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Luegenbeichte

Luegenbeichte

Titel: Luegenbeichte
Autoren: Beate Doelling
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gesehen.
    Eigentlich war um diese Uhrzeit für Lou auch kein Film mehr angesagt, aber man konnte wohl mal eine Ausnahme machen.
    »Hör mal, Lou, es ist schon fast Mitternacht«, sagte Josi.
    »Echt, wie spät ist es denn?«
    Max zeigte ihm seine Uhr. »Kannst du die schon lesen?«
    »Klar!«, sagte Lou und zog Max' Arm näher heran,guckte auf das Zifferblatt und überlegte. Dabei atmete er sehr laut. »Halb elf.« Er strahlte, sah Josi an. »Dann ist es aber noch lange nicht Mitternacht!«
    »Fehlt aber nicht mehr viel«, sagte Josi.
    »Doch! Eine ganze und eine halbe Stunde«, sagte Lou.
    »Hey, du bist ziemlich schlau, was?«
    Lou nickte. »Du nicht?«
    Max musste schmunzeln. Josi fand ihn total süß, wenn er so schmunzelte.
    Sie probierten die Muffins.
    »Echt lecker!«, sagte Max mit vollem Mund.
    »Überlecker!«, sagte Lou und schnappte sich gleich noch einen. Dann brachte sie die restlichen Muffins in die Küche. Es waren nur noch vier übrig.
    »Pass auf, Lou«, sagte Josi. »Wir machen einen Kompromiss. Du darfst ausnahmsweise jetzt noch einen Film sehen, aber danach geht es rucki, zucki ins Bett, ja?«
    Lou zog seine Unterlippe vor. »Ich will aber jetzt gar keinen Film sehen.«
    »Auch nicht Dschungelbuch ?«
    »Doch!«, rief er und hopste auf der Stelle herum. Dschungelbuch war einer seiner Lieblingsfilme. Von Max anscheinend auch. Er bekam große Augen.
    »Oh, ihr habt Das Dschungelbuch ?«
    »Guckst du den Film mit mir?«, fragte Lou ihn.
    »Nein«, sagte Josi schnell. »Das geht nicht. Wir müssen noch was lernen, für die Schule, Max erklärt mir Mathe.« Sie merkte, wie sie rot wurde. Sie schaute Max an und sah, wie er schon wieder so niedlich schmunzelte.
    »Ihr wollt ja nur küssen«, sagte Lou. Er verzog das Gesicht. »Iiiiihh, Küssen! Bääh!« Er rannte weg. Josefine hinter ihm her.
    »Wenn ich dich erwische, küsse ich dich.«
    »Nein, Hilfe!«, rief Lou und flitzte um den Sessel, konnte vor lauter Lachen kaum noch laufen.
    »Gleich hab ich dich und küss ich dich!«, sagte Josi und packte ihn. Er zappelte wie wild und versuchte, sich aus ihrem Griff zu befreien. Sie küsste ihn auf die Wange, in die Halsgrube, in den Nacken.
    Er grunzte und quiekte, und als sie ihn losließ, holte er tief Luft und sagte: »Noch mal!«
22:40
    Endlich saß er vor dem Bildschirm und guckte Das Dschungelbuch . Den Anfang schauten sie noch zu dritt, dann hielt Josi es nicht mehr aus, Max so nah zu sein und ihn doch nicht berühren zu können. Was war nur los mit ihr? So ein starkes Verlangen nach ihm hatte sie noch nie gehabt. Lou war schon völlig in dem Film versunken. Er hatte Dschungelbuch bereits zigmal gesehen und konnte alle Lieder auswendig. Sie standen auf, um in ihr Zimmer zu gehen.
    »Er schläft bestimmt auf dem Sofa ein«, flüsterte Max in ihr Ohr und sie bekam eine Gänsehaut von seiner weichen Stimme.
    »Auch okay. Dann trage ich ihn nachher ins Bett.«
    »Und was ist dann mit Zähneputzen?«
    Josi verdrehte die Augen. »Mit dem Spruch bin ich aufgewachsen. Mein Bruder Robert und ich habenabends liebend gern noch Smarties im Bett gegessen. Aber da haben wir immer Ärger gekriegt, wegen Zähneputzen.«
    »Ist ja auch richtig so.«
    »Willst du mal Zahnarzt werden, oder was?« Sie knuffte ihn in die Seite. Er hielt ihre Hand fest und so gingen sie die Treppe hoch.
    »Ich wusste gar nicht, dass du noch einen Bruder hast.«
    »Robert war eigentlich nur mein Ziehbruder.«
    »Was ist das denn?«
    »Ein Bruder, an dem man zieht.« Sie lachte und zog ihn die letzten Stufen hoch.
    »He, ich bin aber nicht dein Bruder.«
    Sie drehte sich um, hatte Max' Gesicht nun genau vor ihrem. »Zum Glück.« Sie küsste ihn auf den Mund, ging rückwärts weiter, über die Galerie. Max küsste sie zurück.
    Ihre Tür stand offen.
    »Schönes Zimmer«, sagte er.
    »Danke«, sagte sie und küsste ihn wieder.
    »Ganz anders als bei deiner Mutter, aber auch total schön.«
    Das fand sie auch. Sie fühlte sich in beiden Zimmern wohl, hier, bei ihrem Vater, mit den weißen Wänden, ohne Poster, ohne Bilder, mit dem Moormann -Designer-Schreibtisch und dem großen französischen Bett auf dem wolkenfarbenen Mexx -Teppich. Bei Mama in Kreuzberg hatte sie krumme Möbel aus Holz und abgezogene Dielen. Allerdings war sie nicht so gern bei ihrem Vater wie bei ihrer Mutter. Er hatte kaum Zeit für sie, wennsie da war, für Lou eigentlich auch nicht. Entweder war er am Arbeiten oder flirtete mit Marina rum, zu der Barbara, ihre
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