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Lukianenko Sergej

Lukianenko Sergej

Titel: Lukianenko Sergej
Autoren: Trix Solier 3445BAB7
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wenn ich Königin
wäre, dann würde ich die Manufakturen und die Gilde
der Weber unterstützen, denn die maschinelle Herstellung von Tuch ist wesentlich einfacher. Und der Stoffhandel bringt dem Königreich gute Gewinne ein.‹
Schließlich sagte die dritte Lady: ›Wenn ich Königin wäre,
würde ich dem König einen kräftigen Sohn schenken.‹
Der König, der die Angewohnheit hatte, sich abends unter den Fenstern der heiratsfähigen Frauen zu verstecken,
sie zu beobachten und zu belauschen, ließ sich das Gehörte durch den Kopf gehen und sagte: ›Die Leidenschaft
für Feiern und Gelage ist ruinös für einen Staat und gehört sich nicht für eine Dame von hohem Stand. Einen
kräftigen Erben kann mir jede gesunde und wohlgenährte
Frau im gebärfähigen Alter schenken. Doch die Worte
der zweiten Lady freuen mein Herz, denn aus ihnen höre
ich die Sorge um das Wohlergehen des Landes und einen
Verstand heraus, der einer Königin würdig ist!‹ Mit diesen Worten ging er zu den Ladys …«
In diesem Augenblick bemerkte die Hofdame Trix und
verstummte ehrfürchtig. Die Herzogin drehte den Kopf
und lächelte ihren Sohn zärtlich an. Von der kleinen
Bank zu ihren Füßen sprang Hallenberry auf. Er trug samtene Hosen und ein spitzenbesetztes Hemd, beides kam
Trix vage bekannt vor. »Trix ist da!«, rief er fröhlich.
»Ein gut erzogener Junge sollte einen anderen Jungen
nicht so laut begrüßen!«, ermahnte ihn die Herzogin.
»Selbst wenn sie Freunde sind und miteinander spielen
wollen. Möchtest du mit Hallenberry spielen, Trix?«
»Nein, ich bin nur kurz vorbeigekommen«, murmelte
Trix verlegen. »Ich wollte nur meiner Mama einen Kuss
geben und mich nach ihrer Gesundheit erkundigen.«
Die Hofdamen wechselten vielsagende Blicke. Die
Zeiten, in denen Trix hereingestürmt war, um seiner Mutter einen Kuss zu geben, waren vor fünf Jahren zu Ende
gegangen. Die Herzogin selbst schöpfte zum Glück keinen Verdacht. Sie gab Trix einen zärtlichen Kuss auf die
Stirn, hielt ihm die Wange zum Gegenkuss hin und fragte:
»Willst du unsere lehrreiche Geschichte mit zu Ende hören?«
»Nein, ich will noch zu Vater, Mama.«
»Nun gut«, sagte die Herzogin und drückte Hallenberry
wieder auf die Bank. »Richte ihm … äh … einen Gruß
von mir aus. Einen herzlichen Gruß.«
»Mach ich, Mama«, sagte Trix, der Hallenberry einen
mitleidigen Blick zuwarf.
Beim Verlassen des Wintergartens ging Trix noch zu
dem Blumenbeet, in dem er Annette entdeckt hatte. »Ich
bin nur mal kurz vorbeigekommen«, teilte er der Fee
mit.
Annette sah ihn an, runzelte die Stirn, flatterte hoch
und setzte sich auf Trix’ Schulter.
»Was ist?«, fragte Trix.
»Nichts«, antwortete sie. »Hast du vergessen, dass ich
dein Familiar und ein Zauberwesen bin?«
»Nein«, sagte Trix, »das habe ich nicht vergessen.«
»Na, siehst du! Ich kann in dir lesen wie in einem offenen Buch«, sagte Annette.
»Wir haben Winter und es ist viel zu kalt für dich …«
Die Fee schnaubte, Trix gab nach. Zusammen gingen sie
in den Thronsaal, wo Trix sich vor seinem Vater verbeugte, ihm den Gruß von der Herzogin ausrichtete und
sich einige kluge väterliche Ermahnungen anhörte. Die
wichtigste war die, einen Schal um den Hals zu wickeln,
wenn er zu dieser Jahreszeit den Palast verließ. Trix versprach es. Dann überredete er seinen Vater, die Haftbedingungen für Sid Kang zu erleichtern, aber gleichzeitig
die Wache zu verdoppeln.
Eine halbe Stunde später hatte Trix, warm gekleidet
und mit einem Schal um den Hals, eine ruhige und starke
Fuchsstute gesattelt und ritt die Straße hinunter, die zum
ehemaligen Palast von Sator Gris führte, in dem nun die
königliche Garnison untergebracht war.
    Den Baron Paclus fand Trix im Schlosshof. Die Hände in
die Seiten gestemmt, beobachtete der Ritter die jungen
Kürassiere, die mit Piken auf Strohpuppen einstachen.
    »Die Spitze höher! Höher!«, schrie Paclus. »Auf den
Kopf! Und dann rein mit der Pike, raus mit der Pike!«
Als der Ritter Trix sah, freute er sich sehr. Er übergab
den Befehl einem alten erfahrenen Kürassier und eilte
dem Jungen entgegen.
»Ich bin nur kurz vorbeigekommen, Paclus«, sagte
Trix, der vom Pferd absaß und den Ritter umarmte.
»Also … um dir … Guten Tag zu sagen.«
Paclus musterte Trix eingehend und zog ihn zur Seite.
»Was heckst du jetzt schon wieder aus?«, fragte er ganz
direkt. »Willst du dich über mich lustig machen? Du bist
nicht gekommen, um mir Guten Tag zu
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