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Luzifers Festung

Luzifers Festung

Titel: Luzifers Festung
Autoren: Jason Dark
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so fest, dass Bill Conolly mich wecken musste. Ich zuckte hoch.
    »Da liegt schon Manchester.«
    Bill hatte nicht gelogen. In der Tat sah ich die ersten Viertel der großen Industriestadt vor mir. Ein Dunstfilm lag über den Dächern der Häuser und Fabriken. Aus den Öffnungen der Schornsteine quoll dicker Rauch und verpestete die Luft noch mehr.
    »Hier möchte ich nicht leben«, sagte Bill.
    Der Meinung war ich auch.
    Wir rollten durch die ersten Vororte. Grau, trist, schmutzig. Häuserzeile neben Häuserzeile. Hin und wieder ein geparktes Auto am Straßenrand.
    Kein Grün, selbst die Sonne scheute sich, ihre Strahlen in die Straßen zu schicken.
    Ein paar Rentner und Arbeitslose hockten in den Hauseingängen und schauten dem Porsche aus verkniffenen Augen nach, als er über das Kopfsteinpflaster rollte.
    Die Klinik lag in der City. Bill hatte sich vorher genau erkundigt. Deshalb verfuhren wir uns auch nur einmal, gelangten in eine stille Seitenstraße und sahen schon den roten Bau mit den großen Fenstern hinter hohen Bäumen schimmern.
    Bald fanden wir auch die Einfahrt, und Bill lenkte den Porsche nach links, wo sich die Parkplätze befanden.
    Das letzte Stück liefen wir zu Fuß. Ich fühlte mich wieder fit. Als wir durch die große Glastür schritten, erhob sich eine Schwester in ihrer Loge und fragte nach unseren Wünschen.
    Ich präsentierte meinen Ausweis und bat darum, mit Fred Morgan sprechen zu dürfen. »Da müssen Sie sich einen Moment gedulden«, bekamen wir zur Antwort. »Ich werde Dr. Cassidy Bescheid geben.«
    Wir nahmen auf der Wartebank Platz.
    Ein paar Kranke gingen umher. Die meisten hatten kein körperliches Leiden, das sah man ihnen an, obwohl ich auch zwei Männer entdeckte, deren Köpfe verbunden waren. Die Leute stierten uns an, grinsten manchmal und verschwanden.
    Mich fröstelte, Bill ging es auch nicht besser.
    Dr. Cassidy entpuppte sich als ein jüngerer Mann mit rotblonden Haaren, auf denen kein Scheitel halten wollte. Als er kam, wurde er von den Kranken umlagert. Jeder fragte, wann er raus käme. Der Arzt gab geduldig lächelnd Antwort. Dann steuerte er auf uns zu. Wir hatten uns erhoben. Ich hielt meinen Ausweis in der Hand, damit er sehen konnte, dass alles seine Richtigkeit hatte.
    »Scotland Yard also«, sagte er lächelnd. »Ich wüsste nicht, was ich mit Ihnen zu tun hätte.«
    »Sie nicht, es geht um einen Ihrer Patienten, Fred Morgan. Er lebt doch bei Ihnen?«
    Der Arzt nickte und senkte seinen Blick. »Ja«, sagte er nach einer Weile, »er lebt bei uns. Ein tragischer Fall.«
    »Wieso?«
    Er schaute mich an. »Es wäre am besten, wenn Sie sich den Patienten selbst anschauten, da könnte ich mir die großen Erklärungen sparen.«
    Wir waren einverstanden.
    Mit einem Aufzug ging es in die zweite Etage und dort in einen Trakt, wo die schweren Fälle untergebracht waren. Unsere Schritte hallten auf dem blank gescheuerten Boden. Ich sah die weißen Türen mit den Gucklöchern. Hinter einigen ertönten Geräusche.
    Manchmal irres Lachen, dann Schreie, auch Wimmern. Es war bestimmt nicht leicht, in so einer Klinik leben zu müssen. Auch mich hatte man mal in eine Irrenanstalt stecken wollen. Mr. Mondo, ein Mitglied der Mordliga, hatte sich dafür verantwortlich gezeigt. Vor der drittletzten Tür auf der linken Seite blieben wir stehen. Dr. Cassidy hob die Klappe vom Guckloch, schaute hindurch, nickte dann und gab mir zu verstehen, dass ich ebenfalls einen Blick durch die Linse werfen solle.
    Das tat ich auch.
    Zuerst sah ich nicht viel. Ein Zimmer mit hellen Wänden. Ein schmales vergittertes Fenster, ziemlich weit oben.
    »Schauen Sie etwas nach links«, hörte ich die Stimme des Arztes.
    Das tat ich auch. Und da sah ich ihn. Fred Morgan hockte auf dem Boden. Sein Gesicht wurde von einem steifen Grinsen gekennzeichnet.
    Zur Tür schaute er nicht, denn er war beschäftigt.
    Mit beiden Händen wühlte er in einem Berg von bleichen Gebeinen…
    ***
    Als ich mich zurückbeugte, musste mein Gesicht wohl sehr bleich gewesen sein, denn Bill fragte: »Was ist los?«
    Ich deutete auf das Guckloch. »Schau selbst.« Das tat der Reporter auch.
    Ich unterhielt mich mit dem Arzt. »Verdammt, ist es so schlimm?« fragte ich.
    »Leider.«
    »Aber wie kommt er an die Gebeine?« wollte ich wissen. »Sie haben ihm doch nicht etwa echte…«
    »Nein, nein, Oberinspektor. Wo denken Sie hin.« Er lächelte. »Die haben wir extra anfertigen lassen, sonst hätte er keine Ruhe gegeben. Seit er mit den
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