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Lykos (German Edition)

Lykos (German Edition)

Titel: Lykos (German Edition)
Autoren: Björn Harmening
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rot blieb, obwohl auf der Querstraße kein einziges Auto fuhr. Sie war wirklich allein. Selbst die Schichtarbeiter schliefen um diese Zeit noch. Margot Weber bog aus dem Hüttenring nach links in die Theodor-Heuss- Straße ein und fuhr in Richtung Innenstadt auf den ehemaligen Kreisel zu, der seltsamerweise noch immer so hieß, obwohl es ihn schon seit mindestens 25 Jahren nicht mehr gab. Natürlich war auch die nächste Ampel wieder rot und sie hielt fluchend und schimpfend an. Wenn das heute so weiterging, kam sie noch wegen dieser scheiß Ampeln zu spät.
Der Golf stoppte und sie kurbelte ein wenig die Scheibe herunter, um die Kippe rauszuwerfen, die sie bereits fast bis an den Filter geraucht hatte. Sie schnipste den Zigarettenstumpen hinaus und drehte sich wieder nach vorn. Endlich wurde die Ampel grün und sie wollte den Gang gerade einlegen, als es plötzlich laut krachte und ein dunkler Schatten die Sicht verdeckte. Für eine Sekunde wurde es noch dunkler, dann verschwand der Schatten aus dem Sichtfeld und die Front des Wagens hob sich wieder schaukelnd. Margot Weber war zusammengezuckt und wäre vor Schreck fast auf die Rückbank gesprungen. Sie konnte einfach nicht glauben, was hier gerade geschehen war. Irgend so ein Irrer war ihr doch tatsächlich auf die Motorhaube gesprungen und dann auf der anderen Straßenseite verschwunden. Sie konnte gerade noch erkennen, wie auf der linken Seite jemand in der Böschung am Straßenrand verschwand und Richtung Salzgittersee hinablief.
„Scheiß besoffener Wichser“, rief sie der Gestalt durch das offene Fenster hinterher und fuchtelte wütend mit den Armen umher. Sie zog die Handbremse an und stieg aus dem Wagen. Diesen Schrecken und den Ärger musste sie zunächst erst einmal verdauen. Das durfte doch nicht wahr sein. Sie ging nach vorn und besah sich die Motorhaube, die an zwei Stellen tiefe Dellen und Kratzer auf dem Lack aufwies. „So eine Scheiße, das gibt es doch gar nicht“, sagte sie kopfschüttelnd und blickte noch immer fassungslos zwischen ihrem Wagen und der Stelle, an der die Gestalt verschwunden war hin und her. Sie fingerte eine weitere Zigarette aus der Schachtel in ihrer Jacke und zündete sie sich mit zitternden Händen an. Was sollte sie jetzt tun? Während sie die Beulen auf der Motorhaube nochmals betrachtete fragte sie sich, ob ihre Versicherung einen derartigen Schaden überhaupt übernahm. Irgend etwas von Vandalismus, der von der Versicherung nicht gedeckt wäre, hatte sie schon einmal gehört. Auf jeden Fall musste sie diese Sache der Polizei melden; sollten die sich gefälligst darum kümmern und diesen Irren schnappen, damit er ihr die Reparatur bezahlte. „Wenn der Typ sich das überhaupt leisten kann“, dachte sie und fluchte erneut.
Sie holte ihr Handy aus der Tasche und überlegte, welche Nummer sie nun wählen sollte. War die 110 in dieser Situation angebracht? „Ach egal, die werden mich schon weiterleiten“, brummte sie und drückte die drei Tasten auf dem Telefon. Sie drehte sich von der Straße weg, hielt sich das Handy ans Ohr und wartete, bis sich das Netz aufbaute und das Ruftonzeichen erklang. Es tutete einmal, zweimal ..., plötzlich stieß ihr etwas mit gewaltiger Kraft von hinten gegen den Rücken, so dass sie mit vollster Wucht in das Gebüsch am Straßenrand fiel und sich das Gesicht an einigen Ästen aufkratzte. Die Luft wurde ihr regelrecht aus den Lungen gepresst, als sich jemand mit großem Gewicht auf ihren Rücken kniete. Ihr Kopf wurde brutal gepackt und zur Seite gedreht. Margot Weber verspürte eine so furchtbare Panik wie ein heißes Feuer in sich aufsteigen, dass sie dachte, gleich das Bewusstsein zu verlieren. Der Schmerz in ihrem Hals stach, als ob ihr jemand tausend Stacheln dort hineinbohrte. Sie konnte nicht schreien, vernahm nur noch das knorpelige Knirschen und das Rauschen des Blutes, dann wurde es schwarz um sie herum ...

Die Serie
Als Straub und Damm den Tatort erreichten, war die Straße bereits in beide Richtungen gesperrt und eine weitläufige Umleitung für den morgendlichen Berufs- und Schulverkehr eingerichtet. Wieder schwirrten die in weiße „Strampelanzüge“ gekleideten Kollegen von der Spurensicherung umher und untersuchten einen grünen Golf, der am Straßenrand stand, sowie eine auf dem Boden liegende Gestalt, die von einer bereits aus dem Auto erkennbaren Blutlache umgeben war. Die beiden Polizeibeamten fuhren dicht an die besagte Stelle heran und stiegen aus.
Wieder
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