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Lukianenko Sergej

Lukianenko Sergej

Titel: Lukianenko Sergej
Autoren: Trix Solier 3445BAB7
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es
schon so viel Gerechtigkeit, dass für das Gute fast kein
Platz mehr da ist!«
Der König sah ihn nachdenklich an. »Sagt, Herzog,
wie habt Ihr es geschafft, dass er so wird?«
Trix’ Vater wurde verlegen und zuckte die Schultern.
»Wir haben gar nichts Besonderes angestellt. Er hat in
seiner eigenen kleinen Welt gelebt, Brei bekommen, Märchen gehört, später hat er gern Chroniken gelesen …«
»Etwas Besonderes mit ihm angestellt habt Ihr also
nicht«, sagte der König nachdenklich. »Scheint mir eine
gute Methode zu sein …«
Trix sah den König nach wie vor an.
»Gut. Morgen wird die Familie Gris zur Grenze nach
Samarschan gebracht und mit Tritten aus dem Königreich gejagt«, kündigte Marcel an. »Obwohl dein Beispiel gezeigt hat, dass es nicht die beste Politik ist.«
Trix nickte dankbar.
»Und jetzt genug mit diesem Geschwätz«, befahl der
König. »Sonst wird der Rehbraten noch kalt und der
Wein verflüchtigt sich. Diese Neigung hat er sowieso.
Versucht den Rose, der ist aus meiner Lieblingstraube.«
Damit glitt das königliche Festmahl in jene Phase
über, in der keine Auszeichnungen mehr verteilt wurden,
sondern Teller (für mehrere Gänge), und die reichlich
Anlass zum Lob der hervorragenden Hofköche gab.
Trix hatte es schon lange nicht mehr so gut geschmeckt. Bei ihm zu Hause waren die Speisen selbst bei
den prachtvollsten Empfängen, die seine Eltern ausrichteten, schlichter.
Etwas beunruhigte ihn jedoch: Weder Tiana noch Sauerampfer würdigten ihn eines Blickes. Obwohl er sich
überhaupt nicht erklären konnte, was dahintersteckte,
fühlte er sich schuldig. Doch quer über den Tisch konnte
er die beiden natürlich nicht darauf ansprechen. Trix
musste warten, bis Marcel die Tafel aufhob.
Während Marcel seinen Vater umarmte, ihn »Mein
lieber Herzog!« nannte und alle anderen nur Augen für
den König hatten, ging er zur Fürstin.
»Tiana«, sagte er leise. »Bist du böse auf mich?«
Tiana, der das lange Abendkleid hervorragend stand,
sah ihn fragend an.
»Weil … du überhaupt nicht mit mir geredet hast«,
murmelte Trix. »Und mich nicht mal angeguckt hast …«
»Dummkopf«, antwortete sie leise. »Wir sind hier bei
Hofe, vergiss das nicht! Da darf ein anständiges Mädchen doch nicht einfach einen hübschen Jüngling ansehen …«
Trix’ Wangen loderten.
»Kommt zu uns nach Dillon, das ist meine offizielle
Einladung«, sagte Tiana. Dann schaute sie sich rasch um
und gab Trix einen Kuss etwas rechts neben die Oberlippe.
Trix war wie vom Donner gerührt. Als er wieder zu
sich gekommen war, hatte Tiana den Saal längst am Arm
Ihrer Majestät der Königin verlassen.
Nun, da Trix glücklich und beruhigt war, hielt er nach
Sauerampfer Ausschau. Von ihm hoffte er selbstverständlich nicht auf einen Kuss – aber auf ein paar freundliche Worte, denn die würden seine gute Laune vollends
wiederherstellen.
Doch Sauerampfer machte sich bereits aus dem Staub.
Gerade leuchtete sein Paradeumhang noch einmal auf, als
er durch die Tür entschwand.
Ich werde morgen mit ihm sprechen, dachte Trix. Im
nächsten Moment schloss ihn die Herzogin in die Arme
und wollte wissen, ob er sich erkältet hatte, und falls
nicht, warum seine Wangen es dann farblich mit jeder
Tomate aufnehmen konnten.
Am nächsten Morgen hatte Radion Sauerampfer das
Königsschloss jedoch bereits verlassen. Der Hofzauberer
Allererster Leistungsklasse hatte sich per Teleportation in
unbekannte Richtung davongemacht.
5. Kapitel

A
    n einem klaren Wintermorgen, eine Woche bevor
das Jahr zu Ende ging, betrachtete Trix Solier, der
einzige und rechtmäßige Thronerbe des Herzogs Rett
Solier, skeptisch sein Spiegelbild. Mit einiger Fantasie
konnte der schwarzhaarige Junge im Spiegel Jüngling
genannt werden. Als junger Mann ging er jedoch auf kei
nen Fall durch.
    Trix streckte seinem Spiegelbild die Zunge heraus und
lächelte.
Hätte er einmal darüber nachgedacht, was das Entscheidende gewesen war, das er im letzten halben Jahr
gelernt hatte, wäre er zu einem überraschenden Schluss
gekommen. Das Entscheidende war nämlich nicht die
Zauberei und auch nicht die Fähigkeit, Kartoffeln zu
schälen und Kaffee für einen nörglerischen Zauberer zu
kochen. Nein, das Entscheidende war die Einsicht, dass
es auf das Innere, nicht auf das Äußere eines Menschen
ankommt. Das galt für Zauberer ebenso wie für Ritter,
Vitamanten und Diener. Und auch für ihn, Trix, selbst.
Doch machen wir uns keine falschen Hoffnungen:
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