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Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition)

Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition)

Titel: Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition)
Autoren: Melanie Vogltanz
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dass du diesen Augenblick in deinem Herzen bewahrst.
Und wenn wir uns wiedersehen, machen wir weiter, wo wir aufgehört haben.«
    »Wenn das so ist«,
lächelte Andreas, diesmal deutlich ehrlicher als zuvor, »dann wird mich nichts davon
abhalten, zu dir zurückzukehren. Nicht einmal der Tod.«
    »Geh«, stieß sie
mühsam hervor. »Bitte, geh!«
    Sanft hob Andreas
Eloins Kinn an, sodass sie ihn ansehen musste. In ihren Augenwinkeln sammelten
sich heiße Tränen.
    »Wir sehen uns
wieder«, sagte Andreas eindringlich. »Ich verspreche es dir.«
    Und mit diesen
Worten ließ er Eloin los, presste das Bündel fester an seine Brust und verschwand
mit raschen Schritten in der Dunkelheit. Sie konnte sich dessen nicht sicher
sein, doch sie glaubte, auch in seinen Augen einen feuchten Schimmer gesehen zu
haben.
    Noch lange, nachdem
Andreas und ihr Sohn von der Finsternis verschluckt worden waren, starrte sie
an jene Stelle, an der sie gestanden hatten. Leise begann sie wieder zu summen: Guten Abend, gut´ Nacht. Gut´ Nacht für immer, mein Sohn.
    Ein Windstoß, der
die Fensterläden der sie umgebenden Gebäude klappern ließ, trug gedämpfte Geräusche
in ihre Richtung. Schritte drangen an ihr Ohr, vermischten sich mit Stimmen und
dem Rascheln von Stoff. Noch waren die Verursacher dieser Laute nicht in Sicht,
doch sie bewegten sich mit beunruhigender Schnelligkeit und würden bald heran
sein.
    Eloin machte keine
Anstalten, vor ihren Verfolgern zu fliehen. Sie hatte diesen Moment endlose
Male im Geiste durchdacht, sodass es buchstäblich nichts mehr gab, das sie
überraschen konnte. Ebenso wie Andreas hatte sie eine Aufgabe zu erfüllen, und
nichts und niemand würde sie davon abhalten.
    Geduldig wartete
Eloin ab, bis sie die ersten undeutlichen Schemen erblickte, die im raschen
Laufschritt in die Gasse einbogen, wobei sie heftig in ihre Richtung
gestikulierten und ihren Begleitern etwas zubrüllten. Mehr als einer von Eloins
Verfolgern hatte eine Taschenlampe bei sich, sodass sie damit mühelos Löcher in
die dichte Wand aus Dunkelheit reißen konnten, was nicht nur ihnen einen
Vorteil verschaffte, sondern auch Eloin ihrerseits die Männer deutlich erkennen
ließ. Ausnahmslos jeder von ihnen trug eine grüne Uniform, die Eloin höhnisch
entgegenzublitzen schien und ihr die Macht, über die diese Menschen verfügten,
geradezu ins Gesicht brüllte. An ihren Gürteln erspähte Eloin schmale, lederne
Holster, aus denen die Griffe von Pistolen ragten.
    Die Männer drosselte
ihr Tempo ein wenig, als Eloin ihnen mit unnatürlicher Ruhe entgegensah,
scheinbar ohne jede Spur von Furcht. Rasche Blicke wurden ausgetauscht, und aus
einem gehetzten Gespräch schnappte sie einige wenige Wortfetzen auf, die
verdächtig nach »Hexe« und »Teufel« klangen. Der einzelne Lauf einer Pistole
richtete sich auf ihre Stirn und verharrte zitternd zwischen ihren Augen,
während der Besitzer der Waffe mit sichtbar weichen Knien näher kam. Seine
Stirn glänzte vor Schweiß im Licht der zahllosen Taschenlampen. Sein Finger
krümmte sich um den Abzug, und für einen einzelnen, schrecklichen Augenblick
war Eloin vollkommen sicher, dass er einfach vorwarnungslos abdrücken würde.
    Da trat einer seiner
Kollegen vor und drückte den Arm des anderen sanft, aber nachdrücklich nach
unten. Ein besseres Ablenkungsmanöver hätte Eloin sich nicht wünschen können.
    Wie ein
fleischgewordener Blitz fuhr sie auf dem Absatz herum und stürmte davon, was
mit einem überraschten Aufschrei aus zahlreichen Kehlen belohnt wurde. In ihrem
Rücken krachte nun doch der erwartete Schuss. Die Kugel kam ihr nicht einmal
nennenswert nahe, sondern prallte in guten drei Metern Entfernung gegen den
eisernen Pfosten, der den Eingang zu einer der verlassenen Villen zierte, und
heulte als harmloser Querschläger davon. Unmittelbar darauf ertönten hastige
Schritte und einige inbrünstige Flüche, die Eloin gar nicht verstehen wollte.
    Erst, als sie
deutlich hören konnte, dass ihre Verfolger zurückfielen, wagte sie es, im
Laufen einen Blick über die Schulter zurückzuwerfen. Mit ihrer überraschenden
Flucht hatte sie sich bereits einen Vorsprung von zehn, vielleicht sogar
fünfzehn Metern verschafft, der noch immer weiter anwuchs. Mittlerweile hatte
jeder zweite der Polizisten seine Waffe gezogen. Glücklicherweise konnten die
Männer aufgrund des Tempos, das sowohl Eloin als auch die Männer selbst vorlegten,
nicht richtig zielen, und so beschränkten sie sich darauf, drohend
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