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Macabros 012: Molochs Totenkarussell

Macabros 012: Molochs Totenkarussell

Titel: Macabros 012: Molochs Totenkarussell
Autoren: Dan Shocker
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zurückfielen, wo sie
züngelnde Lachen bildeten.
    Er konnte nur vorwärts gehen, keinen Schritt zurück.
Unbarmherzig schob ihn eine riesige Hand nach vorn. Die Furcht,
verbrannt zu werden, ließ ihn taumeln.
    Das ist die Hölle, hämmerte es in seinem Gehirn. Ich bin
in der Hölle!
     
    *
     
    Es gab kein Zurück, sosehr er auch alle Kräfte
einsetzte.
    Er konnte nur vorwärts torkeln auf eine riesige Feuerwand
zu.
    In den prasselnden und fauchenden Flammen glaubte er Gestalten und
Gesichter zu erkennen. Teuflisches Gelächter mischte sich unter
das Jammern und Wehklagen, das ein heißer Wind heranwehte.
    Die Flammen berührten seinen Körper, verbrannten ihn
aber nicht. Qualvolle Schmerzen glaubte er zu empfinden, als er die
Feuerwand passieren mußte.
    Tausend gierige Hände griffen nach ihm. Immer weiter
entfernte er sich vom Eingriff in dieses Höllenreich.
    ›Ich will leben! Ich will nicht hierbleiben!‹ schrie es
in ihm.
    Er wandte sich mit aller Kraft um. Die Feuerwand, die er noch eben
durchschritten hatte, versickerte im Boden. In unerreichbarer Ferne
sah er hinter wabernden Nebelschleiern die Umrisse einer Welt, die er
kannte.
    Eine Wiese, eine Baumgruppe, daneben ein alter, verfallender Turm
und ein mit roten Dachziegeln gedecktes kleines
Wirtschaftsgebäude.
    Er ahnte, daß dies wahrscheinlich seine letzte Erinnerung an
das Leben sein würde.
    An dieser Stelle, nur wenige hundert Meter von der Herzklinik
entfernt, war er sehr oft gewesen. Gerade in den letzten Tagen hatte
er dorthin Spaziergänge gemacht. Dort war er allein gewesen und
hatte seinen Gedanken nachhängen können.
    Dort hatte er sich auch von Liz, seiner Frau, verabschiedet. Er
hatte sich nicht im Krankenhaus von ihr verabschieden wollen. Er
hatte sie auch ausdrücklich darum gebeten, ihn am letzten Tag
vor seiner Operation nicht noch einmal zu besuchen. Es sollte alles
so sein, als wäre er mit ihr spazierengegangen und würde
irgendwann einmal wieder nach Hause kommen.
    Liz war so zuversichtlich und sehr gefaßt gewesen. Aber so
fest war sie gar nicht. Er kannte sie. Die Stunden nun allein zu
Hause würden eine Höllenqual für sie sein.
    Er dachte ganz intensiv an seine Frau. Aber ihr Bild wollte ihm
nicht bewußt werden.
    Hatte er die Erinnerung an sie schon verloren?
    Er preßte die schmerzenden Augen zusammen. Als er sie wieder
öffnete, waren die schemenhaften Bilder in der Ferne
verschwunden, unendlich dehnte sich eine gespenstische
Höllenlandschaft vor ihm aus.
    Er wandte müde den Kopf.
    Und da sah er eine Gestalt, eine dunkle Silhouette hinter roten
Nebeln.
    Phil Hunter lief auf sie zu. Auch das unbekannte Wesen bewegte
sich.
    Er war nicht mehr allein. Da befand sich noch jemand in der
gleichen Lage wie er. Die Gegenwart eines anderen Menschen
erfüllte ihn mit Hoffnung.
    Nun würde er eine Erklärung erhalten für das, was
ihn umgab. Wenn er mehr wußte, dann würde er sich auch
besser zurechtfinden.
    Die Gestalt kam seltsam schwebend auf ihn zu. Sie berührte
kaum den Boden. Es war ein männliches Wesen in einem
enganliegenden schwarzen Gewand.
    Phil Hunter kannte diesen Mann! Das war – Serge Pawlowitcz
der Mann, den er auf höchste Anweisung beseitigt hatte.
     
    *
     
    »Pawlowitcz?« krächzte er.
    Der andere verzog die schmalen Lippen. Sein bleiches Gesicht
spiegelte seltsamerweise den roten Schein glühender Umwelt nicht
wider.
    »Überrascht?« fragte der andere.
    »Wie kommen Sie hierher?«
    »Ich bin gekommen, um Sie zu begleiten. Damit Sie den Weg
nicht verfehlen.«
    »Den Weg wohin?« Ein ungutes Gefühl beschlich
ihn.
    »Kommen Sie mit!« Mit diesen Worten drehte der
Schwarzgekleidete sich um.
    Er ging durch die wehenden Nebel davon. Er schwebte, und Hunter
wurde bewußt, daß auch er praktisch den Boden nicht
berührte.
    Die Umgebung veränderte sich sehr schnell.
    Die roten Glutwolken ballten sich zusammen und breiteten sich
wieder aus. Es wirkte wie eine Zeitrafferaufnahme.
    Hunter versuchte sich zu erinnern wie lange er unterwegs war,
wieviel Zeit vergangen sein mochte in dieser fremdartigen Welt.
    Minuten? Stunden? Tage?
    Er hatte kein Gefühl dafür.
    Die zerklüftete öde Landschaft, in der kein Baum, kein
Strauch wuchs, verlor auch jetzt nichts von ihrer Unwirklichkeit, als
die Spalten und Risse im Boden schmaler wurden und Feuersäulen
in unregelmäßigen Abständen lavaähnlicher
Untergrund emporschossen.
    Es kam ihm mit einem Male vor, als wäre der rotglühende
Himmel tiefer gerutscht, als würden
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