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Lux Aeterna (German Edition)

Lux Aeterna (German Edition)

Titel: Lux Aeterna (German Edition)
Autoren: Carol Grayson
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ich bin nur kurz in dieser Gegend und wollte mich rasch vom Wohlbefinden meines und Eures Zöglings überzeugen“, begrüßte Pryce die Oberin, die sich respektvoll vor dem Kardinal in die Knie begeben hatte.
    „Ich bitte Euch, Ihr seid jederzeit willkommen. Ich werde Euch unverzüglich zu der Kleinen geleiten lassen. Sie macht uns wirklich sehr viel Freude. Ich fürchte allerdings, sie wird bereits schlafen“, war die Antwort der schon betagten Klosterschwester.
    „Ich werde leise sein“, versprach ihr der Kardinal. „Ach, Schwester Benedikta“, fragte er dann noch zögernd, „hat die Kleine eigentlich bereits Zähnchen bekommen?“
    Die Oberin sah ihn verdutzt an. Ein solches Interesse hätte sie nicht erwartet. Aber stolz nickte sie. „Ja, die ersten sind schon da“, erwiderte sie. Dann läutete sie nach einer Mitschwester, und diese führte ihn in eine abseits gelegene Kammer, die weniger an ein Kinderzimmer als an ein gemauertes Gefängnis erinnerte. Eine Kerze brannte auf dem kleinen Nachtisch vor dem Kinderbett, in dem ein blondgelocktes Kind mit einem Daumen im Mund sanft schlummerte. Die Schwester legte vorsichtshalber noch einmal den Finger vor den Mund und bedeutete ihm, leise zu sein, dann zog sie sich zurück.
    Kardinal Pryce war enttäuscht. Dieses Kind hier sah aus wie jedes normale Kind. Es war zwar ungewöhnlich groß und gut entwickelt für sein Alter, aber dennoch sah man nicht an, dass seine Mutter eine der gefürchtetsten Vampirinnen der alten Rasse gewesen war. Sollte Lady Alderley ihn auch hier belogen haben? Die Neugier des Kardinals überwog schließlich seine Scheu vor dem schlafenden Kind und er versuchte behutsam, den kleinen Mund zu öffnen, um nachzuschauen, ob es vielleicht bereits die Waffen der Vampire besaß. Offenbar packte er es etwas zu unsanft an, denn das Kind begann zu weinen und die Schwester, die vor der Türe gewartet hatte, kam besorgt in das Zimmer gelaufen.
    Allerdings konnte Pryce jetzt deutlich erkennen, dass dieses Kind nicht in der Lage sein würde, ihm seinen Wunsch zu erfüllen. Es waren nur zwei winzige Schneidezähne zu sehen. Zornig lief er zurück in das Büro der Klostervorsteherin. „Schwester Benedikta, Ihr seid von Eurem Versprechen enthoben, Euch um dieses Kind zu kümmern. Ich werde entsprechende Vorkehrungen treffen“, sagte er zu der verdutzten Oberin, während er seinen Hut wieder aufsetzte.
    „Aber…“, wollte die alte Dame gerade irritiert einwenden.
    Der Kardinal gebot ihr mit erhobener Hand, zu schweigen. „Ihr erhaltet selbstverständlich Euren Lohn wie vereinbart bis zum Ende des Jahres, aber von nun an habt Ihr keinerlei Verpflichtungen mehr mir gegenüber.“
    Mit diesen ärgerlichen Worten verließ der hohe Geistliche das Kloster, ohne sich noch einmal umzuwenden.
    Auch diesmal entging ihm das wartende Auto auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Die blonde Dame darin griff gerade zum Handy.
     
    Um sein Ziel zu erreichen, musste der Kardinal an diesen verfluchten Vampirfürsten Jason Dawn herankommen. Hätte er gewusst, dass auch ein Grenzgängervampir seinen Wunsch hätte erfüllen können, wäre er vielleicht nicht so verbittert gewesen. Aber von dieser Rasse war ihm offensichtlich nichts bekannt. Alles, was Pryce wusste, war, dass dieser Halbengel und sein Vampirfreund reges Interesse an diesem Kind und diesem Schmuckstück hatten. Vielleicht war jetzt die Zeit für ein Tauschgeschäft? Zunächst führte er ein kurzes Telefonat, danach begann er in einem abgedunkelten Raum ein Ritual, um sich des Schutzes und Beistandes der dunklen Mächte zu versichern. Nachdem er in einen fast tranceähnlichen Zustand gefallen war, hatte er einen seltsamen Traum, in dem ein  Einhorn gegen einen mächtigen, alten Vampir kämpfte und ihn schließlich durch einen Stoß mit seinem Horn in die Brust vernichtete. Pryce lächelte zufrieden. Man hatte ihm soeben die wahre Bedeutung seines kleinen Schmuckstücks gezeigt. Nun würde er nicht mehr so unvorsichtig sein und dieses aus der Hand geben. Wenn er erst zum Vampir gewandelt sein würde …
     
     
    * * *
     
     
    Pryce konnte nicht ahnen, dass nahezu zur gleichen Zeit zwei angebliche Beamte vom Jugendamt vor dem Portal des Klosters standen und um Einlass baten. Die Pförtnerin lief eilends zur Äbtissin und diese eilte mit ihr zurück an das Portal.
    „So schnell?“, fragte die ältere Dame ganz außer Atem. „Hat sie der Kardinal geschickt?“ Besorgnis und Enttäuschung zeichnete das
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