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Luftschlösser

Luftschlösser

Titel: Luftschlösser
Autoren: Susanne Nitzsche
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gründlich. Ihr Genick schmerzte und sie hatte keine Lust, ihre Freundin noch weiter von Charles Mannings körperlichen Vorzügen schwärmen zu hören. Sie gab sich mit einem weiteren, diesmal eher resignierten, Kopfnicken geschlagen.
    „Okay, aber sobald du dir bei Charles Manning irgendwelche Schwachheiten einbildest, darfst du wieder das Telefon in deinem muffigen Büro bewachen. Verstanden?”
    „Verstanden, Boss!” Trish hatte nicht lang gebraucht, sich an den Kasernenton der jungen Miss deWinter zu gewöhnen. Sie vermutete sogar, dass sich tief im Innersten ihrer Chefin eine zarte Seele verbarg, die sich vor der bösen Welt schützen wollte. Schon allein deshalb konnten ihr ein paar deutliche Ansagen noch lange nicht den Tag verderben.
     
    Persephone schaute sich den Kostenvoranschlag für die Wände an und rechnete alles noch einmal nach. Offensichtlich hatte Harry rotiert, um zwischen acht und zwölf Uhr eine halbwegs brauchbare Übersicht zusammen zu schustern. Sie hatte ihn in den Jahren ihrer Zusammenarbeit mühsam auf Effektivität getrimmt und freute sich in Fällen wie diesem sehr über den Erfolg ihrer Erziehungsversuche. Sie wählte Harrys Nummer und wartete, bis der Firmeninhaber selbst sich meldete.
    „Harry, ich danke Ihnen für den schnellen Kostenvoranschlag.”
    „De nada, Miss deWinter. Haben Sie alles durchgerechnet?” Er kannte die kleine Miss.
    Sie lächelte leicht. „Habe ich. Es stimmt soweit alles. Wenn Sie möchten, können Sie und ihre Leute sofort mit der Arbeit beginnen.”
    „Okay, wird gemacht. Ich schicke meine fähigsten Männer hin. Geht die Sache mit dem Schlüssel klar?”
    Persephone schnappte kurz nach Luft. Das hatte sie doch tatsächlich vergessen! „Ich habe vergessen, den Kunden zu fragen. In diesem Fall können wir beide aber trotzdem darauf vertrauen, dass Mr Manning keinen Einspruch erheben wird. Sagen Sie ihren Leuten, dass alles läuft wie immer.”
    „Wird gemacht, Miss. Dass Sie die Sache mit dem Schlüssel vergessen, zeigt wohl, wie eilig der Auftrag ist”, meinte der Bauunternehmer freundlich.
    „Richtig. Ich möchte, dass alles so schnell wie möglich über die Bühne geht. Danke, Harry.” Sie legte auf, starrte ins Leere und ärgerte sich über ihre mangelnde Professionalität. Um Harry und seinen Männern nicht jedes Mal einen Schlüssel für die entsprechenden Häuser und Wohnungen überlassen zu müssen, ließ sie es zu, dass die Herren einen Generalschlüssel benutzten, der so ziemlich jedes Schloss öffnete. Da diese Vorgehensweise nicht ganz legal war, holte sie sich dafür vorher immer das Einverständnis der jeweiligen Besitzer. Nun gut, in diesem Fall würde sie Charlys Zustimmung eben nachträglich einholen müssen. Sie wählte seine Nummer und wartete wieder einmal.
    „Manning”, antwortete er kurz angebunden.
    „Hallo Charles, Persephone hier. Entschuldige bitte die Störung, aber ich muss dringend etwas mit dir klären.”
    „Oh, hi, schieß’ los. Was gibt’s denn?” Sofort klang seine Stimme freundlicher.
    „Es geht um die Schlüssel für dein Apartment. Die Herren, die die Wände hochziehen, fangen schon sehr früh am Morgen mit der Arbeit an, so früh, dass ich ihnen nicht aufsperren kann. Harry, der Boss der Firma, und ich haben uns deshalb schon vor Jahren darauf geeinigt, dass seine Leute einen Generalschlüssel verwenden, um ungehindert ihre Arbeit erledigen zu können. Das ist nicht legal und setzt dein Einverständnis voraus.”
    Kurz und präzise, nichts anderes hatte er erwartet. „Können die Kerle dann hinterher bei mir einbrechen?”
    „Nein, wenn der vorläufige Zahlencode am Fahrstuhl zu deinem Penthouse geändert wird, bist du vor Harrys Leuten sicher. Außerdem hatte ich sowieso geplant, ein ordentliches Schloss einbauen zu lassen. Bist du...” Weiter kam sie nicht, weil im Hintergrund eine derbe Männerstimme zu laut redete, offenbar, um Charles’ Aufmerksamkeit zu erlangen.
    „Bin ich was? Entschuldige bitte, aber dieser Footballheini kann sich nicht benehmen.” Den letzten Satz hatte Charles nur geflüstert.
    „Bist du einverstanden?” Persephone kämpfte die Gänsehaut nieder, die nach der Entschuldigung ihres Bekannten ihre Wirbelsäule hinab gekrochen war. War seine Stimme schon immer so tief gewesen? So verheißungsvoll?
    „Sicher bin ich einverstanden. Wenn ich jemandem vertraue, dann dir.”
    Charles hatte diesen Satz so leichtfertig dahingesagt, als hätte er über ihre Frage keine Sekunde
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