Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lucy & Olivia - Die Vampirprüfung

Lucy & Olivia - Die Vampirprüfung

Titel: Lucy & Olivia - Die Vampirprüfung
Autoren: Sienna Mercer
Vom Netzwerk:
noch nicht gefunden und Olivia verlor langsam den Mut. Hier gab es unzählige Urnen, Vasen, Büsten, Schubladen, Schachteln und Podeste. Das Kästchen konnte sonst wo sein.
    Lucy begann, wie ein Panther im Käfig im Kreis zu gehen. Plötzlich blieb sie stehen und schlug sich vor die Stirn. »Ich bin so ein Flughund!«, rief sie aus. Dann ging sie zur Vorderseite des Schreibtischs, wo ein Haufen Ordner von zwei Wasserspeier-Buchstützen aus Messing gestützt wurde. Sie drehte den Kopf der rechten Buchstütze und am anderen Ende des Raums fuhren zwei Bücherregale nach hinten und glitten dann zur Seite. Zwischen ihnen kam ein schummeriger Durchgang zum Vorschein.
    »Cool!«, sagte Olivia und folgte Lucy eifrig in den düsteren
Gang, in dem es eine enge Wendeltreppe hinabging. »Wo sind wir hier?«, wollte sie wissen.
    »Zwischen der Küche und dem Wohnzimmer«, erklärte Lucy. »Dieser Durchgang ist der einzige Zugang zu diesem Raum.«
    Die Stufen endeten auf dem Boden eines winzigen kreisförmigen Zimmers. In die Wände waren unzählige Reihen von kleinen, flachen, grabsteinförmigen Löchern gemeißelt worden. Statt Knochen lagen darin Bücher und Schriftrollen.
    »Die Spezialsammlung meines Vaters«, verkündete Lucy.
    Olivia kam näher und linste in einen der Hohlräume. Er war mit einer Glasscheibe verschlossen und in seinem Inneren sah sie ein Marmortablett, in das geheimnisvolle Hieroglyphen eingraviert waren. Daneben lag eine antik aussehende Schriftrolle ausgebreitet, die wie ein Entwurf aussah.
    »Was ist das alles?«, flüsterte sie.
    »Die alten Dekorationslehrbücher meines Vaters«, antwortete Lucy über ihre Schulter hinweg.
    Lucy begann, zwischen ein paar Büchern in einem Loch auf der anderen Seite des Raums zu suchen, während Olivia von einer steinernen Nische angezogen wurde. Sie zog ein dickes schwarzes Buch mit gebrochenem Buchrücken hervor und stellte fest, dass es ein Fotoalbum war.
    Olivias Mund blieb vor Schreck offen stehen. Da war ein Bild von ihr als kleines Mädchen mit einem Hexenhut und einem Besen in der Hand!

    Ich kann mich nicht erinnern, zu Halloween jemals so verkleidet gewesen zu sein, staunte sie. Dann wurde ihr klar, dass das natürlich Bilder von Lucy waren, und sie begann zu kichern.
    »Weißt du noch, wie ich gesagt habe, nächstes Mal schauen wir uns Fotos an, auf denen du sabberst und peinliche Klamotten anhast?«, erinnerte Olivia ihre Schwester und begann aufgeregt, das Album durchzublättern. »Tja, jetzt ist es so weit!«
    Lucy zuckte zusammen. »Solltest du nicht lieber nach unserem Kästchen suchen?«
    Olivia wollte gerade das Album zurückstellen, als etwas hinten in der Nische ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. Es sah so aus, als wäre da noch etwas anderes. Etwas Braunes. Sie zog ein weiteres Album heraus und griff neugierig in die freie Öffnung.
    Olivias Pulsschlag beschleunigte sich, als sie eine hölzerne Kante spürte. Langsam und vorsichtig zog sie das Kästchen heraus, das dort seitlich versteckt war.
    Ohne dass Olivia etwas sagen musste, tauchte Lucy neben ihr auf. Sie sahen beide auf das vergoldete Zeichen auf dem Deckel hinab – dasselbe Zeichen, das sich auf ihren Ringen befand.
    Das ist das Kästchen, das ich gestern gesehen habe , erkannte Olivia mit klopfendem Herzen. Sie hörte, wie Lucy nach Luft schnappte.
    Olivia klappte den Deckel auf und sie starrten auf einen Stapel vergilbter Papiere. Lucy nahm das oberste Blatt an den Rändern heraus, als hätte sie Angst, es könne zu Staub zerfallen, und drehte es um.

    »›Mein Lieber‹«, begann Lucy zu lesen, aber dann hielt sie inne. Olivia folgte Lucys Blick ans Ende der Seite. Der Brief war unterschrieben mit: Auf ewig dein, Susannah.
    »Woher hat mein Vater einen Brief unserer leiblichen Mutter?«, fragte sich Lucy laut. Olivia blätterte schnell die Papiere durch und sah, dass das alles Briefe von Susannah zu sein schienen. Unter dem Stapel lag ein kleineres Stück glänzendes Papier mit abgerundeten Ecken. Darauf stand in ordentlicher Handschrift: Susannah und ich an unserem Hochzeitstag.
    Langsam und vorsichtig nahm Olivia das kleine Stück Papier heraus und drehte es um. Sie konnte kaum glauben, was sie da sah. Es war ein Bild ihrer leiblichen Eltern.
    Das Bild musste schon vor langer Zeit aufgenommen worden sein, denn die Farben waren ganz bräunlich. Susannah trug ein langes weißes Brautkleid aus Spitze mit einem eleganten U-Boot-Ausschnitt und auf ihrem Gesicht erstrahlte ein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher