.
    Der Junge sah nicht besser aus. Das einstmals weiße,
rockartige Gewand hing zerschlissen an ihm und wurde nur noch von
einem braunen, schillernden Ledergürtel gehalten.
    Man sah ihnen allen die Entbehrungen und Strapazen an.
    Niemand sagte ein Wort. Totenstille einer fremden, sich
verändernden Welt hüllte sie ein.
    Der steppenartige Boden unter ihren Füßen war hart.
Große und kleine Steine von den nahen, bizarren Felsen lagen
herum. Vor ihnen breitete sich eine finstere Schlucht aus. Leise
säuselte der Wind und schien mit jedem Schritt, den sie der
Schlucht näherkamen, stärker zu werden.
    Warnak blieb plötzlich stehen. Er wartete, bis Amina und
Taaro auf seiner Höhe ankamen. Er ging ihnen stets vier,
fünf Schritte voraus. Amina ließ sich sofort auf dem Boden
nieder. Weiches Moos wuchs wie ein Polster am Rand des Pfades, den
sie gekommen waren.
    Sie befanden sich auf einer kleinen Anhöhe. Vor ihnen
breitete sich eine seltsame Landschaft aus, die sie nur schemenhaft
wahrnehmen konnten.
    Vor dem Eingang der Schlucht, der noch einige hundert Meter weiter
nördlich lag, standen kleine verkrüppelte Bäume.
Niedriges, breitblättriges Gras wuchs zwischen kahlem, nacktem
Gestein. Nur wenige Schritte unterhalb der Anhöhe lagen die
bleichenden Knochen irgendwelcher Kreaturen, die hier aus unbekanntem
Grund ihr Leben ausgehaucht hatten.
    Ein riesiges Skelett, das hoch war wie ein Baum, türmte sich
zwischen zwei bleistiftdünnen Felsen auf, hinter denen sich
wieder ein bizarrer, breiter Felsenturm erhob, der aussah, als
wäre er aus riesigen Quadern von einem Giganten
aufgeschichtet.
    Eine beklemmende Atmosphäre… Der Hauch des Todes wehte
sie an.
    Amina fröstelte und zog unwillkürlich den Knaben an
sich, der wortlos gegen ihre Hüften lehnte. Er war so müde,
daß ihm auf der Stelle die Augen zufielen. Zärtlich
streichelte die Frau über das lockige Haar des Jungen.
    Zwischen den aufragenden, bleichenden Knochen flackerten winzige
grüne Lichter, als würden sich Glühwürmchen
tummeln.
    In dem menschengroßen Schädel des verendeten
Ungetüms, der breit und wuchtig zwischen den verrotteten Klauen
lag, flackerte es ebenfalls phosphoreszierend, so daß es
aussah, als würde in den erloschenen Augenhöhlen der
riesigen Bestie neues Leben erwachen.
    »Es ist unheimlich hier«, murmelte Amina.
    »Es ist anders als sonst, ja.« Der bärtige alte
Mann stützte sich auf seinen langen Stock und starrte hinab in
das sanfte Tal mit den verkrüppelten Bäumen und den
bleichenden Knochen.
    »Warnak«, sagte die Frau und hob den Blick. »Ich
weiß nicht mehr, wie lange wir unterwegs sind. Ich kann die
Stunden, die Tage nicht zählen. Hier geht keine Sonne mehr auf,
hier erscheint der Mond nicht mehr. Es ist, als ob die Welt den Atem
anhalte. Sie wissen, woher ich komme und welches Schicksal man mir
zugedacht hat. Daß es bisher nicht so weit gekommen ist, habe
ich Ihrer Kraft und Ihren Kenntnissen und vor allen Dingen Ihrem Mut
zu verdanken.«
    »Es ist nicht der Rede wert, meine Tochter«, warf der
Kräuterzüchter ein. So nannte er sie immer. »Ich habe
dir versprochen, dich nach Xantilon zu bringen oder dir wenigstens
die Möglichkeit zu geben, die Stadt zu erreichen. Ich werde mein
Versprechen halten, so lange das in meiner Macht liegt.«
    »Sie haben mir mal gesagt, daß Xantilon nicht weit
entfernt liegt.«
    »Das ist richtig, aber die Zeiten, daß man den direkten
Weg gehen kann, sind vorbei. Abtrünnige Krieger und Schergen der
Schwarzen Priester kontrollieren das Land zwischen dieser
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