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Lustvolles Erwachen

Lustvolles Erwachen

Titel: Lustvolles Erwachen
Autoren: Eileen Dreyer
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aufwachen wollte. Seine Hoden zogen sich beim bloßen Gedanken daran schon zurück. Er weigerte sich, darüber nachzudenken, dass er erregt aufgewacht war und dass diese knochige Frau der Grund dafür gewesen sein sollte.
    Er sah den Fachwerkflur entlang zur Eingangstür. Ihm schoss durch den Kopf, wie leicht es wäre, einfach zu verschwinden. Er müsste nur durch die Tür gehen, auf Gadzooks steigen, losreiten und erst wieder anhalten, wenn er London erreicht hätte. Vielleicht nicht einmal dann.
    Allerdings war das genau die Reaktion, die seine Feinde sich von ihm erhofften. Falls er sie nicht heiratete, wäre sein Ruf ruiniert – und zwar noch gründlicher als der von Lord Byron. Und jeder von ihm geäußerte Verdacht würde erst einmal angezweifelt werden. Falls er sie heiratete, würde ihn das aufhalten und ablenken und den Löwen die Zeit geben zu suchen, was sie verloren hatten, und dann Wellington anzugreifen. Es war eine schwere, eine schier unmögliche Entscheidung.
    Verdammt. Verdammt! Das hatte er nicht verdient. Nicht jetzt, da der Krieg vorüber war und er endlich aus den Schatten treten konnte. Nicht jetzt, da seine Zukunft so vielversprechend aussah.
    Ein schlurfendes Geräusch warnte ihn, dass er nicht mehr allein war. Als er in Richtung des großen öffentlichen Speisesaals blickte, bemerkte er, dass sich beinahe alle Zeugen des morgendlichen Fiaskos zu ihm gesellt hatten. Natürlich würde Lord Thornton wieder als Erster sprechen. Sein Standesgenosse, der wie ein Schwein aussah, und seine dürre Gattin waren keine Freunde von Grace.
    »Ließ sich in der Stadt nichts Besseres finden, um sich die Zeit zu vertreiben, alter Junge?«, fragte Thornton mit einem affektierten Lächeln und einem Stoß in die Rippen seines Freundes Geoffrey Smythe. »Ich weiß, dass Sie Ihrer hübschen kleinen Geliebten nachtrauern, die Sie in Belgien zurücklassen mussten. Doch selbst Ihr klappriger Gaul mit dem Hohlkreuz wäre lieblicher.«
    Die Bosheit in den Worten ließ Diccan erstarren. »Wie bitte?«
    Der dicke Lord gluckste. Er stellte seinen Mangel an Intelligenz unter Beweis, als er sich nahe genug zu Diccan vorbeugte, sodass der seinen schlechten Atem riechen konnte, und dann sagte: »Obwohl die beiden eine gewisse Ähnlichkeit haben.«
    Bewusst atmete Diccan langsamer. Er musste sich ermahnen, dass es nur noch mehr Zeit kosten würde, wenn er diesen Wurm auf dem Boden zertreten würde. »Mein Freund«, entgegnete er ruhig, »ich weiß, wie vernünftig Sie sind.«
    Plötzlich wirkte Thornton etwas weniger selbstsicher. »Aber ja.«
    Neben ihm lehnte sich der elegante Geoff Smythe an die Wand und verschränkte die Arme vor der Brust, als würde er es sich bequem machen, um sich ein Theaterstück anzusehen. Diccan beachtete ihn nicht weiter.
    »Gut.« Er nickte Thornton zu. »Gut. Dann würden Sie ja auch nichts tun, was mich zwingen würde, Sie zum Duell zu fordern. In dem Wissen, dass ich mich schon viermal duelliert habe.« Er lächelte ihm knapp zu. »Und jedes Mal allein vom Platz gegangen bin.«
    Fast sah es so aus, als würde Thornton schlucken. Dennoch hob der Mann das Kinn, sodass er nur noch drei hatte. »Sie übertreiben, nicht wahr? Sie werden das junge Ding doch wohl nicht heiraten.«
    Diccan erstarrte. Natürlich dachte Thornton so. Die Löwen hatten darauf gezählt, wie ihm mit einem Mal klar wurde. Diccan hatte nie ein Geheimnis aus seinen sexuellen Vorlieben gemacht, und es gab keinen Menschen in der Stadt, der es wagen würde zu behaupten, dass Grace Fairchild seinen Anforderungen entsprach. Und hatte er nicht gerade noch hier gestanden und seine Flucht geplant?
    Doch er konnte Grace nicht diesen Schakalen überlassen. Diese Genugtuung würde er Thornton nicht gönnen. Und er würde Thorntons Frau auch keine verletzliche Seele überlassen, die sie zerstören konnte. Grace verdiente etwas Besseres.
    »Ich werde sie nicht heiraten?«, erwiderte er und ließ sein Monokel kreisen. »Warum nicht?«
    Es war Geoff Smythe, der antwortete. Seine klassisch hellen, britischen Züge spiegelten seine Belustigung wider. »Warum nicht ? Sie wollen sich wirklich der Aussicht stellen, ihr jeden Morgen am Tisch gegenüberzusitzen, weil sie sich in Ihr Bett geschlichen hat?«
    »Tatsächlich tue ich das«, entgegnete Diccan und wandte sich ab, damit niemand sehen konnte, wie ihm die Tragweite seiner Entscheidung gerade selbst bewusst wurde.
    »Jetzt mal im Ernst«, widersprach Thornton und packte Diccan am Arm.
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