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Luzifers Kathedrale

Luzifers Kathedrale

Titel: Luzifers Kathedrale
Autoren: Jason Dark
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Plummer schaute mich völlig perplex an. Er wollte noch auf mich zu gehen, doch die Beine versagten ihm den Dienst.
    Dicht vor mir brach er zusammen und blieb liegen.
    Ich kümmerte mich wieder um das Geschehen in der Wand. Dort steckte derjenige, der die tatsächliche Kontrolle über die Kathedrale besaß. Ich kannte ihn nicht. Ich wusste auch nicht, was hinter ihm steckte. Ich wusste nur, dass er längst hätte vernichtet sein müssen, und das wollte ich übernehmen.
    Dass hinter mir Unruhe entstand, kümmerte mich auch nicht. Wichtig war einzig und allein die Gestalt in der Wand, die so schrecklich aussah wie ein uralter Zombie. An seiner Haut klebten noch die vielen Blutreste, die der heiße Stacheldraht damals hinterlassen hatte. Es gab keine normalen Augen mehr. Stattdessen wirkten die Höhlen wie zugeklebt. Schmutziges Haar, als hätten sich dort dunkelgrüne Algen verfangen. Ein nackter Körper, der von Wunden übersät war und darauf schließen ließ, dass man diese Gestalt vollständig mit Stacheldraht umwickelt hatte.
    Plötzlich stand Bill Conolly neben mir. Er hatte sich seine Waffe zurückgeholt und zielte auf den Ankömmling.
    »Das ziehst du nicht allein durch, Alter!«
    »Denk an deinen Zustand.«
    »Später.«
    Immer deutlicher wurde die Gestalt in der Wand. Wir sahen den Mund, der wie eine offene Wunde wirkte, umrankt von altem Blut, das sich als rostrote Flecken festgesetzt hatte.
    »Ist die Wand ein Tor, John?«
    »Muss wohl.«
    »Wohin?«
    »Zu Luzifer vielleicht.«
    Bill hob seine Waffe kurz an und schoss auf den Unheimlichen. Die Kugel schlug genau dort ein, wo sich das Gesicht befand. Das Schussecho hallte durch die Kirche, so hatten wir den Aufprall der Kugel nicht gehört. Steckte sie in der Wand, hatte sie das Gesicht getroffen?
    Ja, das hatte sie.
    Bill lachte, als er plötzlich die kleine Flamme sah, die aus dem Kopf huschte. Zugleich merkte ich ein scharfes Brennen in meiner rechten Hand und dann sah ich, dass auch mein Kreuz reagierte. Ich hatte nichts gesagt, keine Formel gesprochen, aber aus der Mitte des Kreuzes löste sich das helle Licht.
    Ich rechnete damit, dass es in die Wand hineinfahren und die Gestalt zerstören würde, aber das passierte nicht. Es suchte sich einen anderen Weg und jagte über unseren Köpfen hinweg der Decke zu, wo es sich wie schnell fließende kleine Wasserarme verteilte.
    Ich verfolgte es mit meinen Blicken und wollte kaum glauben, was ich sah. Es drang durch die Decke, es jagte hinter schnell huschenden Schatten her, und auf dem Dach entstand ein dumpf klingendes Poltern, als würde dort etwas zusammenbrechen.
    Bill schoss wieder.
    Die zweite Kugel setzte er in das Gesicht der dämonischen Gestalt. Wieder flogen Fetzen weg. Wieder entstand ein Loch.
    Der Reporter lachte.
    Er feuerte erneut.
    Zugleich hörte ich ein verdächtiges Knirschen, und plötzlich brach hinter uns ein Teil der Decke ein. Genau an der Stelle war das Dach zerstört worden. Eine dieser fürchterlichen Monsterfiguren kippte nach unten, war durch das helle Licht meines Kreuzes umflort und erreichte den Boden nicht mehr als kompakte Masse, sondern löste sich auf dem Weg nach unten einfach auf.
    Staub rieselte nieder.
    Mir gelang ein Blick durch die Decke. Da sah ich nicht nur den dunklen Himmel, sondern konnte auch die Vernichtung der weiteren Monster erleben, die ebenfalls zu Staub wurden, den der kalte Wind packte und davonwehte.
    Überall tanzte jetzt das Licht aus meinem Kreuz durch die Kirche, verstreut wie zuckende Adern. Es traf Wände, es glitt über den Boden hinweg, es suchte nach dem Verfluchten in dieser Kathedrale, um es für alle Zeiten zu vernichten.
    Mir war klar, dass diese Kirche von den finsteren Mächten befreit wurde, damit die Menschen sie endlich wieder als das benutzen konnten, was sie einmal gewesen war. Die Macht der Hölle wurde in diesem Fall regelrecht ausgemerzt.
    Die Menschen verschonte das Licht. Ich sah nur die blassen Gesichter, in denen das Staunen wie gemalt lag.
    Noch einmal polterte und rutschte etwas auf dem Dach. Wieder presste eines dieser Monstren durch das Loch. Mit dem Kopf nach unten fiel es dem Boden entgegen und wurde von zwei Strahlen erwischt, die es im Fallen zu Staub auflösten.
    »Das gibt es nicht«, flüsterte Bill. »Das ist ja der reine Wahnsinn!«
    »So ähnlich.« Ich lächelte. »Aber das Kreuz ist kein Wahnsinn. Es kann es nicht hinnehmen, dass alles zerstört wurde, das mal ihm geweiht war. Es holt sich seine Heimstatt
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