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Luc - Fesseln der Vergangenheit

Luc - Fesseln der Vergangenheit

Titel: Luc - Fesseln der Vergangenheit
Autoren: Stefanie Ross
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die Bergwelt, nach wie vor ratlos, was er tun sollte, wenn sie ihren Auftrag abgeschlossen hatten. Zurück nach Afghanistan fliegen und Jasmin mit Gewalt dorthin bringen, wo sie seiner Meinung nach hingehörte, war zwar verführerisch, aber definitiv keine Lösung. Leise Schritte näherten sich ihm. Den fälligen Fluch über die unwillkommene Störung unterdrückte er, solange er nicht sicher war, ob es sich um den Admiral handelte. Als er Scott erkannte, hielt er sich nicht länger zurück und verzog den Mund.
    Sein Freund, der erst vor knapp zwei Stunden zusammen mit Pete eingetroffen war, musterte ihn durchdringend. »Na los, spuck’s aus. Ich will wissen, was los ist.«
    »Nichts.«
    »Eine glatte Lüge, und das lasse ich dir nicht durchgehen. Ich finde den Plan zwar etwas riskant, aber das kann es nicht sein, was dich stört. Browning und Jim machen einen guten Eindruck, und wir kennen die Mistkerle, die Melton geholfen haben. Murat hat die OP überstanden und die Prognosen der Ärzte sind gut. Ich frage dich jetzt zum letzten Mal: Was ist los?«
    »Und wenn ich es dir sage, lässt du mich dann in Ruhe?«
    »Netter Versuch, Luc. Ehe ich meine Zustimmung gebe, dass du morgen früh ein derartiges Risiko eingehst, will ich sicher sein, dass du voll bei der Sache bist. Mir fällt nur ein möglicher Grund für deine seltsame Stimmung ein. Jasmin. Was ist zwischen euch passiert?«
    »Seit wann benötige ich deine Zustimmung, ob und wie ich mein Team einsetze?«
    Scotts Wangenmuskel zuckte und Lucs schlechtes Gewissen verursachte einen Anflug von Übelkeit. Scotts Bedenken waren gerechtfertigt und eine derartige Abfuhr hatte er nicht verdient.
    Als Scott sich wortlos abwenden wollte, hielt Luc ihn zurück. »Tut mir leid, das war daneben. Du liegst richtig.« Nachdem er begonnen hatte, brach die ganze Geschichte aus ihm heraus und er verbarg seine Wut nicht.
    Nachdem er fertig war, schwieg Scott geraume Zeit. »Das mit Jasmin ist zwar dumm gelaufen, aber im Prinzip hat sie genauso gehandelt, wie wir es befürchtet haben. Schade nur, dass du in dem Moment selbst zu fertig warst, um sie auf den richtigen Weg zu bringen. Konzentrier dich jetzt darauf, dass wir die Sache hier beenden, und dann kümmern wir uns um deine Jasmin.«
    Im Prinzip stand Lucs Entschluss schon fest, aber er musste ihn noch einmal aussprechen, um ihn wirklich zu akzeptieren. »Nein, Scott, dieses Mal nicht. Sie hat sich entschieden. Punkt. Ich werde nicht zurückfliegen und mich auf eine Diskussion einlassen.«
    »Abwarten. Im Moment zählt nur, dass sie in Sicherheit ist. Ehrlich gesagt, verlangst du eine ganze Menge von ihr.«
    Scott hatte für Lucs Geschmack eindeutig zu viel Verständnis für Jasmins Verhalten, und er fluchte innerlich, als er seinem Freund ansah, dass er noch keineswegs fertig war. Für Luc war das Thema beendet, aber niemand hielt Scott auf, wenn er in Fahrt war.
    »Es ist eben ihre Art, andere beschützen zu wollen. Und dann denk an die Jahre, in denen sie sich alleine durchschlagen musste. Auch vorher war ihre Kindheit nicht unbedingt der Hit. Klar, ihre Eltern haben sie geliebt, aber sie war auch sehr viel alleine. Du kannst das überhaupt nicht mit dir vergleichen. Sie hatte keine Brüder, keine Freunde und schon gar nicht Ersatzeltern, die immer dann einspringen konnten, wenn die eigenen unterwegs waren.«
    »Das klingt, als ob ich an allem schuld wäre.«
    »Es geht nicht um Schuld, ich versuche nur, dir die Dinge aus ihrer Sicht deutlich zu machen. Aber wie gesagt. Eins nach dem anderen. Zuerst müssen wir morgen früh erst mal dieses ganze Rattennest ausheben.«
    »Wieso redest du eigentlich die ganze Zeit davon, dass Jasmin glaubt, mich beschützen zu müssen? Mal davon abgesehen, dass das einer Beleidigung gleichkommt?«
    »Das sehe ich anders. Ohne ihren beeindruckenden Hechtsprung hättest du Sam mit einem Kopfverband Konkurrenz gemacht. Außerdem habe ich mitbekommen, wie Melton mit ihr sprach. Wer weiß, was der ihr da eingeflüstert hat.«
    Selbst wenn Scott recht hatte, änderte das nichts an der Tatsache, dass Jasmin ihm wieder nicht vertraut und eine Entscheidung im Alleingang getroffen hatte. Aber er wollte nicht länger darüber nachdenken. Noch vor dem Morgengrauen würde ein Hubschrauber sie abholen und nach Fairfax, Virginia, fliegen. Etwas Ruhe vor dem Finale war vernünftiger als Grübeleien, die ihn nicht weiterbrachten.

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    Über dem See waberte Nebel wie ein überdimensionierter Wattebausch, aber
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