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Lustnebel

Lustnebel

Titel: Lustnebel
Autoren: Ivy Paul
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forderte Alice ihre Komplizen auf.
    „Was habt Ihr vor?“, schluchzte Rowena, obwohl sie ahnte, was Alice im Schilde führte. Turnbull trat hinter sie, umfasste ihren Ellenbogen mit seiner anderen Hand und presste seinen drahtigen Körper an sie, ehe er ihren Kopf in eine Art Schwitzkasten nahm, sodass sie bewegungsunfähig war. Seine Umarmung fühlte sich hart und obszön an, wie die bedrohliche Kopie eines dominanten Liebhabers.
    Alice hob den Krug an ihre Lippen, und Rowena kniff die Lippen zusammen, als hinge ihr Leben davon ab. Vermutlich war dem auch so. Nach einigen Versuchen setzte Alice die Karaffe ab.
    „So geht das nicht“, stellte sie stirnrunzelnd fest. Sie musterte Rowena emotionslos. Rowena überlief es kalt, als ihr klar wurde, dass Alice sie ohne mit der Wimper zu zucken töten würde.
    Alice hielt ihre Nasenflügel zu. Rowena zog ihren Kopf zurück, doch Alice presste umso fester zu. Die verbliebene Luft dehnte sich in ihrem Körper aus. Der Schmerz wuchs, drängte gegen ihre Brust, ihre Kehle, und dann wurde der Drang zu übermächtig, und Rowena öffnete den Mund. Im selben Moment, in dem sie gierig Sauerstoff einsaugte, setzte ihr Alice den Krug an die Lippen und goss Wein in ihren Mund. Reflexartig schluckte sie, keuchte und hatte gleichermaßen das Gefühl, zu ersticken und zu ertrinken. Sie würgte und kämpfte einmal mehr gegen die Griffe der beiden Männer. Nässe tränkte die Vorderseite ihres Kleides, und der Geruch nach Wein stieg ihr in die Nase.
    „Wilson, beim nächsten Schluck hältst du ihr den Mund und die Nase zu“, befahl Alice. Rowena starrte in die überlegte Miene der Blondine und ahnte, dass es dieser egal wäre, wie sie starb, solange es nur geschah.
    Rowena wand und wehrte sich verbissen. „Warum? Warum tut Ihr mir das an, Alice?“, keuchte sie.
    Alices Blick schien kalt und tödlich wie blanker Stahl.
    „Du dummes Ding, weißt es wirklich nicht?“ Alice legte ihren Kopf schief. „Ihr seid zu gierig, und einige von euch vertragen unsere Medizin nicht.“ Alice grinste spöttisch und zeigte auf den Krug in ihren Händen. „Andererseits wollen wir auf die positiven Wirkungen nicht verzichten. Es entspannt und benebelt, aber vor allem wirkt es aphrodisierend. Alles wäre in schönster Ordnung, wenn du und dein barbarischer Ehemann nicht begonnen hättet, herumzuschnüffeln.“
    Alice musterte Rowena hasserfüllt. „Ich werde wegen euch und eurer Spitzeleien nicht am Galgen enden!“
    Übelkeit brodelte in ihrem Magen und mischte sich mit dem sauren Nachgeschmack des Weins. Es schien in ihrem Innern zu schäumen und ein bitterer Geschmack kroch ihre Kehle hoch. Wieder würgte es sie.
    „Wag es nicht, den Trank auszuspucken. Du bist tot, bevor der erste Tropfen zur Erde fällt“, drohte Alice. Sie zwang erneut den Kristallrand an Rowenas Lippen, während Wilson ihr die Nasenflügel mit seinen verschwitzten Fingern quetschte.
    Im nächsten Moment sprengte ein Zischen den Krug. Splitter und eine Weinflut ergossen sich über Rowenas Kleider und ihre Füße. Wilson schrie jaulend auf und sackte zusammen, während Alice einen Satz nach hinten machte. Sie sah sich verwirrt um, ehe sie zu Wilson stürzte und sich neben ihn kniete. Sie heulte lautstark beim Anblick ihres Gatten, der mit einem Pfeil im Brustkorb zuckend auf dem Boden lag. Wilson stieß schluchzende Laute aus.
    Rowena blickte zur offenen Tür. Dort stand Chayton wie die Gestalt aus einem Abenteuerroman des Wilden Westens. Weiche Schuhe, die kaum robuster als Strümpfe wirkten, aber ideal, um sich lautlos anzuschleichen, bedeckten seine Füße. Die Hose aus beigefarbenem Wildleder und mit Fransen an den Seiten war das letzte Kleidungsstück, das Chayton am Leib trug. Auf der nackten Brust prangten seine Tätowierungen wie stumme Warnungen. Rowena sah in Chaytons Gesicht. Er fixierte Turnbull und hielt seinen Langbogen mit angelegtem Pfeil auf den anderen gerichtet.
    „Lass sie los, Turnbull!“ Chaytons Stimme klang wie das heisere Bellen einer Jagdhundmeute.
    Turnbull zerrte Rowena Richtung Tür. Er schien nicht beeindruckt von Chaytons bedrohlicher Geste. Sein Griff beeinträchtigte Rowenas Atmung und verursachte Beklemmung in ihrer Brust. Sie musste seinem Drängen stolpernd nachgeben, wollte sie nicht riskieren, dass er ihre Luftröhre abdrückte oder ihr das Genick brach. Sie stieß ein hysterisches Schluchzen aus, und Turnbull reagierte, indem er sie schüttelte wie eine kaputte Strohpuppe. Im
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