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Lux Aeterna (German Edition)

Lux Aeterna (German Edition)

Titel: Lux Aeterna (German Edition)
Autoren: Carol Grayson
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ihre dürftigen Deckungen gepresst, aushalten, sie ließ den Eisensturm und die Gaswogen wehrlos über sich ergehen, wartete geduldig, bis in der Nacht das feindliche Feuer nachließ, um dann die Schäden an den Befestigungen auszubessern, Verpflegung und Kampfmittel heranzuziehen sowie Verwundete zurückzuschaffen. Jeder Versuch, am Tage zu arbeiten, hätte feindliches Artilleriefeuer herausgefordert. Beim Feinde war es ganz anders.
    Er brauchte erst kurz vor dem Angriff seine Gräben aufzufüllen, während die Deutschen ihre Kampfstellungen in voller Abwehrstärke in angespannter Erwartung eines immer drohenden Angriffes besetzt halten mussten
     
    Eintausend Meter westlich von Combles war nach wochenlangem Ringen das vom II. Bataillon des Regiments Hamburg verteidigte Guillemont verloren gegangen. Tagelang hatten die Hamburger die Trümmer des Dorfes verteidigt, dann war der Ort von Truppen und Feuer eingeschlossen. Jeder Rückzug war unmöglich geworden. Die Versuche, die Besatzung herauszuhauen, scheiterten an der Überzahl des Feindes. Als dann die Patronen ausgingen, die Brunnen durch Geschosseinschläge verschüttet wurden, da blieb schließlich dem schwer verwundeten Kommandeur, dem Hauptmann Nau, nichts anderes übrig, als die Waffen zu strecken, aber „Unbesiegt!“
     
    Inmitten dieses Kesseltreibens kämpfte der Engländer Jason Dawn im Alter von dreiundzwanzig Jahren um ein ihm unbekanntes Dorf gegen ihm ebenso unbekannte Feinde.
    Es war nur ein kleiner Moment der Unachtsamkeit, als sein Regiment einige Deutsche als Kriegsgefangene in Obhut nehmen wollte. Einer der deutschen Soldaten warf unbeobachtet eine Granate in die Nähe einer Munitionskiste, die kurz darauf hochging. Die Wucht der Explosion warf Jason und einige Kameraden in seiner Nähe zu Boden. Er verlor das Bewusstsein.
     
    * * *
     
    In einem schmutzigen Zeltlazarett kam Jason Dawn wieder zu sich. Er wusste nicht, wo noch wer er war. Er hörte Stimmen, die durcheinander sprachen, einige davon Englisch, andere Französisch. Er hörte das Stöhnen der Verwundeten. Mit zitternden Händen tastete er nach dem Verband um seinen Kopf. Die Mullbinden waren fest um seine Augen gelegt. Alle Glieder schmerzten. Er versuchte, die Binden um seine Augen vorsichtig anzuheben, doch eine Hand legte sich behutsam auf die seine.
    „Pas encore, mon ami, pas encore“, sagte eine fremde Stimme.
    Jason verstand nicht. Dann gab man ihm eine Spritze mit Morphium. Wieder umfing ihn eine gnädige Dunkelheit. Auf holprigen Straßen brachte man später die Schwerverletzten zu einem stationären Lazarett.
     
    In der Nähe von Longueval lag ein alter Adelssitz, den man zum Kriegskrankenhaus umfunktioniert hatte, und das mittlerweile alle Nationalitäten an Verwundeten beherbergte. Die Nonnen aus dem nahe liegenden kleinen Kloster kümmerten sich rührend um die verletzten Soldaten.
    Jason Dawn war nun bereits über ein Jahr in ihrer Obhut. Er hatte sein Augenlicht immer noch nicht zurückgewonnen. Eine Genesung schien ausgeschlossen.
    „Sie müssen versuchen, Ihr Schicksal anzunehmen. Gott hat bestimmt etwas ganz Besonderes mit Ihnen vor“, sagte einmal eine der Schwestern in holprigem Englisch.
    Aber Jason glaubte ihr nicht. Er glaubte an gar nichts mehr, erst recht nicht an Gott.
     
    Da er unter Amnesie litt, war es den Schwestern auch nicht möglich, seine Angehörigen zu benachrichtigen. Liebevoll versuchten sie, den jungen Mann mit seinem Schicksal zu versöhnen, doch das wollte nicht gelingen, denn der junge britische Soldat war zornig, zornig auf sein Schicksal und zornig auf seinen Schöpfer. Und dieser Zorn zog Mächte an, von denen er bislang keine Ahnung gehabt hatte.
     
    * * *
     
    Nicht nur Krähen und Ratten hatten die blutigen Schlachtfelder des ersten Weltkrieges angezogen, sondern auch jene Kinder der Dunkelheit, für die Kriege der Menschen ein wahres Fest waren. Eine dieser Kreaturen war Dominique Polignac, einer der alten Vampirmeister. Er selbst war von altem französischem Adel. Während der Revolution wurde er in der Bastille von einem Marquis gebissen und als Vampir erschaffen. Der Marquis wurde im Morgengrauen geköpft, während Polignac zu einem neuen Dasein erwachte. Seinen ersten Hunger stillte er an seinen Mitgefangenen. Als die Wärter die Toten in seiner Zelle sahen, öffneten sie voller Panik die Türe. Polignac, der sich ebenfalls tot gestellt hatte, konnte entfliehen und begann ein Morden durch die Jahrhunderte.
     
    Die
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