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Lucie und der erste Schultag

Lucie und der erste Schultag

Titel: Lucie und der erste Schultag
Autoren: Anette Langen
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geschlafen, Memory mit uns gespielt und so tolle hohe Türme gebaut.« Emil schluchzt, das ist so furchtbar traurig, dass er es kaum aushält.
    Die fremde Frau kniet sich vor die beiden, während das kleine Kind lustig in die Hände klatscht und singt. Etwas, das wie »Backe, backe, Kuchen« klingt. Voll der Babykram, denkt Lucie. Aber in diesem Moment wäre sie furchtbar gerne wieder ein Baby, das immer ganz nah bei seiner Mama ist. Lucie seufzt. Sie soll nicht mit Fremden sprechen. Was kann sie dann tun, um nach Hause zu finden? Wenn sie ganz laut schreien wird, ob das dann ihre Eltern bis in den Tulpenweg hören würden? Sie merkt, dass ihr wieder die Tränen kommen.
    Die fremde Frau lächelt sie aufmunternd an. »Hört mal, ihr zwei, ich will euch doch helfen. Sagt mir jetzt, wo ihr wohnt, und dann bringe ich euch nach Hause. «
    Emil will alles tun, damit er nur wieder nach Hause kommt. Wieder wirft er einen Blick auf Lucie, die so aussieht, als ob sie kein einziges Wort sagen wird. Hoffentlich wird sie nicht wütend, wenn er jetzt was sagt. Emil hält Lucies Hand ganz fest, als er leise sagt: »Wir wohnen beide im Tulpenweg und haben uns verfahren. «
    »Keine Sorge « , sagt die Frau, »es ist gar nicht weit dorthin. Ihr seid hier im Rosenweg. Kommt, ich zeige euch den Weg zum Tulpenweg. «
    Da platzt Lucie damit heraus: »Wir haben uns nur verlaufen, weil alles so gleich aussieht und … « Sie schlägt die Hand vor den Mund. Ob das schlimm war, dass sie etwas gesagt hat? Kleinlaut fügt Lucie hinzu: »Oh, meine Mama und mein Papa haben gesagt, ich soll nicht mit Fremden sprechen. «
    Die Frau nickt. »Aber wenn man Hilfe braucht, ist das bestimmt okay « , sagt sie. »Kinder, die sonst verloren gehen, sprechen auch mit der Polizei. «
    »Boa « , ruft Emil, »das ist ja der Hammer! « Die Polizisten und Polizistinnen haben nämlich echte Pistolen und verhaften alle, die böse oder gefährlich sind. Deshalb findet Emil die Polizei noch viiiiiiiiiiiiel besser als die Feuerwehr. Aber das sagt er Lucie lieber nicht.
    Lucie und Emil schieben ihre Räder, während die fremde Frau neben ihnen geht und das kleine Kind auf dem Arm trägt. Lucie ist so froh, dass sie wieder nach Hause kommen wird, dass sie ganz viel erzählen muss. »Weißt du « , sagt sie zu der Frau, »wir mussten eben flüchten. Auf unseren Fahrrädern und verfolgt wurden wir auch! «
    »Na, das ist heute ja ein echtes Abenteuer für euch « , sagt die Frau, und dann erzählt Lucie ganz schnell, wie gemein der große Alexander ist, wie toll sie ihn geärgert haben und wie blitzschnell sie dann vor ihm geflüchtet sind.
    »Aber immer nur auf dem Bürgersteig! « , fügt Emil schnell hinzu und ist richtig stolz auf sich selbst. Die beiden hätten bestimmt noch mehr erzählt, doch dann bleibt die Frau an einem Straßenschild stehen. Sie deutet hinauf: »Seht, darauf steht es: Tulpenweg « , sagt sie.

    Zuerst kommen Lucie und Emil die Häuser nicht so bekannt vor, aber als sie bis zur nächsten Kreuzung gehen, macht Emils Herz einen Freudensprung, und er ruft: »Oh ja, jetzt sind wir nicht mehr verloren. Schau, da ist mein Haus! Das mit der weißen Bank. «
    Lucie freut sich so, dass sie auf- und abhüpft wie ein Flummi und der fremden Frau zuruft: »Siehst du das mit dem blauen Briefkasten? Das ist mein Haus. «
    »Das sieht wirklich so aus wie bei uns « , gibt die Frau zu. »Aber wisst ihr was, wenn ihr in die Schule kommt, dann könnt ihr bald die Straßenschilder lesen. Dann geht ihr nicht mehr verloren! «
    Lucie hört auf zu hüpfen. »Echt? « , murmelt sie. Darüber muss sie mal nachdenken, wenn sie wieder zu Hause ist.

Bis die Kronen fliegen
    Noch nie haben sich Lucie und Emil morgens so beeilt wie an diesem Tag. Wie die Feuerwehrleute springen sie in ihre Anziehsachen und auch das Zähneputzen geht heute Morgen ratzfatz. Auf dem Weg zum Kindergarten bleiben weder Lucie noch Emil ein einziges Mal stehen. Dabei kommen sie unterwegs an einer interessanten Baustelle mit Bagger und Betonmischer vorbei und an einer Wiese, auf der drei dicke Ponys stehen. Sonst will Lucie die immer mit Gänseblümchen füttern. Aber nicht heute! Oh nein, denn heute haben sie es brandeilig.
    »Schnell, Emil « , japst Lucie und rennt mit wehendem Rock voran. »Wir müssen unbedingt als Erste an der Verkleidungskiste sein! Sonst wird das nichts mit unserem Königsschloss! «
    »Das schaffen wir schon, Lucie « , ruft Emil und reißt die Tür zum Kindergarten auf.
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