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Lustvolles Erwachen

Lustvolles Erwachen

Titel: Lustvolles Erwachen
Autoren: Eileen Dreyer
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für ihn. Die Leute erzählten sich, dass sie nicht einmal geweint hätte, als sie den Leichnam ihres Vaters aus Waterloo geholt hatte.
    Wie aufs Stichwort ging die Tür auf, und sie kam herein. Sie trug eines dieser grauen Kleider, die sie immer anhatte. Ihre Haare waren zu einem festen Knoten zurückgebunden. Es überraschte Diccan nicht, dass sie ihn nicht ansehen konnte. Er konnte genauso wenig glauben, was an diesem Morgen passiert war. Seine Hoden schmerzten noch immer, weil seine Erwartungen unerfüllt geblieben waren. Als er sie nun wiedersah, konnte er sich nicht erklären, warum er so empfand. Sein Körper schien an dieser schlaksigen, unscheinbaren Frau, die mit der Lebhaftigkeit eines angeschossenen Kavallerieoffiziers ins Zimmer humpelte, vollkommen uninteressiert zu sein.
    Diccan hätte sich mit einem Seufzen beinahe selbst verraten, als er sich erhob und tief verneigte, während Kate Miss Fairchild folgte und die Tür schloss. »Kate. Miss Fairchild. Ich werde nach dem Frühstück klingeln.«
    Miss Fairchild wurde kreidebleich. »Nicht für mich, danke. Nur etwas Tee und Toast.«
    Diccan legte den Kopf schräg und musterte sie. »Ist Ihr Magen ein wenig in Aufruhr?«
    »Ein wenig.«
    »Kopfschmerzen? Verwirrung? Schwindel?«
    Sie blickte kurz auf, als sie den Tisch erreichte. »So ist es.«
    Diccan rückte ihr den Stuhl zurecht und wartete ab, bis sie sich gesetzt hatte. »Das dachte ich mir. Ich habe diese Symptome ebenfalls. Ich weiß nicht, ob Sie bis zum Umfallen trinken, Miss Fairchild, aber ich mache das so gut wie nie. Und schon gar nicht auf einem Paketboot. Da es keine anderweitigen Beweise gibt, gehe ich davon aus, dass wir beide unter Drogen gesetzt wurden.«
    Er war enttäuscht, als Miss Fairchild nicht reagierte. »Das überrascht Sie nicht?«, fragte er.
    Ruhig blickte sie zu ihm auf. »Das würde einiges erklären.«
    Er schüttelte den Kopf. Ihre Gelassenheit verwirrte ihn. »Kate«, sagte er und wandte sich um, damit er auch seiner Cousine den Stuhl anbieten konnte, »wer hat dir die Nachricht geschickt, mich zu treffen?«
    Sie nahm Platz. »Ich dachte, die Nachricht wäre von dir gekommen. Ich nehme an, ich habe mich geirrt.«
    »Das hast du. Wo hast du sie bekommen?«
    »Wir waren das Wochenende über auf dem Land bei Marcus Drake. Gestern Abend haben wir es dann bis Canterbury geschafft.«
    Bei der Erwähnung des Namens drehte sich Diccan abrupt ihr zu. »Drake? Wer wusste, dass du dort sein würdest?«
    Kate warf ihm ein Lächeln zu. »Jeder, denke ich. Die Mitteilung stand im Gesellschaftsteil.«
    Dennoch. Marcus Belden, Earl of Drake, war derjenige, der Diccan gebeten hatte, sich mit Evenham zu treffen. War er möglicherweise in dieses Fiasko verstrickt? Diccan wollte es nicht glauben.
    »Die Nachricht schien aus deiner Feder zu stammen«, sagte Kate und lenkte seine Aufmerksamkeit wieder auf sich. »Weißt du, was der Grund sein könnte?«
    »Ich war in einige delikate Verhandlungen verwickelt. Die neuen Landesgrenzen in Europa nach dem Krieg und so etwas.« Er zuckte mit den Schultern und hoffte, er würde überzeugend wirken. »Vielleicht wollte jemand, dass ich dabei ins Straucheln gerate.«
    Kate hob den Kopf. »Sie haben dir endlich einen richtigen Auftrag gegeben?«
    Diccan warf ihr ein Lächeln zu. »Allein durch Zermürbung, meine Liebe. Alle anderen waren zu beschäftigt.«
    Sie nickte ihm knapp zu. »Also gut. Ich denke, eine Entschuldigung wäre jetzt angebracht.«
    Bei dem Gedanken zuckte Diccan zusammen. Er versuchte ein letztes Mal, sich vorzustellen, dass Grace Fairchild eine Hochzeit eingefädelt hatte, um irgendetwas zu entfliehen. Doch ein Blick auf ihre bleichen Wangen reichte aus, um diese Theorie zunichtezumachen. Sie war, wie er vermutet hatte, ein Bauernopfer. Also erhob er sich und verneigte sich vor Miss Fairchild.
    »Ich hatte kein Recht, solch abfällige Bemerkungen über Ihren Charakter zu machen«, sagte er. »Ich entschuldige mich dafür.«
    Und überraschenderweise bekam er dafür ein Lächeln. »Danke, aber ich würde an Ihrer Stelle nicht so hart mit mir ins Gericht gehen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie gegenüber einer Frau in Ihrem Bett, die Sie dort nicht erwartet hätten, anders hätten reagieren können. Ich würde gern dabei helfen herauszufinden, wie das alles passieren konnte. Und warum.«
    Diccan nickte. Er spielte in Gedanken schon durch, wie er die Angelegenheit am schnellsten über die Bühne bringen konnte. »Natürlich«,
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