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Lykandras Krieger 3 - Wolfskriegerin (German Edition)

Lykandras Krieger 3 - Wolfskriegerin (German Edition)

Titel: Lykandras Krieger 3 - Wolfskriegerin (German Edition)
Autoren: Kerstin Dirks
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Robe zu. Dieser bewegte sich plötzlich wie in Zeitlupe. Ganz langsam fuhr er herum, richtete den Blick nach oben zu ihr. Seine Augen leuchteten. Sie waren so hell wie der Himmel, die Züge fein, ja, aristokratisch. Dieses Gesicht. Sie hatte es schon einmal gesehen. Erinnerungen flammten in ihr hoch. Das Mal auf der Stirn. Ihr erster Freier, der junge Adlige, der sie ausgewählt hatte. Sie erinnerte sich an die neidischen Blicke der anderen Dirnen, an seine zarten Hände, die feuchten Küsse. Er war es! Er war es, der ihr jungfräuliches Blut aufgesogen hatte, und er war es, der ihren Mentor getötet hatte! Aber warum war er hinter ihm her gewesen? Warum hatte er ihn gejagt?
    Keira riss den Vampir zu Boden. Da durchzuckte sie ein heftiger Schmerz in der Brust. Ihr wurde heiß. Verdammt heiß. Überall brach das Chaos aus. Aus dem Augenwinkel bekam sie mit, wie die Werwölfe den Vampiren die Armbrüste entrissen, auf sie schossen, aufeinander losgingen. Aber das alles war plötzlich so fern.
    Der Vampir rollte sich mit ihr zur Seite. Keira versuchte, ihn unter Kontrolle zu bekommen, ihn unten zu behalten, aber das ging nicht. Ihre Kräfte ließen erschreckend schnell nach, und als sie auf dem Rücken aufkam, er über ihr thronte, bemerkte sie den Dolch, der in ihrer Brust steckte, so wie er einst in den Körper ihres Mentors getrieben worden war. Silber. Sie spürte das schmerzhafte Prickeln, das Brennen, als würde jemand Säure über diese Stelle ergießen.
    Ror lachte irre, nahm den Griff des Dolches und trieb diesen noch tiefer in sie. Keira konnte nicht mehr atmen, sich nicht mehr bewegen.
    „So sieht man sich wieder, hübsches Kind. Erst habe ich deinen Mentor getötet und jetzt werde ich auch seiner elenden Brut ein schmerzhaftes Ende bereiten.“
    Tränen stiegen ihr in die Augen. Sie würde sterben. Das wusste sie. Ihr Körper fühlte sich schwer an, drohte, ihr zu entgleiten. Sie spürte den Schmerz, diesen furchtbaren, brennenden Schmerz, der sie an den Rand des Wahnsinns trieb. Ror genoss ihre Qual, weidete sich an ihrem Leid. Ihr Blut kühlte ab, zirkulierte langsamer, ihr Herz schlug schwach. Es dauerte eine Ewigkeit, ehe der nächste Schlag einsetzte. Ihre Lippen formten ein stummes „Warum?“ und Ror verstand.
    „Dein Mentor musste sterben. Es ging nicht anders. Nicht nur, weil er ein elender Werwolf war, sondern auch, weil er hinter mein Geheimnis gekommen war. Er hatte herausgefunden, dass ich Leonidas bin. Und einen Zeugen wie ihn konnte ich nicht am Leben lassen. Also musste er dran glauben. So wie du jetzt.“
    Er lachte erneut. Dieses Mal noch hysterischer. Dann packte er den Griff des Dolches fest in beide Hände, offenbar bereit, ihr den tödlichen Stoß zu verpassen. Keira schloss die Augen. Sie zitterte. Nein, sie wollte nicht sterben. Früher, da hatte sie es sich gewünscht, weil sie das Leben kaum ertragen hatte. Aber jetzt hatte sie Killian und wollte bei ihm bleiben.

     
    Will zerrte Missy hinter sich her in den Wald abseits der Schlacht. In der Aufregung hatten weder Leonidas noch die anderen Vampire auf sie geachtet, sodass sie schnell davongekommen waren.
    Will hätte in das Geschehen eingreifen können, aber Missys Sicherheit war ihm wichtiger gewesen. Fest umschloss er die Hand des Mädchens, zerrte es tiefer ins Dickicht. Er hörte ihren angestrengten Atem und wusste, dass sie eine Pause brauchte. Doch die würde sie jetzt nicht bekommen. Sie mussten weg von hier. So schnell wie möglich.
    „Ich kann nicht mehr“, sagte sie und keuchte.
    „Wir müssen weiter“, drängte er. Die Werwölfe waren in der Unterzahl. Wenn sie es nicht schafften, die Vampire zu besiegen oder zumindest so lange zu beschäftigen, bis Meutica eintraf, würden diese schnell merken, dass ihr Opfer und Will verschwunden waren, und würden die Jagd auf sie eröffnen. Bis dahin musste er die Kleine in Sicherheit gebracht haben.
    Missy sank auf die Knie, atmete hektisch, übergab sich plötzlich.
    „Ich schaff es nicht, Will“, stöhnte sie.
    Da hockte er sich vor sie und packte sie an den Schultern, sah ihr fest in die Augen. „Doch, du schaffst das. Du musst einfach, hörst du?“
    „Ich brech zusammen.“ Tränen rannen über ihre Wangen. Sie war wirklich am Ende.
    „Okay, dann gibt es nur noch eine Lösung.“
    Er drehte ihr den Rücken zu. „Halte dich an meinen Schultern fest.“
    „Was?“
    „Ich trage dich.“
    Trotz ihrer Erschöpfung musste sie lachen. „Will, ich wiege sicher fast
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