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Lustvolles Erwachen

Lustvolles Erwachen

Titel: Lustvolles Erwachen
Autoren: Eileen Dreyer
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Dover?«
    »Canterbury«, erwiderte Grace, ohne nachzudenken.
    » Canterbury? «, wiederholte Diccan. Sämtliche Geräusche verstummten. »Hol’s der Teufel. Wie, zur Hölle, bin ich hierhergekommen? Das Letzte, an was ich mich erinnere, ist, dass ich auf dem Paketboot nach Dover war. Wo ist Biddle?«
    »Dein Diener?«, fragte Kate und klang belustigt. »Der ist ohne Zweifel auf der Suche nach dir. In Dover. Wir werden jemanden nach ihm schicken, sobald wir alle angezogen sind. Geht es dir unter der Decke noch immer gut, Grace?«
    Grace spürte wieder, wie ihr die Röte ins Gesicht schoss. »Kannst du meine Kleider sehen?«, fragte sie.
    »Sie sind im Zimmer verstreut, als hätten sie in Flammen gestanden und du hättest sie dir in Panik vom Leib gerissen«, entgegnete Kate. »Noch ein Grund, der mich in der Überzeugung bestärkt, dass du hier nicht die Schuldige bist. Selbst während der grauenvollen Tage, in denen wir uns um die Verwundeten von Waterloo gekümmert haben, hast du stets deine Kleider zusammengelegt – wie eine erstklassige Zofe.«
    »Sie hätte es aber auch eilig haben können, ins Bett zu kommen«, warf Diccan trocken ein.
    »Ganz sicher nicht mit dir«, antwortete Kate und klang entzückt. »Sie mag dich nämlich nicht.«
    Grace stieß einen Protestlaut aus. Es war unhöflich, so etwas zu sagen – selbst wenn es stimmte. Sie mochte ihn tatsächlich nicht. Das bedeutete aber nicht, dass sie gegen ihn gefeit war. Er war wie ein kaputter Zahn, den Grace immer mit der Zunge berühren musste; eine Erinnerung daran, was sie nicht war und niemals sein würde.
    »Sei nicht albern«, erwiderte Diccan. »Jeder mag mich.«
    »Würden Sie jetzt bitte Ihre Hose anziehen und gehen?«, bat Grace, die allmählich die Geduld verlor. »Ich bekomme hier unten sonst Schüttelfrost.«
    Und er besaß die Unverfrorenheit, leise zu lachen. »Alles, was Sie wünschen, Boudicca.«
    Grace fühlte sich schlagartig noch schlechter. Ein paar Monate zuvor hatte Diccan ihr den Spitznamen der britannischen Königin und Heerführerin gegeben – ohne Zweifel, weil ihm sonst keine Frau einfiel, die groß genug war, um ihm in die Augen zu blicken. Was, wie Grace inzwischen wusste, nicht unbedingt ein Kompliment war.
    »Warum reservierst du nicht ein privates Speisezimmer für uns drei?«, schlug Kate vor. »Wir treffen uns dann gleich dort.«
    Grace vernahm ein unverständliches Brummen.
    »Vertrau mir«, sagte Kate lachend. »Sie ziehen sich gerade an. Du musst versuchen, in den Salon zu gelangen, ehe sie wieder aus ihren Zimmern kommen. Ich möchte dich nur daran erinnern, dass eine dieser Personen Letitia Thornton ist – und du weißt, dass ein Tag für sie nur dann ein guter Tag ist, wenn sie den Ruf von dem einen oder anderen zerstört hat.«
    Dieses Mal war es Grace, die aufstöhnte. Die Nachricht von ihrem Unglück, ihrem Ruin, würde noch vor dem Abendessen in ganz London die Runde gemacht haben. Diccan schien nichts mehr zu sagen zu haben. Grace hörte, wie die Tür geöffnet und wieder geschlossen wurde, und wusste ohne Zweifel, dass er gegangen war.
    »Komm raus, kleine Schildkröte«, sagte Lady Kate. Ihre Stimme klang für Grace’ Geschmack viel zu freundlich.
    Grace blickte unter der Decke hervor und sah, wie Kate die eingesammelten Kleider auf das Bett legte. »Ich habe wirklich nicht versucht, ihn in eine kompromittierende Situation zu bringen, Kate.«
    Kates Lächeln war gütig. »Meine liebe Grace, das habe ich auch nie angenommen.« Sie legte den Kopf schräg. »Trotzdem war es eine Überraschung. Wer hätte gedacht, dass Diccan über derart erstaunliche … Merkmale verfügt?«
    Grace hätte sich um ein Haar wieder unter der Decke verkrochen. Kate hatte eines dieser Merkmale nicht einmal in voller Pracht gesehen.
    Anscheinend entging Kate Grace’ Reaktion, denn sie trat ans Fenster und ließ sich in einem Sessel nieder. Die Sonne fiel warm auf ihr hellgelbes Kleid und ließ ihr Haar schimmern. Die dichten rotbraunen Locken umrahmten das reizende Gesicht, das durch kluge grüne Katzenaugen belebt war. Grace fühlte sich in ihrer Gegenwart wie ein Ackergaul.
    »Eines muss ich allerdings zugeben«, fuhr Kate fort. Ein Schatten huschte über die glänzenden Augen. »Es lässt sich nicht verleugnen, dass wir in der Bredouille stecken. Was weißt du noch vom gestrigen Abend?«
    Vorsichtig erhob Grace sich und sammelte ihre Kleider zusammen. Grace konnte das Durcheinander nicht betrachten, ohne an die paar Momente
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