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Lycana

Lycana

Titel: Lycana
Autoren: Ulrike Schweikert
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ständig vom Land oder Wasser her bedroht. Granuaile lernte neben den üblichen Dingen, die ein Mädchen damals wissen musste, auch Latein, um die Schriften der Navigationslehre lesen und mit ihrem Vater zur See fahren zu können. Die Mutter war dagegen. Ihre Tochter könnte mit ihrer schwarzen Lockenpracht doch keine Matrosin werden! Also schnitt Granuaile ihr Haar ab und fuhr zur See, um Navigation zu lernen.
    Mit sechzehn heiratete sie den Anführer des O’Flaherty-Clans, die seit Anfang des 16. Jahrhunderts auf Aughnanure Castle saßen. Ihr Mann brachte in zahlreichen Schlachten das Vermögen der Familie durch und wurde dann von befeindeten Clanmitgliedern erschlagen. Granuaile übernahm die Verteidigung der Burg und der Ländereien. Es gelang ihr, sich gegen die anrückenden Engländer erfolgreich zu behaupten, wodurch sie eine große Anhängerschaft gewann. Die Nachfolge ihres Mannes konnte sie als Frau allerdings nicht antreten, daher kehrte sie nach Clare Island zurück - mit einer großen Zahl von Gefolgsleuten. Sie heiratete noch ein zweites Mal, hatte insgesamt vier Söhne und diverse Liebhaber.
    Wie ihre Vorväter begann sie, Handel zu treiben, und unternahm Raubzüge, plünderte Schiffe und Küstenorte. Ihr Gefolge und ihr Erfolg waren bald so groß, dass sie den Zorn Königin Elisabeths auf sich zog. Die ließ ihren Statthalter von Galway massiv gegen die Piratin vorgehen, doch es gelang ihr immer wieder, ihm und seinen Truppen zu entwischen. 1578 fiel sie ihm dann doch in die Hände und wurde in ein Verlies gesperrt, aus dem sie jedoch zwei Jahre später entkommen konnte. Granuaile drehte den Spieß um und wandte sich mit einer Petition direkt an Königin Elisabeth. Sie verteidigte die Piraterie als einzige Möglichkeit ihres Volkes zu überleben und bot der Königin an, »ihr Leben lang mit Schwert und Feuer« alle Feinde Englands zu bekämpfen.
    Um ihre Söhne zu befreien, reiste sie - inzwischen sechzig Jahre alt - nach England und bekam eine Audienz. Barfuß und mit hoch erhobenem Haupt trat sie vor die Königin, die so beeindruckt war, dass sie Granuailes Söhne aus der Haft entließ und ihr selbst eine Rente aussetzte. Beide Söhne wurden nach englischem Recht Clanführer und durften ihre Raubzüge unter englischer Flagge fortsetzen.
    1603 starb Granuaile - wie auch Königin Elisabeth I. Von ihren zahlreichen Burgen steht noch Rockfleet am Rande der Clew Bay.
 Oliver Cromwell - ein großer und grausamer Feldherr
     Wenn man fragt, wer Oliver Cromwell war, so kann die Antwort sehr unterschiedlich ausfallen, je nachdem ob man mit einem Engländer oder Iren spricht. Für die einen war er ein großer Heerführer, für die anderen ein grausamer Schlächter. In einer ersten Version von Lycana - Die Erben der Nacht gab es noch einen Dialog zwischen Ivy und Malcolm, die stellvertretend für diese konträren Ansichten stehen:
     »Oliver Cromwell war einer der grausamsten englischen Heerführer, die Irland jemals heimgesucht haben«, sagte Ivy.
    »Und auch einer der erfolgreichsten, als es darum ging, die aufständischen Iren in die Knie zu zwingen, das darfst du nicht unterschlagen!«, mischte sich Malcolm ein.
    »Es war die Zeit des englischen Königs Charles I., der mit einer Katholikin verheiratet war«, fuhr Ivy fort. »Das verlieh den irischen Hoffnungen Flügel. Jedenfalls geriet Charles in Konflikt mit dem englischen Parlament, und es kam zum Bürgerkrieg in England und Schottland, an dessen Ende Charles vom englischen Parlament hingerichtet wurde. Statt der Anglikaner hatten nun die puritanischen Kräfte die Macht - und sie verloren keine Zeit, das katholische Irland in die Knie zu zwingen. Hierfür schickten sie uns Oliver Cromwell mit einer Armee von zwanzigtausend Mann.«
    »Du hast eine Kleinigkeit vergessen«, warf Malcolm ein. »Irland versuchte, die Situation auszunutzen! England und Schottland waren in ihren Bürgerkrieg verstrickt und hatten keine Zeit, sich um den aufmüpfigen Nachbarn zu kümmern. Und da dachten sich die Iren, der Zeitpunkt für einen Aufstand sei gekommen. Sie wollten den puritanischen Lord Justice und sein Parlament in Dublin loswerden, den Regierungssitz und die Waffendepots einnehmen, aber wie üblich scheiterten sie am Verrat aus den eigenen Reihen. Dennoch versuchten sie es weiter und töteten bei einem schrecklichen Massaker in Portadown zwölftausend Protestanten! Die Rebellion weitete sich aus und sogar die alteingesessenen englischen Siedler stellten sich
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