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Lykos (German Edition)

Lykos (German Edition)

Titel: Lykos (German Edition)
Autoren: Björn Harmening
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Hände waren über und über mit Schnitt- oder Risswunden versehen, ein Finger der rechten Hand war abgerissen und fehlte. Die Augen des Opfers waren weit aufgerissen und der Mund war seltsam verzerrt. Es war deutlich zu sehen,  der Mann furchtbare letzte Minuten durchlebt haben musste. Seine Kehle war nur noch eine blutige Wunde und schien wie herausgebissen worden zu sein. Am schlimmsten war jedoch die Tatsache,  er regelrecht ausgeweidet worden war. Gedärm und eingedickte Flüssigkeiten hingen aus seinem Bauch heraus und waren teilweise um den Leichnam verstreut. Überall dazwischen wimmelte es von Käfern und Insekten aller Art. Der Gestank, der von der Leiche ausging, war beinahe unerträglich und viele der jüngeren Polizisten hatten bereits bei dem Anblick und dem Geruch des Opfers ihr Frühstück dagelassen.
Auch Damm und Straub drehten sich im ersten Moment weg und atmeten hörbar aus. Dann wandten sie sich wieder der Leiche zu und sogen die Luft fortan nur noch über den Mund ein, obwohl auch das nicht viel nutzte, denn der Gestank schien von so dichter Konsistenz zu sein,  er sich sogar auf die Zunge und die Geschmacksnerven legte. Straub wusste,  er sein Jackett und die Jeans, die er trug, heute Abend wieder in die Reinigung bringen konnte, denn der Geruch setzte sich stets in den Klamotten fest. „Wieder eine Leiche gefunden?“, fragte seine Frau in fast schon stoischer Gewohnheit immer, wenn er von einem Fund nach Hause kam und noch nicht einmal ganz die Wohnung betreten hatte.
Der Anblick des Opfers war wirklich eine Herausforderung. Selbst jetzt, nach über 20 Dienstjahren gab es diesen sogenannten Gewöhnungseffekt nicht, den man den harten Krimibullen aus dem Fernsehen immer andichtete. Hier lag vor allem ein Mensch – und zwar ein Mensch in einem Zustand, von dem Straub eigentlich gehofft hatte, ihn nicht mehr ertragen zu müssen. Vor einigen Jahren war er als Teil einer Sonderermittlungsgruppe in Bosnien gewesen und hatte mitgeholfen, Kriegsopfer aus Massengräbern zu bergen und zu identifizieren. Die dort gesehenen Bilder hatten sich in sein Gedächtnis eingebrannt und ihn über Monate in seinen Träumen verfolgt. Irgendwann hatte er sich dann von seiner damaligen Dienststelle in Hannover nach Salzgitter versetzen lassen, um etwas mehr Ruhe zu finden. Er kam ursprünglich aus dieser Stadt und wusste,  die eher dörfliche Struktur vieler ihrer Stadtteile eine geringere Quote an Kriminalität bedeutete – obwohl natürlich auch hier längst nicht alles in Ordnung war. Straub war jedoch kein Dorfpolizist, er war Kriminalbeamter und als solcher erwartete ihn hier ein ungewöhnlicher Fall, so viel war sicher.
„Heinrich Kusnitzky, 63 Jahre alt und Rentner. Hat wohl früher mal im Stahlwerk gearbeitet, wie man an einem alten Werksausweis erkennen konnte“, begann Holger Lirsch seinen Bericht. „Ein Jogger hat ihn gegen acht Uhr gefunden. Er sagte aus,  ein seltsamer Geruch und die vielen Fliegen ihn zum Leichnam geführt hatten. Danach war er zum Glück noch fähig, uns per Handy anzurufen. Der Mann war vollkommen fertig und ist inzwischen in psychologischer Betreuung. Wir haben die Brieftasche des Opfers direkt daneben gefunden. Geld ist noch vorhanden, scheint auch ansonsten nichts zu fehlen.“
„Das sieht auch nicht nach einem Raubmord aus“, erwiderte Straub eher sarkastisch.
„Ich kann euch ja noch ein paar leckere Details erzählen“, bemerkte Lirsch im selben Ton. „Der Tote liegt allerhöchstens zehn Stunden hier. Ein paar Füchse scheinen ihn angeknabbert zu haben, und ...“
„Oh, Holger, bitte!“, bat Angela Damm und schüttelte sich.
„Ne, das ist so in der Natur. Ich meinte damit auch nur, dass  es ein Wunder ist, dass  nicht mehr fehlt. Die haben nur kurz probiert und sind wieder abgehauen. Klaus Lies von der Spurensicherung kennt sich damit ja aus.“
„Vielleicht sind sie gestört worden. Direkt hier nebenan führt die Straße hinauf“, vermutete Straub.
„Ist ja für den Moment auch egal. Auf jeden Fall haben wir noch eine ungewöhnliche Entdeckung gemacht. In seiner rechten Hand fanden wir ein Büschel Haare, die sehr borstig waren und offenbar nicht von einem Menschen stammen.“
„Sondern?“
„Nach erster Meinung von Klaus könnten es Hundehaare oder ähnliches sein.“
„Du meinst, so etwas wie ein Kampfhund als Komplize für den Mörder?“, fragte der Oberkommissar nach und machte sich Notizen.
„Vielleicht so etwas in der
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