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Lukas und die gestohlene Weihnacht

Lukas und die gestohlene Weihnacht

Titel: Lukas und die gestohlene Weihnacht
Autoren: Philipp Seitz
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auf. Von wem haben sie den Kalender?“
    „Das kann ich Euch nicht sagen.“
    „Sie möchten lieber mit der Polizei sprechen?“, fragte Lukas.
    „Du verstehst es nicht: Ich kann es Euch nicht sagen, weil ich es nicht weiß! Wirklich nicht. Ich kenne den Mann nicht!“
    Rebekka klang spöttisch: „Nein, Sie haben ja nur gestern mit ihm gesprochen und ihm den Kalender abgekauft. Aber kennen tun Sie ihn nicht. Haha.“
    „Ja. Es war so: Er kam vor einiger Zeit zu mir ins Geschäft – ich habe in der Metzgergasse einen Laden. Er erzählte mir eine unglaubliche Geschichte und davon, dass ich reich werden könne. Den ersten Adventskalender der Welt wollte er mir verkaufen. Wie , fragte ich, den ersten Adventskalender der Welt ? Ich sagte ihm, ich sei kein reicher Mann, aber er überzeugte mich irgendwie.“
    „Für wie viel?“, fragte Rebekka.
    „Für zehntausend! Erst glaubte ich ihm natürlich nicht. Doch dann, …. Also dann zeigte er mir Fotos von mir als Kind. Ich meine, das waren Fotos aus der Weihnachtszeit in den 80er Jahren und ich kenne alle Fotos, auf denen ich abgebildet bin! Das waren Fotos von mir und meinen Eltern auf dem Weihnachtsmarkt, hier , nur eben aus dem Jahre 1985 ! Unmöglich, dass er diese Fotos von jemandem bekommen hatte! Ich bekam Angst. Dann sagte er mir, es sei besser, ich wisse nicht zu viel – außer, dass Zeit für ihn keine Rolle spiele. Ich glaubte ihm und ich wollte, dass er verschwindet. Darum bin ich auf den Deal eingegangen.“
    „Aber die Aussicht auf das zigfache der zehntausend, die sie für den Verkauf des ersten Adventskalenders der Welt bekommen würden, haben ihre Angst ein bisschen lindern können, nicht wahr? Sie dachten, sie würden bald reich sein“, sagte Lukas.
    „Ja, das ist wahr. Aber heute Vormittag machte ich eine schreckliche Entdeckung.“
    „Ach, lassen sie mich raten: Sie haben entdeckt, dass noch kein Mensch von Adventskalendern gehört hat und somit ihr Kalender keinen Cent mehr wert ist. Stimmt’s?“, sprach Lukas.
    „Es ist unglaublich“, sagte der dicke Verkäufer, „aber auf einmal ist es so, als hätte es noch niemals Adventskalender gegeben. Nicht einmal meine alte Mutter, die ich anrief, wusste etwas über Adventskalender. Obwohl sie mir als Kind jedes Jahr einen geschenkt hatte, hörte sie sich an, als hätte sie noch nie zuvor davon gehört! Das ist verrückt, das geht nicht mit rechten Dingen zu! Die alten Fotos, ein Kalender aus einer anderen Zeit, der aussieht, als sei er gestern erst gebastelt worden. Er hat keinerlei Alterserscheinungen, nichts an ihm ist vergilbt oder irgendwie alt. Und doch ist er es. Und nun das! Ich bin ruiniert, ich habe die Zehntausend von der Bank geliehen. Für einen Adventskalender, mit dem kein Mensch etwa anfangen kann, bekomme ich kein Geld! Ich verstehe das nicht.“
    „Ehrlich gesagt, haben wir mit I hnen kein Mitleid. Geben sie uns den Kalender, wir erklären ihnen dafür, warum niemand mehr einen Adventskalender kennt.“
    „Ach, von mir aus. Hier, er hat mir ohnehin nur Unglück gebracht. Jetzt sagt mir, warum gibt es kein e Adventskalender mehr?“
    „Der Mann, dem sie den Kalender abgekauft haben, ist in der Zeit zurück gereist und hat den ersten Adventskalender der Welt einem Kind namens Gerhard Lang abgenommen“, erklärte Lukas.
    „Moment mal“, sagte der Dicke, „den Namen habe ich schon mal irgendwo gehört.“
    „Vielleicht. Gerhard Lang hat nämlich eigentlich als Erwachsener die ersten industriellen Adventskalender mit Bildern hinter den Türchen gedruckt und verkauft.“
    „Ja stimmt, daher kenne ich den Namen! Der kam aus der Nähe von Pforzheim oder so“, ergänzte der dicke Verkäufer.
    „Richtig, genau genommen aus Maulbronn. Er hatte als Erwachsener eine Druckerei in München. Als er sich an seine Kindheit und an den Adventskalender erinnerte, den ihm seine Mutter eins t geschenkt hatte, wollte er allen Kindern eine Vorfreude auf Weihnachten bescheren. Darum kam er auf die Idee mit den Adventskalendern mit Bildern. Jeden Tag konnte man ein Türchen öffnen und dahinter war ein schönes weihnachtliches Motiv zu sehen. Na ja, die ersten Kalender waren zweiteilig: Man musste die Bilder auf einem extra Bogen ausschneiden und auf den Kalender kleben.“
    „Aber wieso gibt es jetzt keine Kalender mehr?“
    „Ganz einfach!“, sagte Rebekka, „Gerhard Lang wurde der Adventskalender als Kind abgenommen, bevor er ihn benutzen konnte. An was hätte er sich als Erwachsener
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