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Lux Domini - Thomas, A: Lux Domini

Titel: Lux Domini - Thomas, A: Lux Domini
Autoren: Alex Thomas
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sich sicher, weshalb wir Sie ausgerechnet
    hierher eingeladen haben. Um es kurz zu machen, es gibt einen
    besonderen Grund dafür. Kommen Sie, ich möchte Ihnen etwas zeigen.«
    Sie folgte ihm die Wendeltreppe hinauf zur Galerie. Oben angekommen
    gingen sie an mehreren Regalen vorbei, deren Kostbarkeiten sich hinter
    Glas verbargen, bis der Papst stehen blieb und auf den Marmorfußboden
    unter ihnen deutete.
    »Ich weiß, dieser Auftritt wirkt ein wenig theatralisch, doch nur von hier oben können Sie es sehen und am besten aus dieser Position.«
    Catherine folgte dem Blick des Papstes, und ihre Augen wurden groß.
    Ihre Träume! Ihre Visionen! Die Apostelgeschichte war als Mosaik in
    den Marmorboden der Bibliothek integriert! Das ganze rätselhafte
    Geheimnis in zwölf wunderbaren Bildern.
    »Diese Villa ist ein besonderer Ort«, erklärte der Heilige Vater. »Darius, Benelli und Thea haben sich des Öfteren hier aufgehalten. Kardinal
    Monti hat von der Bedeutung dieses Ortes innerhalb der Villa nichts
    gewusst. Auch Seine Eminenz Kardinal Ciban hat die tiefere Bedeutung
    dieses Ortes erst nach seiner Einweihung in den geheimen Archiven des
    Vatikans erfasst, wo das Originalevangelium nach Judas Ischariot
    aufbewahrt wird.« Der Papst hielt einen Moment inne und zögerte, dann
    sagte er: »Sarah, Kardinal Cibans Schwester, war eine Mediale.«
    »Sarah war eine Apostelin?«
    »Nicht direkt. Aber ihr Fall hat ein wenig dem Ihren geglichen,
    Catherine.«
    »Kardinal Benelli hat mir von ihrem tragischen Tod erzählt, der niemals
    aufgeklärt wurde.«
    »So ist es. Doch ich weiß auch, dass Seine Eminenz eine Spur verfolgt.«
    »Nach all den Jahren?«
    »Er wird nicht ruhen, bis er den Mörder seiner Schwester gefasst hat,
    selbst wenn er dafür durch die Hölle gehen muss. Und das meine ich
    wörtlich.« Der Papst blickte noch einmal auf die in den Marmorboden
    eingelassene Apostelgeschichte, dann wandte er sich Catherine zu. » Sie sind in den letzten Tagen für mich durch die Hölle gegangen, und ich
    weiß nicht annähernd, wie ich Ihnen dafür danken kann.«
    »Danken Sie Kardinal Benelli, Heiligkeit. Nicht mir. Bis zur
    Konfrontation in der Sixtina habe ich seinen Plan nicht im Geringsten
    durchschaut.«
    Das stimmte. Erst in den frühen Morgenstunden war Catherine die wahre
    Bedeutung der Kapelle in diesem Kampf gänzlich bewusst geworden.
    Die Sixtina war nicht nur ihr Lieblingsort im Vatikan, sondern auch ein
    Ort von solch medialer Kraft, dass selbst nichtmediale Menschen diese
    Ausstrahlung spüren konnten. In der Sixtina wurden die Päpste gewählt,
    im Angesicht von Michelangelos Fresko vom Jüngsten Gericht. Nur hier
    erneuerte der gewählte Heilige Vater auf spirituellem Weg den
    zweitausend Jahre alten Eid mit den Aposteln. Doch jene unglaubliche
    Energie, die zwischen all den farbenprächtigen Kunstwerken permanent
    die Atmosphäre auflud, konnte sich auch gegen einen wenden. Genau
    dafür hatte Benelli mit Catherines Hilfe im Falle Kardinal Montis
    gesorgt. Die Magie der Sixtina hatte Monti am Ende binnen weniger
    Augenblicke regelrecht ausgebrannt. Er lebte zwar noch, war aber kaum
    mehr als ein menschliches Wrack.
    »Ihre Bescheidenheit ehrt Sie, Schwester, doch ohne Ihren Beistand
    wären wir völlig machtlos gewesen.«
    »Erinnern Sie sich an Benellis Brief, Heiligkeit?« Sie meinte jenen Brief, den der Kardinal für sie im ›Turm der Winde‹ gemeinsam mit dem
    Judas-Evangelium hinterlegt hatte.
    »Ja. Ich erinnere mich an jede einzelne Zeile.«
    »Kardinal Benelli hätte diesen Brief wahrscheinlich nie an mich
    geschrieben, hätte Pater Darius ihn nicht im Hinblick auf meine Gabe
    eingeweiht.«
    Leo nickte nachdenklich. »Benelli hat in der Krise Ihr Potenzial
    erkannt.«
    Catherine griff in die Innentasche ihres Ordensgewandes und reichte ihm
    die alte Fotografie, die Monti ihr überlassen hatte.
    Der Papst betrachtete das Bild sichtlich bewegt. Dann sagte er: »Darius
    hat Sie wirklich wie eine leibliche Tochter geliebt. Doch weder er noch
    Benelli kann von Ihnen verlangen, dass Sie aufgrund Ihrer
    herausragenden Gabe das Erbe eines Apostels antreten. Dazu haben nicht
    einmal die beiden ein Recht. Monti ist außer Gefecht gesetzt, es wird
    also keine weiteren Apostelmorde geben, und damit sind Sie von jeder
    weiteren Pflicht mir gegenüber befreit.«
    »Ich danke Ihnen, Heiligkeit. Doch was, wenn es keine Pflicht ist,
    sondern ein Geschenk?«
    »Ein Geschenk?«
    »Sie wissen, alles, wofür ich
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