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Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster

Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster

Titel: Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster
Autoren: Karin Wahlberg
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Würde sie mit Fragen bombardieren, bis sie vollkommen erschöpft war und alles zugab, selbst Dinge, die sie nicht getan hatte, genau wie in den Fernsehserien!
    Claesson begann ihre Aussage vom Vortag in freundlichem Ton zusammenzufassen.
    »Stimmt das alles, oder wollen Sie noch etwas ändern oder hinzufügen?«
    Josefine schüttelte den Kopf.
    »Wir haben natürlich eine wichtige Frage, und zwar hinsichtlich der Vaterschaft«, sagte Claesson. »Dazu haben Sie sich gestern nicht geäußert. Möchten Sie das jetzt tun?«
    »Nein«, erwiderte sie kurz.
    »Okay, Sie wollen uns also nicht erzählen, wer der Vater ist?«, fragte Claesson.
    »Nein.«
    »Gestern erzählten Sie uns, wie Sie zu Hause eine Tochter zur Welt gebracht haben.«
    »Ja«, sagte sie und nickte.
    »Wir hätten gerne gewusst, ob Sie an dem Abend, als Sie sich auf dem Friedhof versteckten, jemanden gesehen haben?«
    Josefine schaute aus dem Fenster.
    »Da war wirklich etwas«, erwiderte sie und blinzelte. »Aber ich hatte solche Schmerzen, dass ich es nicht so richtig wahrnahm. Plötzlich kam in der Dunkelheit des Friedhofs eine Frau wie aus dem Nichts auf mich zugerannt.«
    »Haben Sie eine Vermutung, weswegen?«
    Josefine zuckte mit den Achseln.
    »Vielleicht hatte sie mich gehört. Es war mir unmöglich, leise zu sein, denn ich hatte solche Schmerzen. Plötzlich stand sie vor mir. Ich weiß nicht wieso, aber irgendwie wirkte sie nett.«
    »Und dann? Was war dann?«
    »Ich weiß nicht. Sie drehte sich um und rannte zurück auf die Stengatan. Vielleicht wollte sie Hilfe holen. Ich meine, für mich.«
    Er nickte. Es entstand eine Pause. Das Tonband lief.
    »Und was haben Sie dann getan?«
    »Ich sah ein, dass ich versuchen musste, ungesehen von dort wegzukommen. Ich weiß immer noch nicht recht, wie mir das gelang, weil ich mich die ganze Zeit vor Schmerzen krümmte. Aber dann begann ich, in die entgegengesetzte Richtung davonzuwanken, um nicht von der Frau gesehen zu werden. Ich ging bis zum Fußweg weiter oben und von dort aus nach Hause.«
    »Ist Ihnen etwas Ungewöhnliches aufgefallen?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Nein.«
    »Haben Sie irgendwas gehört? Ein seltsames Geräusch zum Beispiel?«
    Sie nickte nachdenklich.
    »Einen Knall.«
    »Können Sie ihn beschreiben?«
    »Er klang wie ein Pistolenschuss, vielleicht …«
    »Sie wissen, dass hier in Oskarshamn eine Frau angeschossen worden ist?«
    »Ja«, murmelte Josefine kaum hörbar. »Aber damit habe ich wirklich nicht das Geringste zu tun!«
    »Sie haben also überhaupt nichts gesehen?«, wiederholte Claesson. »Denken Sie nach. Manchmal fällt einem auch erst später noch etwas ein.«
    Sie biss sich auf die Unterlippe.
    »Doch. Einmal habe ich mich umgedreht. Im Übrigen musste ich auf den Boden schauen, um zu sehen, wo ich hintrete, denn es war vollkommen dunkel … Da sah ich, wie ein Auto mit quietschenden Reifen anfuhr und unten auf der Straße vorbeischoss. Ich bekam Angst und eilte weiter.«
    Sie warteten auf die Fortsetzung.
    »Können Sie uns etwas über das Auto sagen?«
    »Es hatte eine helle Farbe und klang schauderhaft.«
    »Inwiefern?«
    »Es machte Lärm.«
    »Als sei der Auspuff kaputt?«, wollte Claesson wissen.
    »Ja. Ungefähr so.«
     
    Else-Britt Ek hatte Britt-Louise Karp, die Chefin des Pflegedienstes, zu sich gebeten.
    Derselbe magere und bleiche Polizist, der am Vortag die Chirurgie aufgesucht hatte, war auch heute wiedergekommen. Er machte einen beherrschten und schüchternen Eindruck, schien aber genau zu wissen, worauf er hinauswollte. Er war in Begleitung einer Kollegin erschienen, einer ausgesprochenen Schönheit, die nicht sonderlich furchtsam wirkte, sondern eher aus demselben Holz geschnitzt zu sein schien wie sie selbst, fand Else-Britt Ek. Die dunkelhäutige Schönheit sah sie und den Karpfen ernst an und begann unverzüglich, eine Liste von Fragen durchzugehen, die sie auf einem Zettel abhakte.
    Die ganze Station würde also nochmals auf den Kopf gestellt werden. Darauf hätten sie gerne verzichtet.
     
    Daniel Skotte hatte sich bei der Frau am Empfang gemeldet und sich schon eine lange Erklärung für den Grund seines Erscheinens im Polizeipräsidium zurechtgelegt, aber sie beachtete ihn kaum.
    Ihm war unbehaglich zumute, und es erfreute ihn gar nicht, warten zu müssen. Er hatte Platz genommen, die Beine übereinandergeschlagen, und wippte mit einem Fuß. Eigentlich war er es gewohnt, dass die anderen auf ihn warteten, und nicht umgekehrt.
    Er hatte,
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