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Lust auf Lust: Intime Geständnisse

Lust auf Lust: Intime Geständnisse

Titel: Lust auf Lust: Intime Geständnisse
Autoren: Renske de Greef , Matthias Müller
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Schon irgendwie in Richtung Netz. Aber eigentlich doch ziemlich daneben. Genauer gesagt: in mein Gesicht.
    Eine Frau tritt auf mit einer Colaflasche in der Hand. Sie lässt Flasche und Muschi von einem Zuschauer überprüfen. Dann knackt sie die Flasche mit ihrer Muschi auf. Also: Sie öffnet einen Kronkorken mit ihrer Muschi. Sollte Houellebecq doch Recht gehabt haben mit diesen muskulösen thailändischen Muschis, von denen er erzählt? Es folgt ein kurzes Intermezzo mit Schwulenporno. Obwohl es alles in allem eine ziemlich schlappe Nummer ist, kann ich nur mit Mühe hinsehen. Drei Jungs stehen gelangweilt auf der Bühne und ziehen ein bisschen an ihren Schwänzen. Als die dann endlich halb steif sind, starren sie mit abwesendem Blick in die Ferne und gehen ein bisschen in die Knie. Ich finde, dass das widerlich aussieht und ertrage auch eindeutig nicht so viele Schwänze auf einmal vor meinem Gesicht.
    Zu romantischer Musik von Mariah Carey (warum?) beginnt das große Finale. Ein Mann und eine Frau, die mit ziemlicher Sicherheit schon achtzig Kindern das Leben geschenkt hat, kommen verloren auf die Bühne. Im Rhythmus von Maria Carey (warum bloß?) fangen sie an zu vögeln. Dreimal stoßen in der einen Stellung, dann Wechsel - aufpassen, dass der Schwanz nicht rausrutscht -, dreimal stoßen in der nächsten Stellung, Wechsel, und so weiter, in vollkommener Stille, bis jeder im Publikum sie mindestens einmal gut gesehen hat. Dann verbeugen sie sich und treten ab. Das Licht geht an. Ende der Vorstellung.
     
    Ein bisschen benommen verlasse ich das Gebäude wieder. (Der Ehrlichkeit halber muss ich hier hinzufügen, dass wir etwas länger sitzen geblieben sind, so dass wir die Show insgesamt fast dreimal gesehen haben.) Ich glaube, dass ich noch nie so viel Sex auf einmal gesehen habe, der so wenig mit Sex zu tun hat. Das war kein Sex-Club, das war eine Zirkusvorstellung. Mit Kunststücken, Clowns und Sketchen. Ich bin überrascht, was man offenbar alles mit einer Muschi anstellen kann, aber vor allem frage ich mich: Gibt’s Leute, die so was anmacht?

Stunt-Sex
    N ee, Schatz, ich will eigentlich nicht.«
    »Ach komm, Mensch, ist doch geil.«
    »Aber ich hab grade’ne Schlange gesehen. Wer weiß, ob die nicht wiederkommt.«
    »Und dann? Denkst du, die beißt dich in den Hintern oder so?«
    »Aber wenn uns jemand sieht.«
    »Hier ist niemand, und außerdem, wenn uns jemand sieht, dann schämt er sich mehr als wir. Die bleiben bestimmt nicht stehen und glotzen. Na komm.«
    Ich zögere. Und tue es dann doch. »Na schön, aber schnell, ja? An dem Felsen da.« Wir sind auf Kreta und stehen in einem Wald. Es ist einsam, trotz der paar Leute, denen wir begegnet sind, und obwohl wir den Weg verlassen haben, kann ich ihn noch gut sehen. Ich lehne mich an den Felsen und ziehe meinen Sommerrock hoch. Ich behalte den Weg im Auge und sage zu meinem Freund, dass er sich verdammt noch mal beeilen soll. Nach zehn Minuten ist es zum Glück vorbei.
    Ein andermal: Wir sind in meiner Schule. Die Klasse über uns feiert gerade ihr bestandenes Abi. Ich habe schon einige Bier intus. Plötzlich ist da dieser Plan. Die oberen Stockwerke der Schule sind menschenleer. Ich zögere. Und tue es doch. Wir schlüpfen schnell nach oben in den dritten Stock. Als ich vor einem Klassenraum auf einer Bank liege, wird mir erst so richtig klar, wie stressig das ist. Ich habe keine Ahnung, was für Folgen es hat, wenn uns hier jemand erwischt. Ich bin immerhin noch ein Jahr auf der Schule. Alle Lehrer werden es erfahren. Ich verkrampfe mich und feuere meinen Freund an. Nach zehn Minuten ist es zum Glück vorbei.
     
    Warum tun Menschen so etwas? Was ist bloß so toll daran, an den ausgefallensten Orten Sex zu haben? Woher kommt die Begeisterung für die Vorstellung, sich an lächerlichen Plätzen in schwierige Stellungen hineinzumanövrieren? An Plätzen, die eindeutig nicht dafür gemacht sind? Der Sex wird dadurch nicht besser. Es ist unpraktisch, unbequem und schlichtweg stressig. Ich liege eigentlich nicht so gut, mit meinen Beinen im Nacken auf einer piekfeinen Toilette bei einer Gala, während ich nach Schritten horche und nach den merkwürdigen Geräuschen, die mein Abendkleid dank der unkonventionellen Position von sich gibt. Ich sitze eigentlich nicht so gut auf einem Felsen, während überall eklige Viecher rumlaufen, die mir jederzeit auf die nackte Haut springen können.
    Und ich will nicht erwischt werden. Das führt nur zu unangenehmen,
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