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Luftschlösser

Luftschlösser

Titel: Luftschlösser
Autoren: Susanne Nitzsche
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sich für die kleinen Geheimnisse ihrer Schönheit.
    Kurz vor neun Uhr verließen sie das Haus wieder.
    „Darf ich... Wie wär’s mit einem Kaffee? Es gibt doch bestimmt noch einiges zu besprechen.” Charles strich unsicher mit einer Hand durch sein Haar - eine alte Angewohnheit, die er offensichtlich in den vergangenen fünfzehn Jahren nicht hatte ablegen können.
    „Gern. Da vorn gibt es ein kleines Café.”
    Persephone lief den einen Block schweigend neben Charles her. Ihr Hirn arbeitete auf Hochtouren. Mit etwas Geschick konnte aus diesem Kasten wirklich etwas ganz Großes werden. Ihr Vater hatte, wie immer, Recht.
     
    ***
     
    In dem Café waren sie um diese Uhrzeit die einzigen Gäste. Alle anderen waren vor wenigen Minuten eilig aufgebrochen, um es pünktlich zu ihren Arbeitplätzen zu schaffen. Für einen entspannten Besuch an diesem Ort war die Zeit kurz nach neun einfach perfekt.
    „Hallo Jungs!”, begrüßte Persephone die zwei Männer hinter dem Tresen aus schwarz lackiertem Holz. „Für mich bitte einmal wie immer und für den Gentleman...” Sie wartete.
    „Einen starken Kaffee”, beeilte sich Charles.
    „Einen starken Kaffee für den Gentleman, bitte.”
    Sie setzten sich einander gegenüber an einen der Tische. Sofort kramte Sephi (Charles konnte sich nicht unterstehen, in Gedanken immer noch diese Abkürzung zu verwenden) wieder nach ihrem Notizblock und dem Federhalter.
    „Das Apartment soll also hell und leicht wirken, richtig?”
    „Richtig”, bestätigte Charles mit einem Nicken.
    „Weiße Wände? Farbakzente?”
    „Nur weiß, bitte. Farben langweilen nach einer gewissen Zeit.”
    Sie schrieb es auf. „Gut. Noch mal zum Boden. Helles Parkett oder dunkleres? Kiefer, Eiche, Ahorn, Tropenholz...?”
    Charles zog seine Stirn in Falten. „Hell. Ganz hell nach Möglichkeit. Ich habe das in Skandinavien gesehen - es wirkt, als ginge der Boden direkt in die Wand über. Das hat mir gefallen. Es gab keine harten Grenzen.”
    Einer der Männer brachte eine Tasse Tee und eine Tasse Kaffee an den Tisch. Persephone bedankte sich lächelnd. Tatsächlich, sie lächelte! Nur offenbar nicht für Charles Manning.
    „Schön. Das passt gut zu meinen eigenen Gedanken. Zum Schlafzimmer. Wie soll das Bett beschaffen sein?”
    Charles stutzte kurz. Eine merkwürdige Frage. Aber augenscheinlich nur geschäftlich von Bedeutung.
    „Groß. Das größte Bett, das man kriegen kann.” Er unterstrich seine Vorstellungen mit einer ausladenden Geste. Dass er auf einem großen Bett bestand, weil er es im Laufe der Jahre mehrmals geschafft hatte, im Schlaf auf den Boden zu fallen, verschwieg er. Ausgerechnet vor dieser einen Frau wollte er sich nicht der Lächerlichkeit preisgeben.
    „Wir können auch den ganzen Boden mit Viscoschaum auslegen und Tücher darüber decken lassen. Dann wäre das ganze Zimmer ein einziges Bett”, bemerkte sie voller Hohn.
    Aha, an genau diesem Tonfall ließ sich erkennen, dass ihre Gedanken in Richtung Orgien und Gruppensex gingen. Trotzdem brachte ihn die Vorstellung zum Lachen. Charles hielt sich eine Hand vor den Mund, um seine Erheiterung zu verbergen und hob die andere Hand entschuldigend mit der Handfläche voran in Persephones Richtung.
    „Der Gedanke ist nicht übel. Gibt es viele Leute, die das so handhaben?”
    Sie quittierte die Frage mit Schweigen und einer hochgezogenen Augenbraue.
    „Gut, dann hätten wir die wichtigsten Eckdaten besprochen”, beschloss sie bei einem Blick in ihr Notizbuch. Mehr zu sich selbst sagte sie: „Es kann schön werden, richtig schön.”
    Nachdenklich fuhr Persephone mit dem hinteren Ende des Federhalters, ein Montblanc - was sonst? - immer wieder über ihre Lippen. Sie war Linkshänderin. Die Finger ihrer rechten Hand lagen entspannt neben dem Schreibblock und trommelten nur ab und zu einen imaginären Rhythmus auf die Tischplatte. Nach einer Weile trank sie ihren inzwischen lauwarmen Tee in einem Zug aus. Charles konnte förmlich sehen, wie sich hinter ihrer Stirn die Pläne auftürmten, Wände entstanden und sein Apartment Gestalt annahm. Der Blick auf ihre rosenholzgeschminkten Lippen ließ seinen eigenen Mund trocken werden. Er leckte sich über die Lippen.
    „Eins noch”, unterbrach er ihre Gedanken (und seine eigenen, in diesem Augenblick eher erotisch motivierten). „Vielleicht das Wichtigste. Ich möchte ein Zuhause, kein durchgestyltes Home&Living-Cover. Ich möchte darin wohnen und mich wohlfühlen können. Lässt sich
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