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Luegenbeichte

Luegenbeichte

Titel: Luegenbeichte
Autoren: Beate Doelling
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nicht ganz dunkel. Der Garten reichte bis an den Grunewald und ging im hinteren Teil selbst in Wald über, mit großen Linden, Eichen und Buchen.
    »Wahnsinn«, sagte Max. »Wir haben nur einen kleinen Balkon.«
    »Hab ich bei meiner Mutter nicht mal«, sagte Josi.
    »Warum ziehst du dann nicht nach Zehlendorf?«
    »Wegen dem Garten?« Sie sah, dass er spürte, dassihre Familienkonstellation ein heikles Terrain war, und er hakte nicht weiter nach. Dafür mochte sie ihn auch, wegen seiner Feinfühligkeit. Max war endlich mal ein Junge, dem wenigstens auffiel, wenn er in ein Fettnäpfchen trat, und darauf nicht nur mit einem blöden Scherz reagierte. Das hatte sie gleich zu Anfang schon gemerkt.
    Er stand ganz dicht neben ihr und schaute hinaus, wie es wieder in seichten Fäden regnete. Pfützen hatten sich vor dem Geräteschuppen gebildet. Hinten, am Wald, hing Dunst zwischen den Bäumen wie ein Schleier. Josi war, als hätte sich da gerade etwas bewegt, aber sie konnte nichts erkennen.
    »Lou, machst du bitte mal die Vorhänge zu?«
    Er nickte, war beim Zählen durch das Herumhopsen von 43 auf 35 zurückgefallen. Im Nu rannte er zur Wand und drückte einen Knopf. Leise surrten die Vorhänge aufeinander zu.
    »Soll ich weitererzählen, wie Herr Rufus und die Mücke …«
    »Vielleicht nicht jetzt, Lou. Komm, wir schauen mal, ob die Muffins schon fertig sind.«
    Josi holte die Muffins aus dem Ofen und stellte das Blech auf ein Glastischchen im Wohnzimmer.
    »Lou, willst du nicht ein bisschen mit deinen Autos spielen, bis die Muffins abgekühlt sind? Und dann geht's auch bald ins Bett!« Josefine zeigte auf den Fuhrpark auf dem Teppich. Sie wusste, dass er nicht einfach nur mit Autos spielte und die meisten seiner Autos auch keine gewöhnlichen Autos waren, sondern Transformer, die sich jederzeit in Roboter verwandeln konnten.
    Sie bot Max ein Bier an. Trank selbst auch ein Bier, obwohl sie Bier gar nicht mochte, jedenfalls nicht ohne Limo. Aber sie wollte jetzt nicht noch mal zum Kühlschrank gehen und was zum Mischen holen. Lou hatte Max im Handumdrehen auf dem Teppich. Er erzählte ihm von dem fiesen alten Mann und dass Herr Rufus schon unterwegs war, mit seiner Mücke, und irgendwas auslegte, zur Sicherheit, um den Weg zurückzufinden. Sie schmunzelte. Ob Max früher auch so ein kleiner Detektiv gewesen war?
    »… nicht so doof wie Hänsel und Gretel, die nur Brotstückchen ausgestreut haben. Die Stöckel konnten die Vögel nicht fressen«, hörte sie Lou und hatte jetzt den Anschluss verpasst. Sie wollte auch nicht nachfragen, sonst erklärte er ihr alles noch mal haarklein.
    Max sollte nun mithelfen, die Autos in die Garage zu fahren. Die Garage war unter dem Sofa. Aber erst mussten sie noch ein paar Runden um den Teppich rasen und sich mindestens einmal verwandeln, vorher konnten sie nicht in die Garage. »Weil sie dann noch nicht müde sind«, erklärte Lou.
    »Roboter und Autos werden nie müde«, sagte Max. Er kniete auf dem Teppich. Sein Hintern sah echt knackig aus. Vorgestern, bei ihm zu Hause, hatten sie so heftig rumgeknutscht, dass es fast kein Zurück mehr gegeben hätte. Sie wollten auch kein Zurück mehr, aber Max konnte keine Kondome finden. Sie hatte auch keine dabei. Wirklich unmöglich! Seit sie 14 war, hatte sie sonst immer welche in der Handtasche, wie alle ihre Freundinnen. Mit 15 hatte sie ja dann auch das ersteMal einen benutzt, mit Jan. Mannomann, war das eine peinliche Fummelei gewesen.
    »Natürlich werden Roboter und Autos müde«, sagte Josefine und zwinkerte Max zu. »Genauso, wie große Jungs müde werden!«
    »Ich aber nicht«, sagte Lou.
    Josefine merkte schon, dass sie Max nicht so einfach von Lou wegkriegen würde. Sie fand zwar total süß, wie er da auf dem Boden herumkroch und mit Lou spielte, aber es war inzwischen schon halb elf – eigentlich schon viel zu spät für Lou, aber sie hatte ihm versprochen, dass er heute so lange aufbleiben dürfte, wie er wollte. Was hatte sie sich da nur eingebrockt? Sie ertappte sich bei dem Gedanken, wie schön es wäre, jetzt mit Max ganz allein zu sein, hier auf der Sofalandschaft, wo man hervorragend Musik hören und dabei ja ein bisschen kuscheln konnte. Aber so aufgedreht, wie Lou war, würde er noch stundenlang spielen wollen und sich sicher nicht ins Bett bringen lassen. Ein Film wäre die Rettung! Dann könnte er im Wohnzimmer gucken und sie könnte mit Max in ihr Zimmer gehen. Ihr Zimmer hier hatte er schließlich auch noch nicht
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