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Lykos (German Edition)

Lykos (German Edition)

Titel: Lykos (German Edition)
Autoren: Björn Harmening
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Armen und Beinen stammen von der selben Waffe. Der Tod ist durch den Blutverlust der Kehlkopfwunde entstanden. Von seinen Organen ist die Leber am schwersten geschädigt, es fehlt ein großes Stück. Es ist sehr ungewöhnlich, was sie mir da gebracht haben. Die Schwere der Verletzung kenne ich ansonsten nur von Verkehrsunfällen. Der Täter besitzt offensichtlich sehr viel Kraft.“
„Haben sie etwas über die Haare in der Hand des Opfers herausgefunden?“, fragte Straub.
„Ja, wir haben sie genetisch untersucht. Es wird sie vielleicht verwundern, aber es sind tatsächlich Haare von einem Wolf“, antwortete der Pathologe mit hochgezogenen Augenbrauen.
„Ein großer Hund, ein Husky oder so kommt nicht in Frage?“, fragte Angela Damm.
„Nein. Ich habe, um wirklich sicher zu sein, noch einen Experten, einen Veterinär aus Hannover hinzugezogen, mit dem ich bereits mehrmals zusammengearbeitet habe. Dr. Leuschenberger ist ein Spezialist für Raubtiere und arbeitet unter anderem für den Zoo. Der Gencode weist seiner Meinung nach eindeutig auf einen Wolf hin.“
„Wer hat denn einen Wolf als Haustier?“, fragte Straub verblüfft.
„Es muss ja kein lebendes Tier gewesen sein“, warf Dr. Brecht ein. „Es könnte auch ein Stück Fell gewesen sein, von wo auch immer es herstammen mag.“
„Und der Täter soll es dem Opfer in die Hand gedrückt haben?“, fragte Damm verwundert.
„Vielleicht hat er es ja sogar getragen und es ist ihm unabsichtlich ausgerissen worden“, grübelte Straub laut nach.
„Du meinst, sozusagen als Maske“, spann seine Kollegin den Faden weiter.
„Ja, so in der Art.“
„Na, der muss dann aber ganz schön irre sein.“
„Bei den Wunden, die ich vorgefunden habe, haben sie es offensichtlich in der Tat mit einem Irren zu tun. Ziemlich ungewöhnlich für diese Stadt, was?“, grinste der Arzt und überreichte Straub den Bericht.
„Dann ist ja jetzt alles klar. Wir brauchen bloß noch nach einem Verrückten mit Wolfsfellumhang zu suchen und schon haben wir ihn“, scherzte Straub sarkastisch. „Mann, da haben wir ja ein tolles Ding an der Backe“, ergänzte er und schüttelte seinen Kopf. Er bedankte sich bei Dr. Brecht und verabschiedete sich zusammen mit seiner Kollegin von dem Arzt.
Auf dem Rückweg war Straub zunächst sehr schweigsam, denn das Gehörte und der Bericht, den er gerade aus dem Umschlag geholt hatte und las während sie an der Ampel standen, stimmten ihn nicht gerade fröhlich. Vor allem die Tatsache des fehlenden Stücks der Leber von dem Opfer machte ihn zu schaffen. Der Oberkommissar fühlte sich auf unangenehme Weise an den Film „From Hell“ mit Johnny Depp erinnert, in dem es um die Morde von Jack the Ripper im viktorianischen London ging. Natürlich wusste er,  so etwas tagtäglich geschah – zumeist in den Großstädten dieser Welt. Aber  diese Wirklichkeit nun auch hier in „seiner“ Stadt Einzug hielt, beunruhigte Straub. Er teilte diese Gedanken seiner Partnerin mit und sie hörte ihm schweigend und aufmerksam zu. Angela Damm wusste um die Traumata, die ihr Kollege in Bosnien erlebt hatte. Diese Verletzlichkeit war eigentlich einer der Wesenszüge, die sie so sympathisch an Straub fand. Das harte Machogetue einiger Kollegen hatte sie zur Genüge erlebt – und auch die Situationen, in denen solche „Helden“ dann nervlich versagt hatten.
Doch an dieser Stelle wollte sie Straub aufrichten. „Hey, wir bekommen diesen Typen schon rechtzeitig vor deiner Pension zu schnappen“, versuchte sie zu scherzen.
„Na, mal sehen, wie rechtzeitig das sein wird“, murmelte Straub und öffnete seiner Kollegin die Tür zur Wache.

Stadtpark
    „Nun zieh nicht so, wir sind ja gleich da, Terry“, schimpfte Gerhard Lugmann mit seinem kleinen Dackel, der an seiner Leine zerrte, als habe er ein ganzes Rudel Kaninchen entdeckt. Sicher, es gab wirklich viele dieser Tiere hier im Stadtpark und der Jagdinstinkt des Dackels war ein typischer Wesenszug dieser Hunde. Aber er musste sich in Geduld üben, schließlich war sein Herrchen schon über 70 und wollte sich nicht hetzen lassen. Jeden Abend ging der alte Mann mit seinem Haustier noch einmal diese späte Runde um den zentralen Teich im Park, dann an der Kirche vorbei und über die Straße wieder zurück bis zu seiner Wohnung. Es tat beiden gut, sowohl Hund als auch Mensch hatten ihre Bewegung. So spät Abends ging auch keiner der Leute mit ihren riesigen Kötern mehr hinaus, mit denen sich Terry immer
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