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Lycana

Lycana

Titel: Lycana
Autoren: Ulrike Schweikert
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hinabgestiegen. (In Ashford Castle habe ich mich auch ein paar Tage einquartiert. Nicht schlecht, was der Bierbaron Guinness dort aufgebaut hat. Von den Gärten war Oscar Wilde seinerzeit allerdings nicht beeindruckt und empfahl der Hausherrin geringschätzig, ein Petunienbeet in Form eines Schweins anzulegen. Selbst das würde den Garten verschönern.)
    Es waren wundervolle Reisen durch Irland, und ich konnte geradezu spüren, wie sich die Geschichte um meine Vampire entwickelte. Ja, wenn man in diesen einsamen Landschaften unterwegs ist, kann man - vor allem nachts - spüren, dass es sie tatsächlich geben könnte …
     
Gatstars
Die Familie Wilde - Dichter und Rebellen
     Oscar Wildes Familie war der Literatur stets eng verbunden. Ein Onkel schrieb den Schauerroman Melmoth the Wanderer, seine Mutter schrieb politische Beiträge für die Zeitung und auch sein Bruder arbeitete als Journalist und eher erfolgloser Poet. Sein Vater veröffentlichte zahlreiche wissenschaftliche Werke. Er hatte viele Interessen und galt als akribischer Forscher. Ein Schild am ehemaligen Wohnhaus der Wildes am Merrion Square nennt ihn »Ohren- und Augenchirurg, Archäologe, Biograf, Ethnologe, Altertumsforscher, Statistiker, Naturwissenschaftler, Historiker und Volkskundler«. So sind auch seine Schriften thematisch breit gestreut. Unter anderem brachte er einen archäologischen Führer heraus, für den seine Söhne im Westen Irlands keltische Fundstätten skizzierten. William Wilde reiste viel, vor allem die Altertümer Ägyptens hatten es ihm angetan. Mit der Familie verbrachte er seine Ferien häufig im Westen Irlands, wo er am Lough Corrib Ländereien erwarb, und Oscar liebte die wilde Landschaft von Connemara mit ihren Farben und dem Spiel von Licht und Schatten.
    William Wilde zählte zu den besten Ärzten Europas und wurde selbst von der Königin zurate gezogen. Es erfand das Stethoskop und gründete ein Krankenhaus für Mittellose. Bevor er Jane Elgee kennenlernte, wurde er Vater dreier unehelicher Kinder. Seine beiden Töchter wuchsen bei seinem älteren Bruder auf und kamen als junge Frauen tragisch ums Leben. Das Ballkleid der  einen fing Feuer, als sie dem Kamin zu nahe kam. Ihre Schwester versuchte, ihr zu helfen, und verbrannte mit ihr.
    Während William Wilde als mittelgroß und eher unscheinbar beschrieben wird, war seine Frau Jane Elgee eine auffallende Persönlichkeit. Sehr groß, in ihren jungen Jahren schlank, später massig, mit dichtem schwarzen Haar, kleidete sie sich stets so, dass die Leute verstummten, wenn sie den Raum betrat. Ihre nationalistische Gesinnung für Irland vertrat sie offen, und wenn sie die Salons des Königshauses besuchte, nutzte sie Kleider und Accessoires als politisches Statement. Ihre aufrüttelnden Zeitungsartikel verfasste sie allerdings unter dem Pseudonym »Speranza«. Sie war die »Stimme der Freiheit« und leitete kurzzeitig die Nation, als der Verleger verhaftet wurde. Ansonsten lebte sie vor ihrer Ehe von Übersetzungen.
    Nach ihrer Hochzeit liebte es Lady Wilde, sich mit geistreichen Persönlichkeiten zu umgeben. Ihre literarischen Salons am Merrion Square waren berühmt und wurden gern besucht. Doch Ehefrau, Mutter und Gastgeberin zu sein, genügte ihr nicht, und so konkurrierte sie zeitlebens mit ihrem Mann und ihren Söhnen um Veröffentlichungen.
    Der älteste Sohn der Wildes, Willie, wurde schon in den ersten Schuljahren von seinem jüngeren Bruder Oscar überflügelt, der vor allem durch seine Redegewandtheit auffiel. Willie stand sein ganzes Leben im Schatten seines brillanteren Bruders. Er blieb ledig, schlug sich als Journalist durch und wohnte die meiste Zeit bei seiner Mutter, auch als diese nach London übersiedelte, nachdem das prachtvolle Haus in Dublin der hohen Schulden wegen verkauft werden musste.
    Nun zu Oscar. Was kann ich in der Kürze über ihn sagen? Eine Freundin aus jungen Jahren beschrieb ihn als »kräftigen, großen Kerl mit breitem weißen Gesicht, wohlgeformten roten Lippen und langen schwarzen Locken, die ihm etwas bäurisch in die edle Stirn fielen«. Oscar Wilde liebte es, in Gesellschaft geistreiche Reden zu schwingen, lauschte am liebsten seinen eigenen Dichtungen und hielt Ehrgeiz und Egoismus für eins. Wilde betrachtete sich selbst als hochbegabt. Er wollte nicht als vertrockneter Oxford-Dozent enden. »Aus mir wird einmal ein Dichter, ein Schriftsteller und Dramatiker«, prophezeite er. Seine Freunde wie Feinde verblüffte er mit seiner
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