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Lucy in the Sky

Lucy in the Sky

Titel: Lucy in the Sky
Autoren: Paige Toon
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ein paar Sachen für dich aus der Wohnung holen, wenn ich wieder in London bin, falls das hilft«, bietet Tom mir an.
    »Ja, ich auch«, stimmt Nick zu.
    »Danke.« Ich lächle meine wunderbaren Stiefbrüder an und sage zu Nathan: »Ich glaube, jetzt könnte ich einen Witz brauchen.«
    »Ich weiß einen!«, mischt Nick sich sofort ein.
    »Oh, los geht’s«, stöhne ich.
    »Was geht einer Fliege als Letztes durch den Kopf, bevor sie gegen die Windschutzscheibe knallt?«, fragt Nick und gibt auch gleich die Antwort: »Ihr Arschloch!«
    »Iiieh!«, lache ich.
    »Geht ein Cowboy zum Friseur«, schließt Meg sich an,
    »kommt wieder raus – Pony weg!«
    »Was ist der Unterschied zwischen einem Cello und einem Klavier?«, ruft Tom. »Das Klavier brennt länger!«
    Nathan stößt mir in die Seite. »Wir sind anscheinend in guter Gesellschaft!«
    Nach dem Pubaufenthalt mache ich mit Nathan einen Spaziergang am Schloss. Die anderen merken, dass wir ein bisschen Zeit für uns alleine brauchen, und versuchen erst gar nicht, sich uns anzuschließen.
    »Klasse, deine Familie«, schmunzelt Nathan.
    »Ja, und sie mögen dich auch.« Und es stimmt. Nick und Tom haben mit Nathan auf Anhieb viel mehr Spaß gehabt als jemals mit James.
    Wir klettern den Hügel zum Schloss hinauf, und nach wenigen Minuten müssen wir mächtig nach Luft schnappen.
    »Und du hast gedacht, die Hügel in Manly wären steil«, keuche ich.
    »Ja«, pflichtet Nathan mir bei. »Zumindest kann man da von oben das Meer sehen.«
    »Und was meinst du, was das hier ist?«, frage ich und zeige nach links.
    »Verdammt! Ist das … «
    »Das Meer, genau!«, lache ich. Zwar ist der Tag so trüb, dass man es kaum erkennen kann, aber es ist trotzdem da, eine blaugraue Fläche, die sich von den grünsten Feldern, die ich je gesehen habe, aus weit ins Unendliche dehnt.
    »Wow.« Nathan genießt die Aussicht.
    Dann schlendern wir um das Schloss herum und machen uns schließlich auf Pfaden, die so schmal sind, dass man nicht nebeneinander gehen kann, auf den Rückweg. Ich setze vorsichtig einen Fuß vor den andern, um auf dem nassen Laub nicht auszurutschen, und Nathan folgt mir. Nach einer Weile hören wir den Fluss unter uns donnern und brausen.
    Unten führt eine Brücke zu einer hübschen grünen Weide hinüber. Hinter uns thront das Schloss auf der Hügelspitze. Ich beuge mich nach rechts über die Steinbrüstung und betrachte das Wasser, das leise unter der Brücke fließt, dann laufe ich zur anderen Seite, wo es über die Felsen hüpft und strudelt. Als ich aufblicke, sehe ich, dass Nathan, die Hände in den Taschen, an der Brüstung lehnt und mich amüsiert beobachtet.
    »Was ist?«, frage ich und gehe zu ihm.
    »Alles klar bei dir?«, fragt er, und sein Gesicht wird ernst. »Du siehst aus, als würde es dir gut gehen. Ist es auch so?«
    »Ja, es geht mir wirklich gut«, antworte ich und verschränke die Arme vor der Brust. Auf einmal fällt mir der blaue Fleck an seiner Schläfe auf, und ich werde unruhig, schaue schnell weg und schlucke. Aber dann wende ich mich ihm wieder zu.
    »Es tut mir leid. Es tut mir leid, dass er dich geschlagen hat. Es tut mir leid, dass ich dich da mit reingezogen habe.« Wütend schüttle ich den Kopf, um die Tränen aufzuhalten. Es ist leichter, wenn ich ihn nicht ansehe.
    »Hey, das ist in Ordnung«, sagt er, zieht die Hände aus den Taschen und hakt sich mit den Daumen in meine Gürtelschlaufen ein. Dann zieht er mich zu sich, aber nicht so nah, dass wir uns berühren. »Mir tut es leid, was er dir angetan hat. Ich kann gar nicht glauben, dass er dich so behandelt hat.«
    Ich hole tief Luft, um mich etwas zu beruhigen. Mir geht es gut, mir geht es gut, sage ich mir. Alles ist okay.
    O Mann, wem will ich etwas vormachen? Offensichtlich gebe ich da etwas nicht zu. Es bringt mich fast um, dass ich nie wissen werde, wie krass James mich wirklich belogen hat oder in welchem Maß er mich mit Zoe betrogen hat – und auch mit anderen Frauen, falls das, was William über seinen Ruf gesagt hat, der Wahrheit entspricht. Vier Jahre waren wir zusammen, und jetzt wird mir klar, dass ich ihn eigentlich gar nicht kenne. Wenigstens kann ich mich damit trösten, dass ich ihm nie wirklich vertraut habe. Das nächste Mal höre ich auf meinen Instinkt. Aber mit meinen Gefühlen kann ich mich später auseinandersetzen, später, wenn Nathan nicht mehr da ist. Jetzt will ich das Hier und Jetzt genießen.
    Ich sehe ihm in die Augen. Er ist so nah, wie er da
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