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Luzia und der Ball der Vampire - Erst ich ein Stück, dann du

Luzia und der Ball der Vampire - Erst ich ein Stück, dann du

Titel: Luzia und der Ball der Vampire - Erst ich ein Stück, dann du
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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Decke fallen lassen, noch ehe Fedor die Augen aufgeschlagen hatte, und Luzia so lange im Gesicht herumflattern, bis sie aufgewacht war. Darauf konnte Luzia sich felsenfest verlassen. Sollte Fedor Flax allerdings dasselbe befohlen haben, gab es ein Problem. In dem Fall würden die Fledermäuse Luzia und Fedor nämlich genau gleichzeitig aus den Särgen schmeißen. Und dann wäre es reines Glück, wenn Luzia die Bibliothek vor ihrem Bruder erreichte.
    „Ich kann schneller laufen als Fedor“, murmelte sie und schloss langsam die Augen. Sie musste einfach
schneller laufen als ihr Bruder. Darauf konzentrierte Luzia sich mit aller Kraft. Sobald Flix in ihrem Gesicht landete, würde sie aufspringen und losrennen. Jawohl! Nur so hatte sie vielleicht die Chance, Fedor abzuhängen. Denn das Dumme war, dass die Gruft ihres Bruders etwas näher bei der Treppe lag als ihre eigene.
    Wenig später spiegelte sich der erste Sonnenstrahl des heranbrechenden Tages im großen Fenster des Kronsaals. Alle Vampire von Schloss Glitterburg lagen in tiefem Schlummer. Auch Luzia.

    Plötzlich ertönte ein Schrei.
    Laut und schrill schallte er
    durch das Schloss.
    Luzia war mit einem Schlag wach.
    Sie sprang aus dem Bett
    und rannte los.

    Sie hatte nicht gemerkt, dass Flix gar nicht in ihr Gesicht gefallen war, sondern noch immer unter der Decke hing und schlief. So schnell ihre Beine sie trugen, flitzte sie den dunklen Kellergang entlang auf die Steintreppe zu. Das Stampfen ihrer Schritte hallte von
den Wänden wider – doch es waren nicht nur ihre eigenen, die Luzia hörte, sondern auch die ihres Bruders. Fedor musste ihr bereits dicht auf den Fersen sein. Er ächzte und stöhnte und schnaufte.

    Aber Luzia war schneller.
    Viel schneller.

    In rasender Geschwindigkeit erklomm sie eine Stufe nach der anderen, drückte die schwere Holztür auf, die in die Eingangshalle führte, und blieb wie angewurzelt stehen.

    Goldenes Sonnenlicht fiel durch das hohe Seitenfenster herein und malte einen gleißend hellen Fleck auf den dunklen Steinboden. Fast wäre Luzia hineingetreten. Und dann wäre es um sie geschehen gewesen. Im günstigsten Fall verursachte Tageslicht schreckliche Brandblasen oder ließ die Vampire verrückt
werden, meistens jedoch gingen sie auf der Stelle in Flammen auf, sodass am Ende nichts weiter von ihnen übrig blieb als ein Häufchen Asche.
    Luzia wollte gerade zurückspringen und in den Keller hinunterflüchten, da schossen Fedor und Opa Adalbert an ihr vorbei.

    „Neiiin!“, brüllte Luzia erschrocken.
    Sie packte ihren Bruder am Arm
    und riss ihn zurück.
    Doch für Opa Adalbert war es zu spät.
    Er trat mitten in das Sonnenlicht hinein.

    Wie vom Donner gerührt blieb er stehen, seine ohnehin schon bleiche Haut wurde schlagartig aschfahl und aus seinen Ohren stiegen feine graue Rauchkringel empor.
    Luzia und Fedor starrten ihn entsetzt an.
    „Komm zu uns herüber, Opa Adalbert“, krächzte Luzia. „Bitte, bitte, beweg dich doch!“
    Ihr Großvater hörte tatsächlich auf sie. Langsam drehte er sich um. Seine Haare standen zu Berge, seine Augen flackerten und seinen Mund hatte er zu einem irren Grinsen verzogen.

    Luzia hielt den Atem an und wartete gebannt darauf, was wohl als Nächstes geschah.
    „Opa Adalbert?“, murmelte Fedor. „Ist alles in Ordnung mit dir?“
    Sein Großvater brummelte etwas Unverständliches. Dann schloss er die Augen, breitete seine Arme aus und schlug sie auf und nieder, so als ob er fortfliegen wollte. „Sss…sss…ssss“, summte er, machte einen Hüpfer aus dem Sonnenlicht heraus und landete vor den Füßen seiner Enkel.

    Ratlos sahen Luzia und Fedor sich an.
    „Was ist denn jetzt los?“, wisperte Luzia.
    „Ist er womöglich verrückt geworden?“
    „Sss!“, summte Opa Adalbert
    und hüpfte die Steintreppe hinunter.
    Dabei flatterte er wie wild mit den Armen.

    „Ich glaube, er hält sich für eine Fledermaus“, raunte Fedor seiner Schwester zu, doch Luzia schüttelte unwillig den Kopf.
    „Fledermäuse summen nicht“, erwiderte sie, drückte die Holztür zu und beeilte sich, ihrem Großvater hinterherzukommen.
    „Vielleicht sollten wir Papa wecken“, schlug Fedor vor.
    Aber das hielt Luzia für keine gute Idee. „Zuerst will ich wissen, was Opa Adalbert macht“, entgegnete sie. „Vielleicht legt er sich einfach in seinen Sarg und schläft weiter. Und wenn er heute Abend aufwacht, ist er wieder ganz normal.“
    „Das glaubst du doch selber nicht“, sagte Fedor
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