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Lykos (German Edition)

Lykos (German Edition)

Titel: Lykos (German Edition)
Autoren: Björn Harmening
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beiden anderen Opfer und lag mit dem Oberkörper in einem Gebüsch gegenüber der Bahnschienen, auf denen der Zugverkehr zwischen Salzgitter und Braunschweig stattfand. Aufgrund der erschöpften Kapazitäten war die Spurensicherung hier noch nicht am Werk. Der Tatort wurde lediglich abgeriegelt und die beiden Kriminalbeamten bewegten sich äußerst vorsichtig um den Fundort herum. Auffällig war der Tierkadaver eines kleinen Hundes, der wenige Meter neben der Leiche des alten Mannes lag und offensichtlich ebenfalls gewaltsam getötet worden war.
„Wir haben ein richtiges Problem“, stellte Straub kopfschüttelnd fest. „Letzten Monat war es einer, jetzt schon zwei Opfer. Vor allem die Brutalität gleich bei den ersten paar Malen macht mir Angst.“
„Wie meinst du das?“, fragte Angela Damm verwundert.
„Serientäter fangen gewöhnlich sozusagen langsam an.“ Erklärte Straub. „Sie werden erst mit zunehmender Sicherheit brutaler, um den Kick zu erhalten. Der hier schlägt gleich richtig zu und nimmt seine Opfer auseinander wie ein Schlachter. Seine Wut muss grenzenlos sein. Angela, wir brauchen echt Hilfe bei diesem Fall!“
Straub und seine Kollegin verließen das direkte Umfeld des Tatortes und gingen zu ihrem Fahrzeug zurück, das die Polizistin auf einer Rasenfläche in der Nähe geparkt hatte. Gerade als sie einsteigen wollten, kam ihnen ein älterer Mann mit zerknittertem Trenchcoat und eine jüngere Frau mit einem grauen Kostüm entgegen, die sie anriefen. Die Frau machte einen hektischen Eindruck und fuchtelte mit ihren Händen in der Luft herum, während der ältere Mann eher behäbig hinter ihr herschlurfte und nur bedingt schritt halten konnte. Er hatte zwei große Taschen mit Kameras und Objektiven bei sich, die Frau zückte einen Schreibblock und einen Kugelschreiber, als sie bei den beiden Kriminalbeamten ankamen.
„Hallo, Thea Buchwald, Salzgitter Nachrichten. Dürfen wir ihnen schnell ein paar Fragen stellen?“, stellte sie sich vor, ohne auf ihren Kollegen mit den Kameras einzugehen.
„Eigentlich gibt es zur Zeit noch nichts zu berichten“, erwiderte Straub, der etwas überrumpelt war.
„Aber es gibt doch offensichtlich Zusammenhänge zwischen den beiden Fällen hier und drüben auf der Theodor-Heuss-Straße“, bemerkte die Reporterin spitz.
„Das ist noch gar nicht bewiesen.“
„Kommen sie, Herr Kommissar. So etwas geschieht doch nicht jeden Tag hier in der Stadt. Haben wir ein Serientäterproblem in Salzgitter, oder nicht?“
„Woher haben sie denn eigentlich ihre bisherigen Informationen? Es gibt noch überhaupt keine offizielle Berichterstattung an die Presse und sie tauchen hier bereits auf und stellen Zusammenhänge dar, die nicht nachgewiesen sind“, antwortete Straub ungehalten.
„Wir müssen für unsere Leser gut informiert sein.“
„Sie hören den Polizeifunk ab“, bemerkte Angela Damm ungerührt zu der Reporterin und lächelte sie schief an.
„Wir benachrichtigen sie, sowie wir Näheres wissen. Aber bis dahin schreiben sie nichts über einen Serientäter, OK?“
„Soll das ein Angebot für Exklusivinfos sein?“, fragte Thea Buchwald interessiert und klopfte ungeduldig mit ihrem Kugelschreiber auf das Papier.
Straub grinste nur kopfschüttelnd, während er die Tür endgültig schloss und der Wagen losfuhr. Im Rückspiegel konnte er noch sehen, wie die Reporterin ihre Arme ratlos ausbreitete und dem Polizeiwagen nachblickte. Es war jedoch klar,  die Presse nun an dem Fall mit dran war und sich nicht lange mit Ausreden und Ausflüchten abspeisen ließ. Schließlich war so etwas für die einzige lokale Zeitung in dieser Stadt ein gefundenes Fressen.
Auf der Polizeiwache hatte sich inzwischen einiges getan. Vorbereitungen für eine Sonderkommission wurden im Büro der Kripo getätigt. Der vorgesetzte Dienststellenleiter, Hauptkommissar Reinhard Breuer, koordinierte die ersten Maßnahmen und ließ Materialien, wie etwa Flipcharts und Kommunikationsmittel organisieren. Breuer trat Straub und seiner Kollegin Damm entgegen, als sie in den Büroräumen eintrafen und lud sie kurz in sein eigenes Büro ein. Der Vorgesetzte machte einen angespannten Eindruck. Seine hohe Stirn lag in Falten und er wischte das bereits ergraute und nicht mehr besonders dichte Haar in fahrigen Bewegungen nach hinten, was deutliches Zeichen von Nervosität bei ihm war. Reinhard Breuer war 54 Jahre alt und besaß ziemliches Übergewicht. Das Jackett seines dunklen Anzugs spannte am
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