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Lustnebel

Lustnebel

Titel: Lustnebel
Autoren: Ivy Paul
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Hintergrund hörte Rowena Alice wimmern. Wilsons Gurgeln und Ächzen erstarb, und Turnbulls Körper ruckte. Rowena vermutete, er blickte kurz zu dem Ehepaar hinüber.
    „Ich brech deiner gierigen Geliebten das Genick“, keuchte Turnbull an Rowenas Ohr.
    „Gib sie frei, Turnbull. Ich töte dich, wenn du es wagst … “
    „Gar nichts tust du, Rothaut!“, brüllte Turnbull. „Du steckst viel zu tief in der ganzen Sache drin.“
    Rowena spürte Wellen der Angst durch ihren Leib rollen. Ein unangenehmer Druck lastete auf ihrer Brust, und die Säure in ihrem Mund war so widerlich, dass sie die Galle auf ihrer Zunge schmeckte. Chaytons Aufmerksamkeit blieb auf Turnbull gerichtet, doch Rowena kannte ihn gut genug, um das leichte Zucken seiner Finger zu bemerken.
    Sie fixierte ihn, trotz ihrer Panik neugierig und misstrauisch wegen Geoffrey Turnbulls Behauptung.
    „Mein einziges Verbrechen besteht darin, Alice ein paar Setzlinge Brugmansia mitgebracht zu haben. Ihr habt daraus ein Gift gebraut, damit die neuen Mädchen willig auf eure Sexspiele eingehen. Ihr habt in Kauf genommen, dass sie an dem Trank sterben, und habt versucht, das Ganze zu vertuschen.“
    Turnbull schnaubte und setzte seinen Weg zur Tür langsam fort. „Du warst es, der von der berauschenden Wirkung der Pflanzen erzählte und wie man sie anwendet.“
    Ein Schatten glitt über Chaytons Gesicht. Seine Kiefermuskeln mahlten. „Ihr habt mir nicht zugehört. Sonst wäre nie jemand zu Schaden gekommen. Der Umgang mit Brugmansia ist kein Spiel!“, knurrte Chayton aufgebracht. „Sei ein Ehrenmann und steh zu deinen Taten. Lass Rowena gehen!“
    Turnbull lachte höhnisch. „Wieso sollte ich das? Ich habe die einmalige Gelegenheit, euch beide loszuwerden. Alle werden glauben, der Dämonenlord habe seine Frau ermordet.“
    „Das wird nicht klappen, Turnbull. Ich besitze handschriftliche Beweise aus deinem eigenen Schreibtisch, dass du, Alice und Wilson die Köpfe des Hellfire Club seid. Und ich habe Zeugen ausfindig gemacht, die bestätigen, dass du Rowena verfolgt und das Dienstmädchen umgebracht hast.“ Chayton machte einen Schritt zur Seite, den Bogen immer noch auf seinen Widersacher angelegt. „Ihr habt versucht, Rowena zu töten, weil sie Nachforschungen anstellte. Es ist vorbei, ihr kommt aus dieser Sache nicht mehr heraus!“
    Im Hintergrund schniefte Alice.
    Turnbull knurrte und verstärkte seinen Griff auf Rowenas Kehlkopf. Die Pein zerbarst in ihrem Hals. Grellbunte Blitze explodierten vor ihren Augen, und ihre Sicht trübte sich. Sie hörte jemanden röcheln. Ein scheußliches Geräusch. Dann zischte es an ihrem Ohr. Heißer Schmerz schoss ihre Hörmuschel entlang, dann knickten ihre Beine ein, und sie wäre fast vornübergefallen, weil Turnbulls Griff nachgab.
    Chayton fing Rowena auf. „Warum hast du nicht auf mich gehört? Ich habe versucht, dich zu warnen. Halt dich von den Cuthberts fern, um nicht zu enden wie deine Cousine Claire!“ Er zog sie an sich, ungeachtet ihres derangierten, nassen Zustands. Angestrengt und mit schmerzender Kehle sog sie die Luft ein. Erlöst erlaubte sie sich, Tränen zuzulassen. Schwäche forderte ihren Tribut. Sie erschauderte, und Chaytons Hände rieben über ihren Rücken.
    Erst nach einer Weile merkte sie, dass ihre Zähne klapperten und ihre Gliedmaßen unkontrolliert zitterten. Ihre Bemühungen, sich zusammenzureißen, scheiterten kläglich, und nun quollen auch noch Tränen hervor. Der Kloß in ihrer Kehle verwandelte sich in einen wahren Sturzbach heißer Tränen, die Chaytons nackte Brust nässten. Er zog sich enger an sich, versenkte sein Gesicht in ihrem Haar, und sein warmer Atem strich wie eine wohltuende Brise über ihr Haupt.
    Sie ließ ihre Stirn an seine Schulter sinken, sog seinen vertrauten, warmen Geruch ein und erlaubte seiner Wärme, auf sie einzuwirken. Er tat nichts weiter, stand einfach da und umarmte sie fest, während sie bebte, schluchzte und seine Geborgenheit aufsog. Irgendwann versiegten die Tränen. Nicht, weil Rowenas Seelenschmerz beruhigt war, sondern weil sie einen Zustand erreichte, in dem sie sich ihre Contenance zurückeroberte.
    Sie hob ihren Kopf, und der bernsteinfarbene Blick Chaytons traf sie bis ins Innerste. Zum ersten Mal bemerkte sie, dass seine Augen denen eines Falken glichen. Sie wollte in seinem Blick versinken, wollte spüren, wie seine Seele und die ihre sich streiften, doch eine Bewegung aus den Augenwinkeln lenkte sie ab.
    Alice hatte sich erhoben
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