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Macabros 012: Molochs Totenkarussell

Macabros 012: Molochs Totenkarussell

Titel: Macabros 012: Molochs Totenkarussell
Autoren: Dan Shocker
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sieben schwarze Kerzen.
    Die Kerzen standen an genau festgelegten Punkten. Drei waren
weiter nach vorn gerückt. Sie beleuchteten drei blanke
Totenköpfe.
    An diesen Schädeln lehnten Fotografien.
    Die Aufnahme rechts zeigte eine sehr junge Kollegin in
Schwesterntracht. Janine Thompson haßte dieses Mädchen und
sie ließ diesen Haß durch die teuflischen Kräfte,
die sie verursachen konnte, spürbar werden.
    Sie grinste bösartig, ehe sie die Kerze löschte und das
betreffende Bild von dem bleichen Schädel wegnahm und in einer
Schublade fein säuberlich auf einen Stoß anderer
Fotografien legte.
    »Es ist genug für heute, kleine Anne«, murmelte
sie. »Du hast lange genug Kopfschmerzen gehabt. Ich denke,
daß du bis zu deinem Dienst morgen früh noch ein paar
Stunden schlafen solltest.«
    Sie nahm das zweite Bild weg. Es zeigte einen Mann, der etwa
fünfzig Jahre alt war. Er machte einen gepflegten Eindruck.
    »Doktor Borton«, sagte sie leise und löschte auch
hier die Flamme. Mit spitzen Fingern pflückte sie eine Nadel vom
Bild, die genau in Höhe des Herzens gesteckt hatte. »Wir
können uns beide nicht riechen. Sie lassen mich das fühlen,
wenn ich meinen Dienst tue, und ich lasse Sie das abends und nachts
spüren, wenn ich die Nadeln in Ihren Körper bohre.«
Sie lachte leise. »Einmal sticht es da, ein andermal dort. Sie
sind ein so hervorragender Arzt und können doch nichts bei sich
feststellen, Doktor. Das macht Sie nervös und ängstlich.
Die Furchen in Ihrer Stirn werden von Tag zu Tag tiefer. Ich
könnte Ihnen sagen, was Sie haben, Doktor Borton. Ich weiß
es, aber Sie wissen es nicht…« Sie legte auch dieses Bild
in die Schublade.
    Auch das dritte nahm sie weg. Es zeigte eine ältere vergilbte
Fotografie mit einer verhärmten Frau, eine Aufnahme ihrer
Schwester Amely. Sie lebte in New York. Sie hatten sich schon in
ihrer frühen Jugend nicht verstanden. Amely war frech und gemein
und hatte als ältere immer versucht, ihre Überlegenheit zu
zeigen.
    Amely schickte sie böse Gedanken. In ruhigen Stunden besprach
sie das Bild und ließ sich immer neue Gemeinheiten einfallen,
um Amely mit Ängsten, Zweifeln und Nöten zu plagen.
    Die dritte Kerze verlöschte.
    Hinter der vorderen Reihe der Totenschädel standen zwei
weitere ganz dicht beisammen. Und zwischen beiden steckte ein
Foto.
    Sie nahm es an sich, nachdem sie die beiden Köpfe vorsichtig
wie wertvolle sakrale Gegenstände auseinandergerückt
hatte.
    Das Bild zeigte eine verhältnismäßig neue Aufnahme
von Nancy Hunter. Dieses Bild hatte Schwester Janine Thompson von
einem Fenster der Klinik aus aufgenommen, als die junge Lehrerin
ihren kranken Vater besuchte.
    »Du hast es schon hinter dir«, redete sie das Bild an,
als könne Nancy sie in diesem Augenblick hören. »Bis
morgen abend wieder, wenn ich es für richtig halte, deinen
Körper in das jenseitige Reich zu entführen. Dies wird
immer dann der Fall sein, bevor ich selbst meine Freunde
besuche.«
    Sie leckte sich über die Lippen, rückte dann die
Totenschädel neu zurecht und zündete alle vorher
gelöschten Kerzen wieder an.
    Erst danach nahm sie einen Bogen Papier aus einer anderen
Schublade und einen Bleistift.
    In groben Strichen zeichnete sie die Umgebung des Hauses auf dem
Hügel, den Weg, die Buschgruppen, wie die beiden Autos standen.
Auch die zeichnete sie ein.
    Dann setzte sie sich konzentriert vor das Blatt und führte
den Bleistift immer wieder über die stilisierten Autos, die sie
gemalt hatte.
    »Bewegt euch«, flüsterte sie. »Verlaßt
den Platz! Molochos, Herr der Schwarzen Priester, erhöre deine
Dienerin! Entwickle ihre Kräfte. Wenn du nicht willst, daß
man den Ort entdeckt, wo sich der Übergang in dein Reich
vollzieht, steh mir bei!«
    Sie führte den Bleistift aus dem größeren Wagen
heraus, den Weg entlang, der vom Hügel nach unten führte
und genau an der hinteren Begrenzungsmauer des Klinikgeländes
entlangführte…
     
    *
     
    Etwas Gespenstisches passierte.
    Der Wagen, mit dem Björn Hellmark gekommen war, ruckte leicht
an.
    Die Handbremse löste sich, als würde eine unsichtbare
Hand sie betätigen.
    Die Räder drehten sich. Der Boden knirschte und Zweige
knackten, als das schwere Fahrzeug darüber hinwegrollte.
    Hätte ein Beobachter die Szene jetzt verfolgen können,
er wäre schreiend davon gestürzt. Was hier geschah, ging
über menschliches Fassungsvermögen.
    Der Wagen Hellmarks beschleunigte auf der abschüssigen
Strecke immer mehr, wurde schneller
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