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Luftschlösser

Luftschlösser

Titel: Luftschlösser
Autoren: Susanne Nitzsche
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scheint mir angeraten. Der Kunde wünscht sich ein gemütliches Zuhause. Also Küche und Esszimmer in einem. Weshalb die Frage?”
    „Weil wir dann mehr Platz brauchen, schätzungsweise bis hier.” Er trat auf eine Stelle, etwa vier Meter von seiner Geschäftspartnerin entfernt.
    „Selbstverständlich. Wird einkalkuliert. Jetzt aber zum Gästezimmer. Da hinten wäre ein hervorragender Platz. Die Treppe muss noch an den Raum angepasst werden, achten Sie nicht darauf. Aber direkt daran anschließend könnte es gut werden. Und unter der Treppe würde so eine Art Speisekammer oder Abstellraum entstehen. Auch recht altmodisch, ich weiß. Aber nett.”
    Harry hatte nicht wirklich auf die unansehnliche Betontreppe geachtet, bis er darauf hingewiesen wurde, und Speisekammern fand er auch nicht altmodisch. Sagen musste er das aber nicht, denn er kannte Miss deWinter gut genug, um zu wissen, dass sie bei den letzten Gedanken mit sich selbst gesprochen hatte.
    „Das Badezimmer entsteht da, wo Sie die Anschlüsse sehen.”
    „Mit einem Fernglas könnte ich sie vielleicht erkennen. Aber erahnen kann ich sie auch so. Da drüben also?” Harry deutete vage quer durch den Raum.
    „Oben verhält es sich ähnlich. Da wird es keine Probleme geben. Die Abmessungen der einzelnen Zimmer gebe ich Ihnen durch, während Ihre Leute an diesem Stockwerk arbeiten und ich ein Bett aufgetrieben habe. Konnten Sie sich einen Überblick verschaffen?” fragte Persephone, während sie ihre Unterlagen in der Handtasche verstaute.
    „Och, ja. Wir werden uns einfach an Ihre Anweisungen halten, ganz wie immer.” Er würde froh sein und drei Kreuze machen, wenn seine Leute die Wände hochgezogen hatten und er aus der Nummer raus war.
    ***
     
    Gleich nach ihrer Rückkehr in ihr Büro arbeitete sich Persephone durch sämtliche Kataloge für Schlafzimmereinrichtungen. Kein passendes Bett. Danach nahm sie sich einen Stapel Hotelprospekte vor, den sie zur Inspiration bereitgelegt hatte. Erst im vorletzten Heft fand sich das Bild einer Suite mit einem Kingsize-Bett. Das Gespräch mit dem Geschäftsführer des Hotels an der Westküste brachte den Hersteller des Bettes ans Licht. Persephone rief die Firma an und bat darum, dass man ihr umgehend einen Katalog mailen solle. Kurz darauf war sie mit einer einzigen Mail am Ziel ihrer Wünsche. Das größte Doppelbett, das die Firma herstellen konnte, mit allem Komfort - wie immer hinten auf der letzten Seite. Die Farbauswahl war ein Kinderspiel. Es gab bei den Bezügen einen Stoffton zwischen taupe und anthrazit, der für Männer wie geschaffen war. Mit einem Telefonat war das Bett bestellt. Glücklicherweise enthielt der Katalog auch die genauen Maße dieses Monstrums. Das würde die Planung des Schlafzimmers sehr erleichtern.
    Persephone lehnte sich zufrieden in ihrem Stuhl zurück. Die Puzzlestücke begannen, sich an die vorgesehenen Plätze zu legen. Der nächste Schritt waren die Wände. Harry brauchte ihre Angaben. Also gut. Sie breitete den Grundriss vor sich aus und begann, mit Lineal und Bleistift vorläufige Linien zu ziehen.
    „Ah, da bist du. Bei der Arbeit, wie schön!” Edward deWinter spazierte in seiner Golfmontur in das Büro und schaute sich neugierig auf dem Schreibtisch seiner Tochter um.
    „Sicher. Das Manning-Projekt hat oberste Priorität.”
    „Mir kam da ein netter Einfall. Hast du Fotos gemacht?”
    „Sind schon im Computer. Warum?” Persephone spürte Ungeduld in sich aufsteigen. Sie konnte es nicht leiden, unterbrochen zu werden - auch nicht von ihrem Vater.
    „Wenn du weiter fotografierst, kannst du daraus eine hübsche Dokumentation machen. Als Referenz und um dich später an deinen Erfolg zu erinnern. Ich wette, die Fortschritte werden erstaunlich sein. Ich habe da sogar einen Verlag an der Hand, der Interesse an einem Bildband über Innenarchitektur hätte. Wäre doch eine tolle Idee!”
    Sie konzentrierte sich weiter auf ihre Bleistiftwände. „Hmm, vielleicht. Bye, Dad. Viel Spaß auf dem Golfplatz.”
    deWinter trollte sich mit einem leisen Lachen.
     
    ***
     
    In dieser Nacht stand Persephone deWinter nicht von ihrem Schreibtisch auf. Sie arbeitete bis kurz nach vier Uhr morgens durch, übertrug die Pläne in den Computer, speicherte sie auf einem Stick und legte sie Trish auf den Schreibtisch. Die Daten sollten direkt per Kurier an Harry gehen. Den knallroten Zettel, auf dem der Speicherstick lag, konnte Trish nicht übersehen. Mit der Gewissheit, dass auf ihre
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