Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lucian

Lucian

Titel: Lucian
Autoren: Isabel Abedi
Vom Netzwerk:
.
    Ich brach zusammen. Erst
gab das Handgelenk nach. Es war dumm gewesen, mich darauf zu stützen,
sehr dumm. Es ließ das Blut schneller spritzen, die Wunde stärker
pulsieren. Ich fiel auf den Ellenbogen, Wirbel für Wirbel folgte mein
Oberkörper. Ich lag auf der Seite. Rollte mich auf den Rücken.
Alles war nass und warm.
    Ich sah zur Zimmerdecke. Sie war himmelblau. Der
Kronleuchter waberte in der Luft über meinem Kopf langsam hin und langsam
her.
    Heidi, Heidi . . .
    Komm doch heim . . .
    Find dein Glück . . .
    Find doch wieder zurück
. . .
    Deine Klara . . .
    Ich male dir eine Tomate . .
.
    So viel Blut . . .
    Lucian . . . Lucian . . .
Lucian . . .
    Bitte . . .
    Bitte nicht . .
.
    Lucian . . .
    Ich will nicht, dass du allein bist .
. .
    Bitte nicht, bitte, bitte, nicht . . .
    Ich will
nicht, dass du . . .
    Lu . . .

DREIUNDVIERZIG
    Ich bin da . . .
    Rebecca, ich bin da . . .
    Hörst du mich?
    Komm zurück . . .
    Rebecca, ich liebe dich . . .
    Mach die Augen auf . . .
    Sieh mich an . . .
    Rebecca, bitte nicht . . .
    Bitte . . . bitte . . .
    lass mich nicht
    . . . . . .allein . . .

VIERUNDVIERZIG
    Da war eine Stimme gewesen.
    Sie war ganz weit weg und dann war sie verstummt.
    Ich wollte nicht, dass sie verstummte, ich wollte sie noch einmal hören. Ich versuchte, die Augen zu öffnen.
    Alles drehte sich, alles war verschwommen. Da war ein Gesicht über mir. Auch das Gesicht drehte sich, zu schnell, viel zu schnell. Ich wollte, dass es anhielt.
    »Wo bin ich?«, krächzte ich und schloss die Augen, damit das Drehen aufhörte.
    »Ich bin bei dir. Du bist im Hotel. Du bist in dem Raum, von dem wir geträumt haben. Ich bin bei dir.«
    Ja, das war die Stimme, die ich vorhin gehört hatte. Sie war jetzt ganz nah, direkt an meinem Ohr. Ich kannte diese Stimme. Ich liebte diese Stimme. Ich konnte nicht glauben, dass sie echt war. Dass sie hier war.
    »Ich bin es, Lucian. Es ist vorbei, Rebecca. Wir haben es geschafft. Mach die Augen auf.«
    Ich konnte nicht. »Was pocht? Was pocht da so?«
    »Deine Wunde am Handgelenk. Ich habe sie abgebunden. Sie blutet nicht mehr. Du bist in Sicherheit, Rebecca. Mach die Augen auf. Schau mich an.«
    Ich versuchte es.
    Das Drehen hörte auf.
    Er war wirklich da. Lucian lag neben mir auf dem Teppich. Sein Gesicht und seine Arme waren verschmiert von meinem Blut, aber er lächelte und er hielt mich im Arm. Er küsste meine Schläfen. Er küsste meine Wangen. Er küsste meine Lippen.
    Dann hob er behutsam meine verletzte Hand und küsste den Verband auf meinem Gelenk. Er war dick und weich, ich sah ein Päckchen Tempotücher, um die ein Stofftaschentuch gebunden worden war. Das Stofftaschentuch war hellgrün und hatte ein Blumenmuster aus roten Rosen.
    Im Flur hörte ich Stimmen. Von draußen drang das Geräusch einer Sirene an mein Ohr.
    Ich küsste Lucians Schläfen. Ich küsste seine Wangen, seine Lippen. Dann küsste ich die Innenfläche seiner Hände.
    »Wie hast du es geschafft?«, flüsterte ich.
    Lucian lächelte mich an. »Sebastian hat mir geholfen. Er hat wie wild auf deinen Vater eingeredet. Er hat zwar nichts aus ihm rausbekommen, aber er hat ihn zumindest so weit von mir abgelenkt, dass ich wieder die Kontrolle über mich gewinnen konnte.«
    Ich atmete aus. »Aber wie hast du das Hotel gefunden?«
    Noch einmal zuckte es um Lucians Mundwinkel. »Michelle hat es mir verraten.«
    Michelle? Ausgerechnet Michelle?
    »Sie drückte mir plötzlich einen Zettel in die Hand. Ich glaube, sie hat gespürt, dass wir die Wahrheit gesagt haben, genau wie Sebastian. Und ich glaube, sie hat gesehen, wie sehr deine Mutter dich liebt.«
    Im Flur schlug eine Tür zu. Wieder hörte ich Stimmen. Jemand rief.
    »Mom, Mom! I’m here! I’m fine!«
    Ich rang nach Luft. »Meine Mutter war in der Badewanne, als ich aus dem Zimmer gelaufen bin. Ich hatte sie allein gelassen. Oh mein Gott, was ist, wenn sie . . .«
    »Schscht . . .« Lucian legte seinen Finger auf meine Lippen. »Es geht ihr gut, Rebecca. Ich habe sie im Foyer gesehen. Sie war furchtbar aufgeregt und hat immerzu nach dir gerufen. Aber sie ist nicht verletzt. Ich glaube, niemand ist ernsthaft verletzt.«
    Ich versuchte den Kopf zu heben, aber es gelang mir nicht. Alles tat weh. »Hat sie dich gesehen?«, flüsterte ich.
    Lucian schüttelte den Kopf.
    Ich biss die Lippen aufeinander. In meinem Handgelenk pochte es stärker. Lucian hob die Hände und umfasste mein Gesicht. Er sah mich an. Mir fielen all die Blicke ein,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher