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Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition)

Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition)

Titel: Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition)
Autoren: Melanie Vogltanz
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sich genauer umzusehen. Es blieb dabei. Hier war niemand.
    Aber das war
unmöglich. Außer der massiven, gut drei Meter hohen Mauer und der Straße, aus der
er selbst gerade gekommen war, gab es keinen Weg aus dieser Falle heraus.
    Außer ...
    Der Mann fletschte
die Zähne zu einem Knurren, seine Hände ballten sich zu Fäusten, sodass seine
Fingernägel rote Halbmonde in seinen Handballen hinterließen. Die finstere
Stimme in ihm schrie nach Blut, und sie wollte es gleich – und wenn es sein
eigenes wäre.
    Da legte eine zweite,
ebenso allumfassende Macht ihre schwere Hand auf seinen Geist, besänftigte sein
brodelndes Gemüt.
    Du hast deinen
Zweck erfüllt , flüsterte es in ihm. Verlasse nun diesen
Ort, ehe er dich verschlingt.
    Das tierische
Knurren, das seine Lippen hatte vibrieren lassen, verstummte abrupt, seine Fäuste
öffneten sich. Ganz allmählich tauchte sein Verstand aus jenem düsteren
Dämmerzustand hervor, in den ihn die Gegenwart dieses Ortes gestürzt hatte.
Erinnerungen und Namen tauchten aus seinem Gedächtnis auf, sein Leben, das
durch den nahen Wahnsinn einer finsteren Macht verdrängt worden war.
    Angst packte ihn,
als ihm bewusst wurde, wie knapp er davorgestanden war, sich selbst zu
verlieren.
    Kehr um! , verlangte die Stimme eindringlich. Ich werde den Rest erledigen.
    Und so machte der
Polizist auf dem Absatz kehrt und verließ die MONDSCHEINGASSE, so schnell ihn
seine Beine trugen.
     
    Schwer atmend sackte Eloin zusammen und
presste eine Hand auf die pochende Wunde in ihrer Hüfte. Schwere Nässe tränkte
den Stoff ihres Kleides, und Schwindel hatte sie ergriffen, aber sie begrüßte
den Schmerz, denn er bewies ihr, dass sie am Leben war – und das war mehr, als
sie zu hoffen gewagt hatte.
    Um ein Haar hätte
sie es nicht geschafft. Der Schock, der sie durchzuckt hatte, als das Projektil
in ihr Fleisch eingedrungen war, hatte sie beinahe jene wertvolle Konzentration
gekostet, die sie so dringend für den kraftraubenden Akt der Teleportation
gebraucht hatte. Das wäre ihr sicherer Untergang gewesen, hätte derselbe Schock
nicht gleichzeitig Wellen von Adrenalin durch ihre Adern gepumpt, das in ihrem
Inneren ungeahnte Kräfte freisetzte. So grotesk es klingen mochte, vielleicht
würde sie längst nicht mehr atmen, hätte der Verrückte nicht ein zweites Mal
seine Pistole abgefeuert und damit ihren Überlebenswillen wachgerüttelt. Dann
würde sie nun vielleicht mit einem Loch in der Stirn auf der feuchten Erde der
Baustelle ausbluten …
    Eloin stöhnte
unterdrückt, als sich die Schmerzen in ihrer Hüfte in den Vordergrund drängten.
Ja, sie war am Leben, doch nun galt es, dafür zu sorgen, dass das auch so
blieb. Ihre magischen Kräfte waren beinahe aufgebraucht, und so trat ihr der
kalte Schweiß auf die Stirn, als sie die unergründlichen Energien in ihrem
Körper mit bewusster Anstrengung dazu zwang, ihr einen weiteren, wenn auch
geringeren Dienst zu leisten. Es dauerte ungewöhnlich lange, doch schließlich
ließ ein sanft glühendes Licht ihre Finger erstrahlen, und Eloin biss die Zähne
zusammen, als die Kugel sich unter ihrer über der Wunde ruhenden Hand nach und
nach aus ihrem Fleisch löste. Klirrend fiel sie zu Boden, der abgebrochene Zahn
eines Raubtiers. Das Licht um Eloins Finger wurde schwächer und war schließlich
vollends erloschen.
    Ruckartig atmete sie
aus und lehnte sich mit dem Hinterkopf gegen die Wand des verlassenen
Lagerhauses, auf dessen Boden sie kniete. Es war eines ihrer alten Verstecke
und der erste Ort, der ihr bei ihrer unüberlegten Flucht in den Sinn gekommen
war.
    Andreas , dachte sie. Ich habe dich im Stich gelassen. Verzeih mir.
    Die Ungewissheit war
für sie noch schwerer erträglich als die Wunde in ihrer Seite – sie musste sich
davon überzeugen, dass Andreas es geschafft hatte. Ein letztes Mal musste sie
sich der alten Kunst bedienen, ehe sie sich selbst erlauben durfte, diesen Teil
ihrer Seele ruhen zu lassen. Mit gezwungener Ruhe schloss sie die Augen, ihr
Atem wurde gleichmäßiger, ihr Herz fand zurück in einen langsamen, regelmäßigen
Rhythmus. Unendlich behutsam tastete ihr Geist sich vor, hinaus aus dem
verfallenen Lagerhaus, über die verwaisten Straßen, streifte durch die Stadt
auf der Suche nach einem warmen Glühen in dieser eiskalten Welt dort draußen.
Es dauerte eine Weile, denn die Stadt war groß, doch schließlich entdeckte sie,
wonach sie so sehnsüchtig Ausschau gehalten hatte.
    Es war Andreas, und
er war allein. An der
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