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Luzifers Kathedrale

Luzifers Kathedrale

Titel: Luzifers Kathedrale
Autoren: Jason Dark
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übertrieben heftig. Sein Grinsen blieb mir trotzdem nicht verborgen. Ich schlug ihm auf die Schulter und machte den Vorschlag, in sein Arbeitszimmer zu gehen. »Da sind wir am besten aufgehoben. Das ist sowieso eine alte Saufbude.«
    »Kannst du auch nicht so ohne weiteres sagen.«
    »Denk nach, wie oft wir da schon zusammengesessen haben.«
    Bill gab eine andere Antwort. Er hatte die beiden Flaschen mit deutschem Bier schon geöffnet und drückte mir eine davon in die rechte Hand. » Cheers «, sagte er und stieß mit mir an.
    Wir tranken den ersten Schluck. Danach gingen wir in Bill’s Bude, in der es sehr gemütlich war. Es war ein altes Arbeitszimmer, das zugleich eine Bibliothek beinhaltete. Die Möbel verdienten den Namen modern nicht, aber sie schufen auch eine gemütliche Atmosphäre. Es gab ja nicht nur den Schreibtisch und die Regale mit Büchern an den Wänden, da waren auch die beiden Ohrensessel aus grünem Leder vorhanden, die ebenfalls ihre langen Jahre auf dem Buckel hatten. In das Leder waren Noppen hineingedrückt worden, so dass die Sitzfläche aussah wie aus zahlreichen kleinen Sitzkissen bestehend.
    Der große Schreibtisch gehörte ebenfalls zu den Möbelstücken, die Generationen überstanden hatten, und Bill liebte ihn. Er war beherrschend, so dass der Computer und die moderne Telefonanlage kaum auffielen.
    Es war ein gemütlicher Raum, der am Abend dieses Gefühl noch steigerte, wenn nur bestimmte Lichter brannten, die zudem noch von Lampenschirmen gefiltert wurden.
    Wenn ich durch das Fenster schaute, fiel mein Blick in den Garten. Dass es bis Weihnachten nicht mehr weit war, das war genau zu sehen, denn Sheila hatte einige Bäume im Garten geschmückt und um sie herum Lichtschlangen gelegt.
    »Wo steckt eigentlich dein Sohn und mein Patenkind?«, fragte ich wie nebenbei.
    »Er ist auch unterwegs.«
    »Aha. Tut sich was in Beziehung auf die Girls?«
    Bill grinste breit und hob die Schultern. »Wenn da was läuft, erfahre ich es immer als Letzter. Dafür ist Sheila zuständig. Sie spricht öfter mit Johnny.«
    »Das kennt man ja.«
    Bill saß mir im Sessel gegenüber. Zwischen uns stand ein viereckiger Tisch, auf dem wir auch die Bierflaschen abgestellt hatten. Wir hatten das Bier mittlerweile in Gläser gefüllt, und ich schaute der Schaumkrone zu, die immer höher stieg.
    »Du kommst mir so nachdenklich vor«, sagte Bill.
    »Das bin ich auch.«
    »Und warum?«
    »Ich denke darüber nach, was der eigentliche Grund unseres Treffens ist. Nicht mehr und nicht weniger.«
    Bill lachte. »Dass wir mal wieder einen tollen Abend haben. Wie in alten Zeiten.«
    »Glaubst du das?«
    »Du nicht?«
    »Nein.«
    »Ach, warum nicht?«
    Ich griff zum Bierglas. »Weil die alten Zeiten irgendwie vorbei sind und nichts bleibt, wie es ist.«
    Bill empörte sich. »Aber doch nicht bei uns. Du kannst dich nicht beschweren. Wie oft haben wir zusammengesessen, sei es im Haus oder im Garten und haben nur geplaudert.«
    »Weiß ich.«
    »Dann darfst du dich auch nicht beschweren.«
    »Irrtum. Da war Sheila dann mit dabei. Ich kenne dich doch, Bill. Du sitzt wie auf heißen Kohlen und weißt nicht, wie du die Kurve kriegen kannst.«
    Der Reporter war heute stur. Er rückte nicht mit der Sprache heraus und erkundigte sich, ob ich einen Whisky wollte.
    »Trinkst du einen mit?«
    »Klar doch.«
    »Dann ist es okay«
    Bill hatte immer einen guten Whisky. Wunderbar weich und geschmeidig, einfach ein Genuss.
    Summend holte er die Flasche und die entsprechenden Gläser, und ich verfolgte ihn mit misstrauischen Blicken. Seine gute Laune gefiel mir gar nicht. Sie wirkte irgendwie aufgesetzt, als wüsste er mehr, als er zugab.
    Ich trank das herrliche kühle Bier und musste wieder mal eingestehen, dass mir der deutsche Gerstensaft am besten schmeckte.
    Bill schenkte ein. »Schottischer Whisky, allerbeste Qualität. Du wirst es schmecken.«
    »Ich hatte nichts anderes erwartet.«
    »Danke.«
    Die goldbraune Flüssigkeit gluckerte in die Gläser. Wir verdünnten sie weder mit Eis noch mit Wasser, das edle Getränk musste man einfach pur trinken.
    »Und?«, fragte Bill mich nach dem ersten Schluck, als ich noch kurz nachgeschnalzt hatte.
    »Super.«
    »Sagte ich doch.«
    »Aber jetzt komm zur Sache!«
    Er schüttelte wieder den Kopf. Diesmal kürzer. »He, was meinst du damit?«
    »Was ich gesagt habe. Wir sitzen doch nicht hier, um nur von alten Zeiten zu erzählen. Das hat doch einen ganz anderen Hintergrund.«
    Bill, der bisher
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