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Lügen haben sexy Beine

Lügen haben sexy Beine

Titel: Lügen haben sexy Beine
Autoren: MAUREEN CHILD
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sagte Eugenia, und ihre Stimme schrillte durch die Halle. „Ein Krösus, der glaubt, was Besseres zu sein als wir“, fuhr sie fort. „Der Mann lebt seit Monaten in Cabot Valley und hält es nicht für nötig, Hallo zu sagen. Wer weiß, was er in seiner Luxusvilla da oben treibt!“
    Von dem Gerede aufgewühlt, vergaß Ivy die Kreditrate, ging schnurstracks auf Eugenia zu und starrte ihr zornig in die Augen.
    „Schämen Sie sich, so über Tanner King zu reden!“, herrschte sie Eugenia an und nahm mit Genugtuung den schockierten Blick der älteren Dame wahr. Doch Ivy war noch lange nicht fertig. „Er ist kein Snob. Ist Ihnen vielleicht schon einmal in den Sinn gekommen, warum er in dieser Stadt niemanden kennt? Dass er sich vielleicht allein fühlt?“
    „Na ja …“ Eugenia blies die Backen auf und wollte etwas sagen, doch jetzt war Ivy in Fahrt geraten.
    „Sie behaupten, er habe sich nirgends blicken lassen, seit er hier lebt? Hat ihn denn irgendjemand eingeladen? Nein.“
    In dem glühenden Zorn, den Ivy empfand, dachte sie gar nicht darüber nach, dass sie Tanner gerade verteidigte. Stattdessen fuhr sie leidenschaftlich fort: „Vielleicht gibt es Leute, denen es schwerfällt, Hallo zu sagen, wenn sie keine Menschenseele kennen. Vielleicht hätten andere den ersten Schritt machen sollen.“
    Eugenia stieß einen empörten Laut aus und kniff die Augen zusammen, als würde sie sich für eine Schlacht wappnen. Doch Ivy hielt dem Blick ihrer Rivalin stand, bis diese schließlich aufgab und wegsah. Als sie schließlich an der Reihe war, marschierte Eugenia zum Schalter und ließ Ivy zurück.
    Sie zitterte immer noch vor Wut.
    Schlagartig wurde es still um Ivy herum. Plötzlich hatte sie das Gefühl, dass ihr womöglich verrückt und schwer verliebt auf der Stirn geschrieben stand. Ab sofort würde die Stadt nicht mehr über Tanner, sondern über sie reden.
    Meinetwegen, dachte sie, machte auf dem Absatz kehrt und verließ das Gebäude. Besser über sie als über einen Mann, der sich nicht gegen die Hyänen dieser Stadt wehren konnte.
    „Ich, äh, es tut mir leid, dass Sie das mitanhören mussten“, sagte der Manager der Bank peinlich berührt. „Hören Sie einfach nicht auf das, was Eugenia Sparks sagt. Niemand tut das.“
    Was das betraf, musste der Mann sich keine Sorgen machen. Tanner hatte für die Lästerei der alten Dame keinerlei Aufmerksamkeit übrig gehabt. Er war viel zu sehr beschäftigt damit gewesen, Ivy dabei zuzusehen, wie sie ihn vor Nachbarn und Freunden verteidigt hatte.
    Tanner stand in dem Büro und blickte gedankenverloren durch die Glaswand in die Schalterhalle. Ivys Worte hallten wie ein Echo durch seinen Kopf. Er sah ihre Augen vor sich, in denen Tränen geglitzert hatten, und hörte ihre vor Zorn erregte Stimme fast noch. Während er die Szene immer wieder Revue passieren ließ, brach sich etwas in ihm endlich Bahn.
    Er holte tief Luft und spürte, wie sein Herz zu heilen begann und ihm tausend Gedanken im Kopf umherschwirrten. Jahrelang hatte er sich vor der Welt versteckt und alles getan, damit ihm kein Mensch zu nahe kam. Er war besessen gewesen von dem Wunsch, sich vor Verrat zu schützen. Aber erst jetzt erkannte er, dass es eine einzige Lebenslüge gewesen war.
    Das Dasein eines Eremiten zu führen, war kein wirkliches Leben. Die einzige Frage war, ob es zu spät war, eine andere Richtung einzuschlagen.
    „Mr. King“, sagte der Manager mit leisem Nachdruck. „Ist alles in Ordnung?“
    Tanner drehte sich zu dem Mann im blauen Businessanzug um. „Noch nicht. Aber bald.“
    Am darauffolgenden Morgen war Ivy immer noch wütend, als sie über Tanners Hof ging, um Hairy abzuholen. Da sie nicht zurück zur Bank gegangen war, hatte sie die Rate auch noch nicht zurückgezahlt. Ihr war klar, dass sie es schleunigst nachholen musste. Aber zuerst war Hairy an der Reihe. Denn sie wusste verdammt gut, dass Tanner gerade in seine Arbeit vertieft war und keine Zeit für den Hund hatte.
    Sie ging die Verandastufen hinauf und drehte den Türknauf um. Da dieser Mann seine Tür nie abschloss, war es kein Problem, ins Haus zu kommen. Leise trat sie in die Küche und erschrak, als sie Tanner sah, der offenbar auf sie gewartet hatte.
    Erschrocken stützte sie sich am Türrahmen ab und atmete tief ein, um sich zu beruhigen. Als Hairy zur Begrüßung bellte, beugte sie sich zu ihm hinunter und streichelte ihn. Dann sah sie Tanner an. „Wieso musst du mich eigentlich immer erschrecken? Ist das was
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