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Macabros 027: Totenbarke nach Xantilon

Macabros 027: Totenbarke nach Xantilon

Titel: Macabros 027: Totenbarke nach Xantilon
Autoren: Dan Shocker
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ich
erschrocken. Aber dann sagte ich mir, daß ich das nicht
brauchte, und seltsamerweise machte ich mir von da an keine Sorgen
mehr. Ich nahm es einfach hin, wie man es hinnimmt, daß man
atmet, daß man sieht, hört und fühlt.«
    »Aber jetzt kommen Sie trotzdem zu mir?«
    »Ja. Aus einem besonderen Grund. Ich brauche Ihren Rat. Was
ich sehe und höre, ist eine Botschaft. Wenn es möglich ist,
Bilder und Geräusche aus der Vergangenheit zu empfangen,
muß es doch auch möglich sein, welche nach
›drüben‹ zu schicken!«
    »Und warum wollen Sie das, Fred?« Warlocks Stimme klang
gleichmäßig ruhig, obwohl dies das seltsamste
Gespräch war, daß er je geführt hatte.
    »Um vielleicht eine Hilfe zu schicken, einen Gedanken, einen
Hinweis zu geben.«
    »Ich komme nicht mit. Erzählen Sie mir alles der Reihe
nach!«
    Fred Reedstone lehnte sich zurück. »Die Bilder kommen
nicht immer, und sie treten vor allen Dingen auch nicht zu bestimmten
Zeiten auf. Manchmal sind sie in der Nacht da, manchmal am Tag. Es
genügt, wenn ich die Augen schließe. Dann ist mir, als ob
ich von einem gigantischen Sog gepackt und in eine unendliche Tiefe
gezerrt würde. Ich sehe die Menschen in ihren Handlungen und
erkenne die fremdartig bizarre Landschaft, in der sich Geister und
Dämonen verbergen und darauf lauern, diesen Menschen den Garaus
zu machen.«
    Er schloß die Augen.
    Dr. Samuel Warlocks Lippen bildeten einen schmalen Strich in
seinem glattrasierten, geröteten Gesicht. »Was sehen Sie,
Fred? Sehen Sie – jetzt auch etwas?«
    Reedstone schluckte. Feiner Schweiß bildete sich auf seiner
Stirn. »Ja«, murmelte er. »Ja, da ist wieder etwas.
Eine karge Landschaft, ein düsterer Himmel. Es ist eine Zeit,
die noch vor der Urzeit unserer Erde liegt. Ich erkenne zwei
Menschen. Eine Frau, einen Mann – nein, es sind drei Menschen.
Ein kleiner Junge läuft zwischen den großblättrigen
Büschen und hat einen Lockenkopf. Das ist Taaro. Mein Blick geht
in die Vergangenheit, Doc. Ich will Ihnen erzählen, was
geschehen ist – und Sie sollen mit an dem teilhaben, was diese
Menschen erleben, was sie denken, fühlen und leiden, woran sie
glauben – und vor allen Dingen, was sie erleben. Es ist wie ein
Abenteuer, ein großartiges, faszinierendes Abenteuer, das Sie
miterleben können, weil ich Ihren Blick durch das Fenster einer
unvorstellbaren Welt lenke, Doc…«
     
    *
     
    Tage der Finsternis lagen hinter ihnen… Tage der Finsternis
vor ihnen. Sie konnte sich schon nicht mehr erinnern, wie ein
Sonnentag aussah. Hier, in dieser Welt der Vergangenheit, in einem
versunkenen Sagenreich, wo sich eine neue Apokalypse ankündigte,
schien die Sonne nicht mehr. Menschen, die mit den Mächten der
Finsternis, dem Horrorreich der Geister und Dämonen, einen Pakt
abgeschlossen hatten, waren dafür verantwortlich zu machen,
daß sich Dinge ereigneten, die menschliches Leben und
menschlichen Lebensraum vernichteten.
    Amina konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. Die schöne
junge Frau mit der hellbronzefarbenen Haut vermochte schon nicht mehr
zu sagen, wie lange sie unterwegs waren. Sie klagte nicht. Das war
noch das wenigste, was sie ertragen mußte.
    Schreckliches lag hinter ihr. Sie und ihr kleiner Sohn waren von
Dämonen entführt worden. Taaro, fünf Jahre alt, lief
an ihrer Seite, nachdem sie ihn wieder einige Kilometer weit getragen
hatte. Es war erstaunlich, daß der Junge diese Strapazen
durchhielt.
    Ihr Leben bestand aus Furcht und Flucht.
    Nach ihrer Ankunft in der Vergangenheit, in die sie von den
übermächtigen Dämonen gestoßen wurden, war es
ihnen dennoch gelungen, dem weiteren Zugriff der Geister zu
entkommen. Gute Menschen hatten sich ihrer und Taaro angenommen, und
sie hatten Unterkunft bei Warnak, dem Kräuterzüchter
gefunden.
    Doch nur kurze Zeit war ihnen dort Geborgenheit und Ruhe
vergönnt.
    Warnak, der wie ein Prophet die Zeichen der Zeit zu lesen
verstand, ging ihr mit kraftvollen Schritten voraus. Dieser alte Mann
mit dem glutroten Gewand beschwerte sich nicht und zeigte keine
Zeichen der Schwäche, obwohl auch gerade er viel durchgemacht
hatte.
    Finstere Dämonen machten ihren Unterschlupf im Haus des
Kräuterzüchters ausfindig. Warnak handelte schnell und
entschlossen. Ehe die feindlichen Kräfte in das Haus einfielen,
traten sie die Flucht an. Seither hielten sie sich in Freiheit und im
Freien auf.
    Sie nächtigten unter freiem Himmel, im Schutz riesiger
Bäume, im Schatten der Ruinen fremder Burgen und
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