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Luzifers Kathedrale

Luzifers Kathedrale

Titel: Luzifers Kathedrale
Autoren: Jason Dark
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Schreckliche Tiere schienen aus ihren Gefängnissen befreit worden zu sein, um mit ihren Schreien Aufmerksamkeit zu erregen.
    Die leere und weite Kirche, hinzu die unheimlichen Geräusche, das war nichts für schwache Nerven.
    Julian McBell hatte sich mittlerweile in eine der Bänke gesetzt. Es gab mehrere Reihen, die hintereinander standen und vom am Altar endeten, den der Schäfer auf Grund des schlechten Lichts so gut wie nicht erkennen konnte. Er sah wohl etwas, aber es verschwamm im Grau.
    Licht gab es nicht.
    Es brannte keine Kerze, keine Lampe. In der Kirche herrschte ein unheimliches Zwielicht, das einem Besucher alles andere als Vertrauen einflößte und ihn mehr an ein Gefängnis erinnerte.
    McBell blieb auf seinem Platz hocken. Hin und wieder strich er über sein noch immer nasses Gesicht hinweg. Er fuhr auch über die Haare und wrang sie auch jetzt noch aus. Überall hatte sich das verdammte Wasser gesammelt. Er zog die Nase hoch, er musste auch niesen, und seine gesamte Kleidung war feucht und klebte widerlich an seiner Haut.
    In der Kirche war es kalt. Der Schäfer wusste nicht, ob es eine gute Idee gewesen war, hier Schutz zu suchen. Im Regen hatte er nicht gefroren, weil er sich dort bewegt hatte. Nun, da wo er still saß, begann er zu frieren und merkte, dass es kalt seinen Rücken hinabrann. Das war nicht allein eine Gänsehaut, sondern auch kleine Wassertropfen fanden den Weg nach unten.
    Er rieb seine Hände. Dachte an seine Frau, die sicherlich auf ihn wartete. Aber Lena McBell wusste auch, dass er sich nicht unbedingt den Gefahren aussetzte, wenn es eine Möglichkeit gab, ihnen zu entgehen.
    Er wusste auch nicht, wie lange er in der Kirche bleiben musste. Auf das Ende des Sturms zu hoffen, hatte wohl keinen Sinn, aber Atem holen und sich erst dann wieder in den Horror hineinwerfen, das konnte nicht schaden.
    Noch immer tobte um den Bau herum die Hölle. Der Sturm war wie ein wütendes Tier, dass sich durch nichts aufhalten ließ und es immer wieder versuchte. Er vernahm Geräusche, die er noch nie in seinem Leben gehört hatte. Schrilles Schreien, lautes Jammern, ein hohl klingendes Pfeifen, ein wütendes Brüllen – das alles vermischte sich zu einer Kakophonie, die eine unheimliche Botschaft zu transportieren schien.
    Der Schäfer war kein sehr ängstlicher Mensch. In diesem Fall allerdings wurde ihm schon komisch zu Mute.
    Je mehr Zeit verging, desto stärker wurde seine Unruhe. Erklären konnte er es sich nicht. Eigentlich hätte er ruhiger werden müssen, doch das war nicht der Fall. Er ging von einem Gefühl der Bedrohung aus, und das hing nicht nur mit den Außengeräuschen zusammen, sondern stammte hier aus der Kirche.
    Seine Haltung wurde verkrampfter. Die nasse Kleidung klebte an seinem Körper. Eine Gänsehaut nach der anderen entstand. Aber das hing nicht mehr mit den Gewalten draußen zusammen. Es gab hier in der Kirche etwas, das ihn störte.
    Julian McBell stand auf.
    Es war ein widerliches Gefühl, als sich die feuchte Kleidung von seiner Haut löste. Er fror wieder, zog die Nase hoch und schaute sich im Stehen um.
    Der Schäfer wusste selbst nicht genau, warum er das tat. Es musste einfach so sein. Noch immer huschten die Wolkenfetzen und die Regenschleier außen an den Scheiben entlang, als wären es Gespenster, die ihre Wohnstatt verlassen hatten.
    Alles war so unheimlich und anders geworden. Eine Schattenwelt hatte sich aufgetan. Er fühlte sich plötzlich von Feinden umzingelt und bedroht.
    Quatsch!, redete er sich ein. Deine Nerven sind angespannt. Da läuft nichts.
    Die eigenen Worte konnten ihm keinen Mut machen. Die Furcht in seinem Innern blieb bestehen. Es war ein Druck vorhanden, den er nicht zur Seite schieben konnte, und wenn er sich in der Kirche umschaute, sah er nichts, doch er glaubte, etwas zu sehen. Unter dem Dach hinweg huschten die Schatten, gaben dort ein verwirrendes Gastspiel ab und krochen auch mit schnellen Bewegungen an den Innenseiten der Fenster entlang.
    Wirklich von innen?
    Julian McBell schluckte. Er sah es jetzt als keine gute Idee an, in der Kirche Zuflucht gesucht zu haben. Plötzlich war ihm diese Stätte nicht mehr geheuer und ausgerechnet jetzt fiel ihm ein, was die Menschen über die Kathedrale sagten.
    Sie fürchteten sich vor ihr. Es wurden keine Messen mehr abgehalten. Und das bereits seit langer Zeit nicht mehr. Die Kirche war verlassen. Niemand kam, um sie zu schmücken, oder etwas aufzustellen. Es gab keine Kerzen, keinen
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