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Luzifers Festung

Luzifers Festung

Titel: Luzifers Festung
Autoren: Jason Dark
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kletterte aus dem Bett.
    Es war wirklich ein Klettern, ein vorsichtiges Hinaus schwingen der Beine, das Angeln nach dem Pantoffel, hineingleiten, dann stellte ich mich auf und kämpfte sofort gegen den Schwindel, der mich überfiel.
    Drei Tage Bettruhe waren doch nicht das Wahre.
    Der Schweiß brach mir aus allen Poren, ich biss die Zähne zusammen und wagte die ersten Schritte. Wie ein kleines Kind ging ich und war überrascht, wie gut es klappte. Ich zog mir meinen Morgenrock über und ging in die Küche, da ich einen pelzigen Geschmack im Rachen spürte, den ich gern mit einem Schluck Saft weggespült hätte. Jane und Shao hatten sich nicht nur sehr um mich bemüht, sondern auch die Küche aufgeräumt. Sogar die Tageszeitungen hatten sie auf ihren Stammplatz gelegt.
    Ich setzte mich an den weißen Tisch und trank langsam das Glas leer, wobei ich aus dem Fenster schaute.
    Es wurde Frühling. Der Winter schaffte es nicht mehr, gegen die Märzsonne anzukommen. Die Natur forderte ihr Recht. Die ersten Knospen erschienen an den Zweigen der Bäume und standen kurz vor dem Aufbruch.
    Dieses Frühlingserwachen gab auch mir wieder Kraft. Ich fühlte mich auf einmal besser. Das Fieber war sowieso verschwunden, und die Mattheit der Glieder würde bald auch der Vergangenheit angehören. Ich ging davon aus, dass ich am nächsten Tag wieder ins Büro zurückkehren konnte.
    Die Zeitungen stachen mir ins Auge. Seit drei Tagen hatte ich in keiner Gazette mehr geblättert, weil ich einfach nicht die Lust dazu spürte. Jetzt aber wollte ich sie wenigstens überfliegen.
    In der Politik ging es mal wieder rund. Auch in London war es nicht friedlich gewesen. Ich las viel über Verbrechen, und direkt daneben stand einiges über den englischen Thronfolger, der ja bald heiraten würde.
    Er schaffte es früher als ich. Aber der hatte auch keinen lebensgefährlichen Job am Hals. Nach einer Stunde legte ich die Zeitung zur Seite, womit noch längst nicht alles geschafft war, denn nun kamen die Zeitschriften an die Reihe. Die hatte mir Bill Conolly gebracht, denn er abonnierte die halbe Welt.
    Ganz oben lag eine Zeitschrift, die sich mit rätselhaften, okkulten Dingen befasste. Viele Berichte waren aufgesetzt, aber in einigen steckte auch ein Körnchen Wahrheit.
    Bill hatte die Zeitschriften schon gelesen. Ich sah es daran, dass er einen Bericht angestrichen hatte.
    Es war nur eine kurze Notiz, die sich mit einem Mann befasste, der Gebeine sammelte. Der Bericht war sehr makaber. Ein geheimnisvoller Mensch namens Naga suchte in seiner Freizeit die Gebeine der Toten zusammen. Es wurde berichtet, dass er armen Familien die Knochen sogar abkaufte und auch gut dafür bezahlte.
    Ich schüttelte den Kopf. Menschen sind ja alle anders. Der eine ist fröhlich, der andere weniger, einer liebt die Frauen, der andere beschimpft sie als Weiber, einer sieht zu, in seinem Leben soviel Geld wie möglich zu machen, der andere macht sich nichts aus dem schnöden Mammon.
    Und ich finde es auch gut, dass die Menschen so unterschiedlich sind.
    Wo kämen wir hin, wenn alle gleich wären? Aber dass jemand Gebeine sammelt, war doch ein starkes Stück. Zudem machte er sich dabei strafbar, denn es ist einem Privatmann verboten, Gräber aufzubrechen.
    Naga hieß der Kerl.
    Im Augenblick lag nicht viel an. Das heißt, von Dr. Tod und der Mordliga hörte ich nichts, und Asmodina hatte sich schon vor längerer Zeit in ihren Schmollwinkel zurückgezogen, weil ich einen ihrer großen Diener, den Dämonenhenker Destero, getötet hatte. Als kleines Andenken gehörte mir jetzt sein Schwert.
    Ich hatte also Zeit, mich um diesen Naga zu kümmern.
    Der Name allein hörte sich fremd an. Vielleicht war es auch ein Pseudonym, wer konnte das wissen. Auf jeden Fall wollte ich die Spur verfolgen.
    Es lag allerdings auch nahe, dass dieser ganze Artikel nur eine Farce war, doch darauf wollte ich mich nicht verlassen.
    Bill Conolly hatte mir die Zeitung gebracht, vielleicht wusste er mehr.
    Ich wollte zum Telefon im anderen Zimmer, doch ich kam nur die Hälfte der Strecke weit. Ein Schlüssel bewegte sich im Schloss der Wohnungstür.
    Jane Collins erschien.
    Auch das noch. Wenn sie mich wieder auf den Beinen sah, machte sie Terror. So schnell konnte ich gar nicht mehr ins Bett wischen, wie sie im Raum stand.
    Dann war sie da. Sie schaute mich mit einem Blick an, der mich direkt schamviolett werden ließ. »Du willst dir wohl unbedingt den Tod holen, wie?« moserte sie mich an. »Was die
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