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Luzia und der Ball der Vampire - Erst ich ein Stück, dann du

Luzia und der Ball der Vampire - Erst ich ein Stück, dann du

Titel: Luzia und der Ball der Vampire - Erst ich ein Stück, dann du
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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den Kronsaal. Er war groß und schlank, hatte tiefschwarze Augen und ebenso schwarzes Haar. „Was ist denn das hier für eine Versammlung? “, polterte er.
    „Ich habe das Schloss für Luzias Geburtsnacht hergerichtet“, antwortete Mama Violetta. Eilig huschte sie auf ihn zu und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. „Den Kindern ist schon ganz schlecht vor Aufregung.“ „Soso“, sagte Lord Ludwig. Er sah von einem zum anderen, wobei sein Blick am längsten auf Luzia ruhte. „Na, solange nichts Schlimmeres passiert“, brummte er, drehte sich um und stapfte aus dem Raum.
    Für ein paar Sekunden war es ganz still im Kronsaal.

    Niemand rührte sich oder sagte etwas.
    „Was meint er nur damit?“,
    platzte Luzia schließlich heraus.
    „Was soll denn Schlimmes passieren?“
    Sie sah von einem zu anderen.
    Oma Griselda und Opa Adalbert schwiegen
    und auch Mama Violetta antwortete nicht.

Überraschung im Morgengrauen
    „Sie wollen uns bestimmt nur Angst machen“, sagte Fedor, als er und Luzia sich wenig später für den Sarg zurechtmachten. „Du weißt doch, wie die Erwachsenen sind. Immerzu ziehen sie uns auf.“
    „Na und“, brummte Luzia. „Ich lass mir aber keine Angst einjagen.“
    Sie schlüpfte in ihr fliederfarbenes Taghemd und wuschelte ihre schwarzen Locken kräftig durcheinander. Danach öffnete sie die pinkfarbene Samtschatulle und kramte den Kalkstein heraus, mit dem sie sich jeden Morgen die Zähne polierte.

    „Ich auch nicht“, sagte Fedor und streckte seinem Spiegelbild in dem großen Spiegel mit dem goldenen Schnörkelrahmen die Zunge heraus. „Schon gar nicht von Opa Adalbert. Der hat nämlich auch nicht immer recht.“

    „Genau“, bestätigte Luzia, während sie ihre oberen Schneidezähne mit dem Kalkstein bearbeitete. „Vielleicht passiert überhaupt nichts. Außer dass ich Geburtsnacht habe.“
    „Vielleicht hat Opa Adalbert sich aber auch geirrt“, murmelte Fedor, und seine dunklen Augen funkelten geheimnisvoll.
    Luzia pfefferte den Kalkstein in die Schatulle zurück.

    „Was soll das heißen?“, zischte sie.
    Fedor antwortete nicht,
    sondern starrte nur weiter in den Spiegel.
    „Jetzt sag schon!“, rief Luzia ungeduldig.
    Sie packte ihren Bruder bei den Schultern
    und schüttelte ihn.

    „Vielleicht hat Opa Adalbert Stuss erzählt und du hast gar nicht Geburtsnacht“, sagte Fedor schließlich. „Ich meine … wieso solltest du auch? Vampire werden nicht geboren. Sie sind einfach da. Hängen in Burgen und Schlössern rum und langweilen sich hundert, tausend oder sogar Millionen Jahre fast zu Tode.“
    „Das ist absoluter Unsinn“, fuhr Luzia ihn an. „Das sagst du nur, weil du selber Geburtsnacht haben willst.“
Fedor schob die Unterlippe vor. Herausfordernd sah er seine Schwester an.
    Na warte!, dachte Luzia. Ich werde es dir beweisen! Selbst wenn Opa Adalbert sich geirrt hatte, das Buch über die Vampirgeschichten kannte die Wahrheit. Darin stand alles, was man wissen musste, und ganz bestimmt auch, ob ein Vampirmädchen Geburtsnacht haben konnte oder nicht.
    Noch ehe die Sonne ganz untergegangen war, würde Luzia sich auf den Weg machen. Sie konnte nur hoffen, dass ihr Bruder nicht die gleiche Idee hatte.

    Luzia lief die lange Steintreppe hinunter
    und trat in ihre Gruft.
    Der Sargdeckel stand weit offen.
    Mama Violetta hatte das Kissen
    und die Decke bereits aufgeschüttelt.
    Es sah sehr gemütlich aus.
    „Guten Tag, Betti“, murmelte Luzia.
    Sie steckte ihren Finger durch das Gitter
    und kraulte der Ratte das Fell über der Nase.
    Betti guckte ganz verzückt.

    Dann schlüpfte Luzia unter die Sargdecke und gähnte herzhaft. Sie wollte rasch einschlafen und vor allem rechtzeitig wieder aufwachen – und zwar einen Tick früher als sonst.
    Direkt über ihr baumelte Flix an der Decke. Er hatte die Augen geschlossen, zuckte aber noch ein wenig mit den Flügeln.
    „Tu mal nicht so“, wisperte Luzia. „Ich weiß, dass du noch wach bist. Oma Griselda hat dich eben erst dorthingehängt, stimmt’s?“
    Sie setzte sich auf und pustete die Fledermaus sanft an.

    Flix öffnete die Augen.
    „Morgen Abend gehst du ein wenig früher
    auf die Jagd als sonst“,
    sagte Luzia zu ihm.
    „Ich muss nämlich vor Fedor los.“
    Flix blinzelte zweimal, und Luzia wusste:
    Er hatte verstanden.

    Flix und Flax waren ganz hervorragende Fledermauswecker. Sie spürten, wann ihre Herrschaften aufstehen wollten, und weckten sie auf die Sekunde genau. Flix würde sich von der
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