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Macabros 010: Duell mit den Höllengeistern

Macabros 010: Duell mit den Höllengeistern

Titel: Macabros 010: Duell mit den Höllengeistern
Autoren: Dan Shocker
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keinen
Zweifel. Der Zustand, in dem der gegenüberwohnende Franzose vor
ihrer Tür erschienen war, gab ihr zu denken.
    Die Tür zur Wohnung Moreshs stand noch offen.
    Es war düster in dem langen hohen Korridor des noblen
Mietshauses, in dem nur Leute wohnten, deren Einkommen eine bestimmte
Grenze überschritt.
    Draußen dämmerte es. Es war ein kühler,
düsterer Herbsttag.
    Moresh wurde merklich unruhiger, als er die Schwelle zu seiner
Wohnung passierte. Die Angst meldete wieder mit der Erinnerung an
das, was eben erst geschehen war.
    Desiree ging ihm einen Schritt voran, Edith Barlon blieb an seiner
Seite.
    »Bleiben Sie stehen, bitte!« sagte er schnell.
    Er griff nach Desiree.
    Er deutete auf den Widerschein des Kaminfeuers, das sich in der
offenstehenden Tür lebhaft spiegelte.
    Der Schein war ihm ein Fenster zu einer fremden Welt.
    »Ich kann es selbst nicht verstehen«, murmelte Moresh.
Er mußte sich mit Gewalt von dem flackernden Widerschein
losreißen. »Es… ich weiß nicht… ich bin
nicht verrückt, bitte, das dürfen Sie nicht von mir
glauben. Aber ich habe das Gefühl, als sei jemand drüben im
Kaminzimmer, als lauere dort irgend etwas auf mich.« Seine Augen
glänzten wie im Fieber. »Ich habe die Klauen gespürt,
heiß und verbrennend wie der Atem der Hölle. Die
Teufelsgestalten…« Er schüttelte sich.
    Man sah ihm an, daß er sich richtig dagegen sträubte,
weiterzugehen.
    »Ich werfe einen Blick in das Zimmer«, bot Desiree sich
an. Sie schien überhaupt keine Furcht zu kennen. »Sie
werden sehen, daß da gar nichts ist, Monsieur Moresh.«
    Noch ehe Moresh etwas sagen konnte, machte sie schon zwei Schritte
vorwärts auf die Türöffnung zu.
    »Passen Sie auf!«
    Desiree stand auf der Schwelle und sah sich um.
    Das Feuer brannte knisternd im Kamin. Ein warmer Luftstrom traf
ihr Gesicht. Die Vorhänge waren nicht geschlossen. Vom
Kaminzimmer aus konnte man auf die Straße hinabblicken.
Außer dem Kaminfeuer gab es keine weitere Lichtquelle im
Raum.
    Desiree bemerkte die angebrochene Flasche Portwein auf dem flachen
Marmortisch neben dem bequemen Sessel, der mehr zum Liegen als zum
Sitzen einlud. Neben der Flasche stand ein benutztes Glas, in dem
Spuren des Portweins zu erkennen waren.
    Das Mädchen lächelte. »Oh, Monsieur!« rief
sie. »Ich glaube, da haben Sie sich und uns einen Schrecken
eingejagt, der eigentlich gar nicht hätte zu sein
brauchen.«
    Ihre Stimme klang so frisch, so natürlich, daß Moresh
sich wunderte. Er hatte mit etwas ganz anderem gerechnet. Mit einem
Schrei, einer Flucht aus dem Kaminzimmer.
    Madame Barlon blickte ihn schnell an.
    Desiree tauchte wieder an der Tür auf.
    Sie strahlte über das ganze Gesicht. »Von wegen
Feuerteufel, Monsieur Moresh! Ich hab’s ja gleich gewußt,
daß Sie geträumt haben…«
    Er verstand überhaupt nichts mehr.
    Doch dann sah er es selbst. Es gab nichts in dem Raum, das er
hätte fürchten müssen.
    Kopfschüttelnd stand er auf der Schwelle.
    Edith Barlon atmete hörbar auf. »Jetzt fällt mir
ein Stein vom Herzen. Ich war schon darauf gefaßt, Auge in Auge
Ihren Teufeln gegenüberzustehen.« Sie und ihre Tochter
nahmen es von der heiteren Seite. Aber Armand Moresh war nicht zum
Lachen zumute.
    »Ich weiß, was ich gesehen habe«, sagte er
unerwartet heftig. Er entschuldigte sich sofort wieder. »Sie
denken, ich habe getrunken, nicht wahr? Ein Glas Portwein, was ist
das, schon! Wenn alles nur ein Traum gewesen wäre, dann
schüttelt man so etwas doch gleich wieder ab, dann bleibt nicht
einmal ein Unbehagen zurück. Ich fühle es aber immer noch,
ich weiß… daß sie dagewesen sind.«
    »Licht und Schattenspiele, Monsieur. Sie haben in die Flammen
gestarrt – und sind dabei eingeschlafen.« Desiree Barlon
beruhigte ihn sehr charmant.
    »Ich habe nicht geschlafen, Mademoiselle.«
    »Dann haben Sie mit offenen Augen geträumt.«
    Moresh preßte die Lippen zusammen.
    Er ging zum Fenster, stützte seine Hände auf die helle
Marmorfensterbank und starrte auf die Straße hinunter.
    Die Luft war feucht. Ein hauchdünner Feuchtigkeitsfilm lag
auf der Straßendecke. Die Scheinwerfer der Autos und die
Laternen an der Straßenecke spiegelten sich darin.
    »Ich sitze jeden Abend hier«, fuhr er fort, das Gesicht
noch immer bleich. »Ich liebe es, in die Flammen zu starren und
meine Gedanken irgendwohin schweifen zu lassen. Aber es war nie wie
heute abend. Ich habe sie gesehen. Sie waren hier. Aber ich
weiß nicht, was sie von mir
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