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Luzifers Kathedrale

Luzifers Kathedrale

Titel: Luzifers Kathedrale
Autoren: Jason Dark
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schrien nicht auf diese schlimme Art und Weise.
    Noch jetzt schüttelte er sich, als er daran dachte. Also musste es ein anderes Tier gewesen sein.
    Er hätte die Kirche eigentlich schon fluchtartig verlassen müssen, doch er traute sich nicht. Irgendwas hielt ihn fest und bannte ihn neben der Bank auf der Stelle.
    Er blickte wieder in die Runde, um etwas zu entdecken, doch er sah nichts, weil die Dunkelheit einfach zu dicht war. Trotz seiner Furcht wollte er Klarheit bekommen und schaute sich immer wieder um. Sein Herz klopfte wieder schnell. Die Schatten vor seinen Augen waren verschwunden. McBell war jetzt in der Lage, wieder besser zu sehen, und so strengte er sich an.
    Diese Kirche gab ihm kein gutes Gefühl. Das tat sie bei keinem Menschen. Die Leute wussten schon, weshalb sie einen Bogen um sie machten. Er hatte sich nie für die alten Geschichten interessiert, die man sich erzählte, da wusste seine Frau mehr, aber das Prinzip war ihm schon bekannt. In dieser Kathedrale war etwas Ungeheuerliches passiert, über das man lieber nicht redete.
    Die Vorgänge lagen lange zurück. Bis in die Zeiten der Hexenverfolgung. Julian McBell war ein Mensch, der sich nicht um die Vergangenheit kümmerte. Er lebte im Jetzt, und deshalb hatte er auch nie näher danach gefragt.
    Ein anderer hätte die Kathedrale auch kaum als Schutzraum aufgesucht. Da wäre die Angst vor etwas Unheimlichen viel zu groß gewesen. Er hatte es eben getan.
    Er hätte einen Rundgang durch die Kirche unternehmen können, aber das traute er sich nicht. So blieb er an der gleichen Stelle stehen und blickte sich noch ein letztes Mal um.
    Nein, es war nichts zu sehen. Kein Schatten, der über die Decke oder den Boden gehuscht wäre. Gedanklich beschäftigte er sich mit dem Thema, dass er sich womöglich getäuscht hatte. Die Nerven konnten ihm einen Streich gespielt haben. Der Schrei war nichts anderes gewesen als eine besonders starke Bö, die sich an einer Kirchenecke verfangen hatte. Ja, so musste es wohl gewesen sein.
    Dieser Gedanke beruhigte ihn einigermaßen, und er drehte sich um, weil er auf die Tür zugehen wollte.
    Da hörte er den Laut!
    Es war ein Geräusch, das ihm eigentlich nicht fremd war. Jemand schien auf etwas geschlagen zu haben, und das ganz in seiner Nähe. Er brauchte sich nur nach rechts zu drehen.
    Das tat er auch!
    Seine Augen weiteten sich. Was er sah, wollte er nicht glauben. Und er sah es trotz des schlechten Lichts gut, denn es befand sich nur zwei Meter vor ihm.
    Den Verstand verlor der Schäfer nicht, nur glaubte er, mitten in einem Albtraum zu stecken...
    ***
    Ich griff zum Whiskyglas und trank.
    »Noch einen?«, fragte Bill.
    »Nein, lass mal.«
    »Du hast gehört, was ich gesagt habe?«
    »Sicher. Da ist ein Kollege von dir mit glühendem Stacheldraht umwickelt und getötet worden.«
    »Genau das ist passiert.«
    »Und wo?«
    »Nicht hier in London.« Bill wies gegen die Decke. »Weit im Norden unseres Landes.«
    »Schottland?«
    »Nein, noch höher.«
    Ich musste nicht lange nachdenken. »Meinst du etwa die Orkney’s?«
    »Genau die. Genauer gesagt, passierte es auf der südlichen Insel Hoy.«
    »Aha.«
    Bill zuckte die Achseln. »Ian Warren arbeitete als freier Journalist. Er stammte von den Orkney’s und hat seine Heimat geliebt. Wenn wir uns im Club trafen, hat er mir davon vorgeschwärmt. Er spielte sogar mit dem Gedanken, sich dorthin zurückzuziehen, wenn der Job mal vorbei und er alt genug war.«
    »Aber das war er nicht?«
    »Nein.« Bill schüttelte den Kopf. »Nicht mal achtunddreißig.«
    »Und warum brachte man ihn auf diese Art und Weise um?«
    »Das ist das Problem.«
    Ich kannte meinen Freund sehr gut. Es hätte mich gewundert, wenn er nicht schon recherchiert hätte, denn eine derartige Tat konnte er nicht hinnehmen.
    Also fragte ich: »Was hast du herausgefunden?«
    Bill rieb seine Hände gegeneinander und senkte den Kopf. »Eigentlich zu wenig, John.«
    »Das dachte ich mir. Aber es wird sicherlich eine Basis geben – oder?«
    »Es ist schwer.«
    »Wieso?«
    »Weil Tote nicht mehr reden können.«
    »Stimmt. Nur kenne ich dich genau, Bill. Wenn du sagst, dass du ihn hin und wieder getroffen hast, wird er dir bestimmt mehr über gewisse Dinge berichtet haben.«
    »Ja, das kann man sagen. Er war auf der Insel Hoy. Aber nicht, um sich zur Ruhe zu setzen, sondern um etwas zu recherchieren. Er hatte mir schon einige Male von einer Kirche berichtet, die auf der Insel nur die Kathedrale genannt wird,
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