Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lukianenko Sergej

Lukianenko Sergej

Titel: Lukianenko Sergej
Autoren: Trix Solier 3445BAB7
Vom Netzwerk:
Pergament, trank etwas Kaffee aus seinem Becher
und drehte die Pfeife in der Hand hin und her, als spiele
er mit dem Gedanken, sie zu stopfen, überlegte es sich
dann aber und schrieb wieder etwas.
Trix wartete geduldig.
»Ich kann es nicht haben, wenn jemand hinter mir
steht, während ich versuche zu arbeiten!«, blaffte der
Zauberer und schleuderte die Feder auf den Tisch. »Was
willst du?«
Er weigerte sich stur, sich zu Trix umzudrehen.
»Lehrer, ich brauche eine Antwort«, murmelte Trix.
»Was für eine Antwort? Du bist selbst ein Zauberer!
Du hast mich überflügelt! Wende dich an die Akademie,
wenn du Antworten brauchst!«, polterte Sauerampfer.
»Lehrer … ich bin eine ganze Woche geritten …«,
jammerte Trix. »Zweimal wurde ich überfallen. Einmal
sind Wölfe hinter mir her gewesen … In der Schenke bin
ich vergiftet worden und mein Magen hat fürchterlich
wehgetan. Außerdem …«
»Seh ich aus wie ein Heiler?« Jetzt drehte sich Sauerampfer doch um. »Oder ein Tröster schwacher Zaubererseelen? Wölfe, Räuber, dein Bauch … Hast du es bis
hierher geschafft? Eben!«
Trix wartete geduldig.
»Was willst du?«, fragte Sauerampfer nach einer
Ewigkeit.
»Warum habt Ihr mich verstoßen, Lehrer?«
»Ich? Dich verstoßen?« Sauerampfer gestikulierte
wild. »Hat man so was schon gehört! Ich habe dich nicht
fortgejagt! Ich habe deine Überlegenheit ehrlich anerkannt, als mir klar geworden ist, was du vollbracht hast.«
»Aber ich verstehe nicht, was ich getan habe!«, rief
Trix.
»Wirklich nicht?«, fragte Sauerampfer zweifelnd.
Trix nickte.
Sauerampfers Gesicht wurde weicher. »Du bist eben
doch ein Taugenichts, der auf der langen Leitung steht«,
urteilte er. »Du ahnst es noch nicht mal? Nicht im Geringsten?«
»Es gibt da eine Sache, die mir keine Ruhe lässt«, gab
Trix zu. »Ich verstehe nicht, warum Sator Gris meine
Eltern am Leben gelassen hat. Das passt gar nicht zu
ihm.«
Sauerampfer stand auf, trat auf Trix zu und sah ihn
aufmerksam an. »Gewissermaßen … hat er sie auch nicht
am Leben gelassen«, sagte er.
»Habe ich sie dann … wiederbelebt?«, fragte Trix entsetzt. »Sind sie jetzt Lichs?«
»Wie können sie denn Lichs sein, du Dummerjan?«,
ereiferte sich Sauerampfer. »Nein, mit ihnen ist alles in
Ordnung. Jetzt pass mal auf! Was ist Magie?«
»Die Kunst, mit Worten die Welt zu ändern.«
»Und was kann Magie?«
»Alles, was nicht dem gesunden Menschenverstand
widerspricht«, sagte Trix. »Man kann Eisen nicht in Gold
verwandeln. Man kann den Himmel nicht rot machen
und die Sonne nicht grün, zum Beispiel.«
»Die Magie kann noch etwas, das darüber hinausgeht«,
sagte Sauerampfer leise. »Weit hinaus, mein Junge. Die
Magie basiert auf Glauben und Wünschen. Je stärker dein
Glaube ist, desto mehr erreichst du, je heißer dein Wunsch
ist, dass etwas so und so ist, desto weiter unterwirft sich
die Welt dem Willen des Magiers. Wäre es möglich gewesen, dass Gris bei diesem Umsturz niemanden tötet?«
»Schon«, sagte Trix. »Wenn auch nicht sehr wahrscheinlich.«
»Aber du wolltest das?«, fragte Sauerampfer.
»Unbedingt! Mehr als alles andere auf der Welt!«
»Da haben wir’s.« Sauerampfer seufzte. »Dein
Wunsch und dein Glaube waren so stark, dass unsere
Wirklichkeit vor beidem kapituliert hat. Als Marcel gesagt hat, dass er Sator Gris nicht zum Tode verurteilen
würde, wenn dieser deine Eltern am Leben gelassen hätte
… was hast du da gedacht?«
»Ich habe mir gewünscht, dass es wahr wäre«, flüsterte
Trix. »Aber das habe ich nur gedacht! Ich habe kein
Wort gesagt! Ich habe nicht gezaubert!«
»Wodurch unterscheidet sich denn das Wort, das laut
ausgesprochen wird, von dem, das du nur denkst?«, entgegnete Sauerampfer. »Doch nur dadurch, dass das gesprochene Wort naive Menschen hören, die jedes Wort
eines Zauberers glauben und die Welt damit zwingen,
sich zu verändern. Das, was du denkst, hörst nur du. Und
einen winzigen Augenblick hast du fest daran geglaubt.
Du hast deine Eltern nie tot gesehen. Du wolltest glauben, dass sie noch am Leben sind. Und du hast es geglaubt. Und die Welt hat sich geändert.«
»Aber … dann waren sie also doch tot!«, sagte Trix
entsetzt.
»Nein. Beruhige dich, da waren sie es eben schon nie
gewesen.«
»Aber wenn Gris sie getötet hätte?«
» Da hatte er sie eben schon nicht mehr getötet. Alles
hatte sich verändert, verstehst du? Du hast die Welt verändert. Du hast nicht einfach ein paar Zaubertricks
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher