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Lucy in the Sky

Lucy in the Sky

Titel: Lucy in the Sky
Autoren: Paige Toon
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entlangrast, werde ich fest in meinen Sitz gepresst. Dann sind wir plötzlich in der Luft und steigen höher, immer höher, bis die Lichter von London weit hinter uns liegen. Dann stecken wir auf einmal mitten in den Wolken, und draußen wird alles dunkel.
    In meinem Kopf fängt es an zu arbeiten. Wer ist sie? Kennt James sie schon lange? Wie oft haben sie zusammen geschlafen? Ist sie besser im Bett als ich? Schlanker? Größer? Sexier? Liebt er sie? O Gott, o Gott. Wie kann er mir das nur antun?
    Erneut steigt Übelkeit in mir auf, und diesmal übergebe ich mich tatsächlich.
    »Igitt.« Fettbacke zuckt angeekelt zurück, während seine magersüchtige Frau mich nervös beäugt, fast gänzlich vom schrankartigen Körper ihres Mannes verdeckt.
    Dong!
»Ladies and Gentlemen, der Kapitän hat das Anschnallzeichen ausgeschaltet, sodass Sie sich nun frei in der Kabine bewegen können … «
    »Entschuldigung.«
    Es ist geradezu unheimlich, wie viel schneller mein Nachbar sich bewegt, wenn der Gestank von Erbrochenem in der Luft liegt. Die Tüte in der einen, das Handy in der anderen Hand, dränge ich mich an ihm und seiner Frau vorbei und laufe bergauf zur Toilette, während die Maschine weiter steigt. Sobald ich in der Toilette bin, verriegle ich die Tür und leere den ekeligen Tüteninhalt in die Kloschüssel, bevor ich mir den Mund gründlich mit Wasser ausspüle. Die Diamantohrringe, die James mir letzten Oktober zu meinem fünfundzwanzigsten Geburtstag gekauft hat, funkeln mich aus dem Spiegel an.
    »Hey, Süße ... Lucy, wach auf!«
    »Aach.«
    »Herzlichen Glückwunsch!« James lächelt und küsst mich auf die Stirn. Ich schüttle mühsam den Schlaf ab und sehe ihn an. Tiefe blaue Augen blicken aufmerksam in meine.
    »Ich bin so müde. Wie spät ist es denn?«
    »Halb sieben.«
    »Halb sieben? James! Ich brauch erst in einer Stunde aufzustehen.«
    »Ich weiß, aber ich muss früh zur Arbeit. Und ich wollte dir das hier noch geben.«
    Behutsam legt er eine silberne Geschenkschachtel auf meinen Bauch, mitten auf die weiche Daunendecke. Wenn ich in sein erwartungsvolles Gesicht sehe, kann ich ihm unmöglich böse sein, auch wenn er mich viel zu früh weckt. Lächelnd setze ich mich auf.
    »Ich hoffe, sie gefallen dir.«
    Sie? Ich hebe den Deckel von der Schachtel, und zum Vorschein kommt eine weitere Schachtel, diesmal aus schwarzem Samt.
    Darin kuscheln sich zwei Diamantenohrringe aneinander.
    Jetzt bin ich hellwach.
    »James, die sind ja wunderschön! Die müssen doch ein Vermögen gekostet haben!«
    Er schenkt mir ein schelmisches Lächeln, nimmt die Schachtel und zieht die Ohrringe vorsichtig heraus.
    »Machst du sie gleich rein? Ich möchte sie unbedingt an dir sehen.« Damit reicht er mir erst den einen, dann den anderen, und ich befestige sie in meinen Ohrläppchen. Dann lehnt er sich zurück und nickt zustimmend.
    »Umwerfend. Sie stehen dir ausgezeichnet.«
    Aufgeregt steige ich aus dem Bett und gehe zum großen Spiegel am Kleiderschrank, während James die Halogenstrahler im Schlafzimmer anknipst. Sofort fangen die Ohrringe an zu funkeln – weiße Diamanten, einfach wundervoll im Kontrast zu meinen dunklen Haaren. Sie sind schwer, aber ich finde sie so toll, dass ich sie wahrscheinlich nie wieder ablegen werde.
    »Danke!« Mir kommen die Tränen, als ich mich zu ihm umdrehe. Er streckt mir die Hand entgegen, und ich krabble zurück ins warme Bett, in seine Arme.
    »Musst du wirklich so früh zur Arbeit?«, frage ich, während er mich auf den Hals küsst.
    »Nein. Na ja, nicht ganz so früh.«
    »Du kleiner Mistkerl … «
    Aber er grinst nur und zieht mich aus, bis ich außer den Ohrringen nichts mehr anhabe …
    Ich stelle mein Handy wieder an, denn ich muss die Nachricht nochmal lesen, egal, welche Konsequenzen das hat. Ich sehe nach, wann sie eingegangen ist. 21 Uhr. Auf dem Weg zum Abflug-Gate hatte ich versucht, James anzurufen. Er war nicht drangegangen. Jetzt weiß ich auch, warum. Über die Toilettenschüssel gekauert, übergebe ich mich ein zweites Mal.
    Als ich zurückkomme, sitzt Fettbacke auf dem Sitz direkt am Gang und brummt irgendwas, was sich anhört wie eine Beschwerde, dass ich die ganze Nacht hin und her laufe.
    Ich ignoriere ihn, aber seine Frau lächelt mich entschuldigend an. »Alles in Ordnung, Liebes?«, erkundigt sie sich, sobald ich wieder auf meinem Platz sitze. Die kleine Nettigkeit gibt mir den Rest. Mit ganz kleiner Stimme antworte ich: »Nein«, und schon brechen alle
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